Augsburger Allgemeine (Land West)
Alarmbereitschaft in Wertachkliniken
Corona Die Zahlen steigen wieder, die Krankenhäuser sind alarmiert. Wovor der Chef der Wertachkliniken mehr Angst hat als vor vielen Covid-Patienten, ist der drohende Personalmangel
Schwabmünchen/Bobingen Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, nennt den Anstieg der CoronaNeuinfektionen besorgniserregend. Wie unsere Redaktion berichtete, könnten bald vielerorts geplante Operationen wieder verschoben werden müssen – wie bereits im Frühjahr. Auch im Landkreis Augsburg häufen sich die Fälle wieder, die Ampel steht auf der neu definierten Farbe „dunkelrot“. Der Inzidenzwert steigt also auf mehr als 100 an. Das bedeutet, dass sich innerhalb von sieben Tagen mehr als 100 Personen pro 100 000 Einwohner mit Corona angesteckt haben.
An den Wertachkliniken in Schwabmünchen und Bobingen ist man in Alarmbereitschaft. Der Krisenstab rund um KrankenhausChef Martin Gösele tagt wieder mehrmals die Woche, die Besucherregeln wurden jüngst verschärft. So darf jeder Patient nur zwei Besucher registrieren, die möglichst aus dem selben Haushalt stammen sollen.
Einmal am Tag darf einer von ihnen für etwa 30 Minuten zu Besuch kommen, dabei müssen sowohl der Besucher als auch der Patient eine Maske tragen. Trotz erhöhter Alarmbereitschaft läuft der Betrieb in den beiden Häuser vorerst normal weiter. Auch geplante und nicht lebensnotwendige Operationen finden nach wie vor statt. Das kann sich allerdings schnell ändern: „Wir fahren auf Sicht, lange Prognosen kann ich nicht geben“, so Gösele. Auch Betten auf allen Stationen stünden ausreichend zur Verfügung. Auf der Intensivstation sind (Stand Montagmittag) sechs
14 Betten belegt, allerdings nicht von Covid-Patienten. „Die Kapazitäten in allen Bereichen sind momentan gut“, so Gösele. So gut, dass die Wertachklinik nach dem jüngsten Corona-Ausbruch in der Hessingklinik in Augsburg fünf Covid-Patienten übernommen hat. „Wir sind solidarisch, arbeiten zusammen und unterstützen uns“, so Gösele.
Schwabmünchen ist das Corona
Schwerpunkthaus der beiden Kliniken. Dort gibt es aktuell (inklusive der fünf Hessing-Patienten) acht Covid-Infizierte und drei Verdachtsfälle. In Bobingen gibt es aktuell keinen bestätigten Fall. Keiner der Covid-Patienten wird derzeit auf der Intensivstation behandelt. Alle liegen auf der Isolierstation in Schwabmünchen.
Gösele hat allerdings weniger Angst vor einer möglichen Coronader
Patientenflut als viel mehr vor drohendem Personalmangel. Je mehr Covid-Patienten, desto höher das Risiko, dass sich Pfleger oder Ärzte anstecken und in Quarantäne müssen. „Eine Personalknappheit könnte zu großen Problemen führen“, sagt Gösele. Im schlimmsten Fall müsse eine Station geschlossen werden. Dann ist die Solidarität eines anderen Krankenhauses gefragt.