Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie Corona Senioren im Holzwinkel zu schaffen macht
Soziales Die Pandemie führt zu Einschränkungen. Senioren gelten als besonders gefährdet. Für sie gibt es eine Reihe von Angeboten
Holzwinkel Die Situation während der Pandemie macht auch vielen Senioren zu schaffen. Die Nachbarschaftshilfe im Holzwinkel will da helfen. Aber wird das Angebot von den älteren Menschen in der Region überhaupt angenommen?
„Wir waren gut vorbereitet und haben sehr schnell mit rund 20 Helfern, darunter auch Jugendlichen, einen Einkaufsservice auf die Beine gestellt“, sagt Ulrike Schipf, Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe im Holzwinkel. „Doch niemand hat diesen Service in Anspruch genommen.“
Die Gründe: „Ich muss die Ware selbst begutachten können“oder „ich weiß vorher doch nicht, was ich kaufen möchte“. Der Hauptgrund war jedoch, dass die Menschen beim Lockdown einfach froh waren, wenigstens selbst noch zum Einkaufen gehen zu dürfen. Denn auch das beliebte und gesellige Ratschcafé hatte aus Hygienegründen nicht stattfinden können.
Um in Phasen der Einsamkeit Beistand leisten zu können, hatte man einen Telefonservice angeboten, weil sich ältere Menschen gerne austauschen. Die Freude ist bePflege, stimmt groß, wenn sich jemand per Telefon Zeit für ein Gespräch nimmt. So dachten die vielen Helfer. „Aber sie haben lieber mit mir telefoniert“, sagt Schipf, „weil sie mich kennen.“
Es ist für viele Senioren schwierig, sich einzugestehen, dass die Arbeit im Haushalt schwererfällt, dass man nicht mehr so mobil ist wie früher oder dass man sein Hobby nicht mehr ausüben kann. Doch die Nachbarschaftshilfe hat auch ihre Grenzen. Dort, wo qualifizierte professionelle Unterstützung notwendig ist wie beispielsweise in der kann sie jedoch den Kontakt zu örtlichen und überörtlichen Diensten herstellen. „Wir sind kein Pflegedienst. Bei uns geht es um die kleinen Hilfen im Alltag, die in Zukunft sicherlich immer wichtiger werden.“Ziel ist es, dass die Menschen auf dem Land so lange wie möglich in vertrauter Umgebung bleiben können.
Wie diese Hemmschwelle gesenkt oder auch abgeschafft werden kann, sei noch ein großes Thema im Holzwinkel, sagt die Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe. Die Inanspruchnahme der Nachbarschaftshilfe ist nicht altersbegrenzt. Auch Alleinstehende oder Familien dürfen sich melden, wenn Not am Mann ist. „Wir sind da flexibel.“
Trotz Corona und wieder steigenden Infektionszahlen wagt Ulrike Schipf einen kleinen Ausblick auf geplante Projekte. So könne mit der Musikschule Holzwinkel & Altenmünster ein „Singkreis mit Senioren“ins Leben gerufen werden. Ein weiteres Projekt, das Schipf in Aussicht stellt, ist, den Senioren den Umgang mit dem Handy, Smartphone oder auch Tablet näherzubringen. Dabei setzt sie auf die Jugend. Denn wer könnte diese Geräte besser erklären als sie?