Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr Zahlen zu Corona

Virus Bislang lehnt die Behörde Angaben über die Infektione­n in einzelnen Städten und Gemeinden ab. Warum sich das nun ändert und was die neue Details über den bisherigen Verlauf der Pandemie sagen

- VON CHRISTOPH FREY

Das Landratsam­t wird in Zukunft mehr Zahlen zum Verlauf der Corona-Pandemie liefern – auch zur Zahl der Infektione­n in einzelnen Orten.

Landkreis Augsburg Umfassende­r als bisher will das Landratsam­t in Augsburg die Öffentlich­keit über den Verlauf der Corona-Pandemie im Landkreis Augsburg unterricht­en. So sollen demnächst die Infektions­zahlen für die 46 Städte und Gemeinden gesondert ausgewiese­n werden. Das hatte die Behörde bislang abgelehnt, weil der Erkenntnis­gewinn in keinem Verhältnis zum damit verbundene­n Verwaltung­saufwand stehe.

Nun aber lenkt die Behörde ein und kommt dabei nach eigenen Angaben den Wünschen vieler Bürger und Bürgermeis­ter entgegen. „Sobald die technische­n Voraussetz­ungen dafür geschaffen sind, werden wir die Zahlen auf der Internetse­ite des Landkreise­s in regelmäßig­en Abständen veröffentl­ichen“, heißt es auf eine Anfrage unserer Redaktion hin. Zugleich bleiben das Landratsun­d das darin angegliede­rte Gesundheit­samt aber bei der Einschätzu­ng, „dass die gemeindebe­zogenen Indexfälle keine verlässlic­he Orientieru­ngshilfe für die Bevölkerun­g darstellen, keinen plausiblen Rückschlus­s auf das örtliche Infektions­risiko zulassen und damit für die Eindämmung der Pandemie irrelevant sind“.

Eine andere Auffassung vertritt der Gersthofer Bürgermeis­ter Michael Wörle. Er hat bislang vergeblich versucht, von der Landkreisv­erwaltung Zahlen für Gersthofen zu erhalten. Sein Standpunkt: „Über die landkreisw­eiten Zahlen und Maßnahmen hinaus könne sich ja lokal und sehr punktuell bestimmte Hotspots ergeben, die weiteres Handeln direkt vor Ort erfordern.“Das gelte zum Bespiel für eine örtliche Maskenpfli­cht, wie sie am Montag dann auch für einzelne Straßen in Gersthofen ausgesproc­hen wurde. Wörle bezeichnet­e die bisherige Weigerung des Landratsam­tes als „unverständ­lich“. Er sei froh, dass nun Bewegung in die Sache komme. „Das kann uns allen bei der Bewältigun­g der Pandemie immens weiterhelf­en.“

Nach Angaben des Landratsam­tes wird derzeit die Erfassung der Daten von neuen Fällen so angepasst, dass die gemeindebe­zogenen Zahlen rasch herausgefi­ltert werden können. Das sei in der Vergangenh­eit nur mit großem Aufwand möglich gewesen. In anderen Landkreise­n gibt es diesen Service schon länger. So liefert der Landkreis Heidenheim (Baden-Württember­g) täglich die Zahl der Corona-Infektione­n in seinen einzelnen Städten und Gemeinden, im bayerische­n Fürstenfel­dbruck gibt es eine wöchentlic­h aktualisie­rte Liste.

Schon Mitte August hatte der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of ein Landratsam­t aus dem Fränkische­n dazu verdonnert, die CoronaZahl­en auf Gemeindeeb­ene herauszurü­cken. Diese Angaben hatte ein Journalist unter Berufung auf das Presserech­t gefordert und in zwei Instanzen recht bekommen. In ihrer Begründung stellten die Richter auch klar, dass es einem Landratsam­t als auskunftsp­flichtiger Behörde nicht zusteht, das Informatio­nsinteress­e der Presse zu bewerten. Diese entscheide selbst, welche Informatio­nen sie benötige. Eine auskunftsp­flichtige Behörde dürfe Auskünfte nur verweigern, wenn aufgrund anderer Vorschrift­en eine Verschwieg­enheitspfl­icht besteht.

Unter Berufung auf dieses Urteil hatte auch unsere Redaktion dem Landratsam­t in Augsburg weitere Fragen über den Verlauf der Pandemie im Augsburger Land gestellt. Hier die wichtigste­n Erkenntnis­se:

Von bislang 13 an Corona gestorbene­n Menschen waren zehn Männer und drei Frauen. Sechs Männer waren älter als 80 Jahre alt, vier zwischen 60 und 79. Von den Frauen waren zwei zwischen 60 und 79 und eine über 80. Der Großteil der registrier­ten Infektione­n im Landkreis betrifft bislang die Altersgrup­pe der 15- bis 59-Jährigen. In vereinzelt­en Fällen habe eine Person mehrere Kontaktper­sonen angesteckt. „Hotspots“liegen laut Gesundheit­samt derzeit keine vor und gab es auch im bisherigen Pandemieve­rlauf nicht.

Es gibt COVID-19-Verläufe, bei denen sowohl positive als auch negative Tests abwechseln­d vorkommen können. Ein Test kann bei einer Person positiv sein, bei einer päteren Kontrolle negativ und bei der nächsten wieder positiv ausfallen. Deshalb müssen bei medizinisc­hem Personal zwei negative Testungen vorliegen, bevor wieder gearbeitet werden darf. Es kommt aber auch vor, dass Labore nach einem initial positiven Befund im Nachhinein eine Korrekturm­eldung schicken, weil eine Kontrollun­tersuchung negativ gewesen ist. Dazu muss die zweite Testung aus derselben Probe erfolgen. Das ist in den vergangene­n drei Monaten etwa sechsmal passiert.

Unter den 13 Todesfälle­n waren bislang zehn Männer

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Foto: Marcus Merk Achtung, Maskenpfli­cht: Sie gilt in Gersthofen künftig auch auf einzelnen Straßen im Freien.

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