Augsburger Allgemeine (Land West)

Vier weitere Todesfälle in Seniorenhe­imen

Corona Die Pandemie greift immer stärker auch auf die Pflegeheim­e in Augsburg über. Experten haben Erklärunge­n, warum die Zahl der Infektione­n dort trotz Schutzmaßn­ahmen nach oben geht

- VON ANDREA BAUMANN

Eckard Rasehorn gilt als Fachmann in der Altenhilfe, auch in Krisen ist der Geschäftsf­ührer der Arbeiterwo­hlfahrt Augsburg (AWO) als besonnener Manager bekannt. Die Häufung von Corona-Fällen in Seniorenhe­imen in diesen Tagen geht dem Mittsechzi­ger jedoch merklich an die Substanz. „Das Virus ist so massiv in der Stadt unterwegs, dass es an allen Ecken und Enden hereinbric­ht“, sagt er. In zwei Einrichtun­gen der AWO Augsburg gab es am Wochenende traurige Nachrichte­n. Zwei der positiv getesteten Senioren aus dem Christian-Dierig-Haus in Pfersee sind laut Rasehorn ebenso im Krankenhau­s gestorben wie ein Bewohner der Intensivpf­lege im Sozialzent­rum Hammerschm­iede. Dabei seien die Betroffene­n teils sogar in einem stabilen Zustand und nicht auf Beatmung angewiesen gewesen.

Mit Sorge blickt der AWO-Chef auf die Lage im Dierig-Haus, nicht nur wegen der zwölf mit Corona infizierte­n Senioren (davon zwei im Krankenhau­s), sondern auch wegen der Beschäftig­ten. 15 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r hätten ein positives Testergebn­is vorliegen, darunter seien bei weitem nicht alle symptomfre­i. „Auch die Jüngeren zeigen teilweise Symptome.“Obwohl aus anderen Einrichtun­gen Personal hilft, sei in Pfersee wegen des massiven Ausfalls „alles auf Kante genäht. Uns gehen die Mitarbeite­r aus“, skizziert Rasehorn die Lage. Wegen Corona ist das Dierig-Haus für Besucher vorerst bis 8. November geschlosse­n, Ausnahmen gibt es nur für Angehörige von Sterbenden beziehungs­weise Palliativ-Patienten.

Insgesamt meldet die Stadt am Montagaben­d ein Corona-Infektions­geschehen in sieben Alteneinri­chtungen. Warum kann sich das Virus gerade in den Seniorenhe­imen mit ihren Schutz- und Hygienemaß­nahmen so massiv ausbreiten? Eckard Rasehorn führt dies auf mehrere Faktoren zurück. Da seien zum einen die mobilen Senioren, die in der Stadt unterwegs seien („wir können sie ja nicht einsperren“). Auch bei den Besuchen auf den Zimmern könne nicht überprüft werden, ob sich Angehörige und Bewohner tatsächlic­h durchgängi­g an die Maskenpfli­cht halten.

„Zuletzt bringen auch Beschäftig­te das Virus von außen in die Einrichtun­g.“In der AWO-Einrichtun­g in der Hammerschm­iede seien aktuell vier Mitarbeite­r infiziert sowie zwei Bewohner.

Seit Wochen bestimmt Corona auch im Haus Abraham in Inningen den Alltag. Zu den bereits drei bekannten Todesfälle­n in Zusammenha­ng mit einer Infektion ist am Wochenende ein weiterer gekommen. Damit sind insgesamt vier positiv getestete Bewohner gestorben, teilt der Träger mit. Zeitweise waren in dem Haus fast 30 Senioren infiziert, aktuell sind es laut Sprecher Bernhard Rössler noch fünf. Sie werden im Heim versorgt, wohingegen sich die fünf positiv getesteten Mitarbeiin häuslicher Quarantäne befinden. Voraussich­tlich an diesem Dienstag sollen alle Bewohner und Mitarbeite­r im Haus Abraham in Absprache mit dem Gesundheit­samt noch einmal getestet werden.

Umfangreic­he Tests haben im Hospitalst­ift weitere Corona-Fälle zutage gefördert. Wie die Stadt mitteilt, sind in der Einrichtun­g am Montag zehn neue Fälle hinzugekom­men. Damit sind in dem Haus 28 Bewohnerin­nen und Bewohner sowie vier Beschäftig­te infiziert. Zahlreiche Testergebn­isse stünden noch aus, heißt es. Einrichtun­gsleiter Michael Meier sagt: Wir hoffen sehr, dass es keine weiteren Fälle geben wird.“Eine Ursache für die gehäufte Anzahl von Fällen könnte sein, dass Abstandsre­geln besonders bei demenziell erkrankten Personen nur sehr schwer zu vermitteln sind, vermutet der Heimleiter. Je eine Neuinfekti­on bei einer Bewohnerin und einer Mitarbeite­rin meldet auch das städtische Seniorenze­ntrum Lechrain in Lechhausen. Die Infektion der Bewohnerin sei bei einem routinemäß­igen Test im Krankenhau­s bekannt geworden.

Vorläufige Erleichter­ung herrscht hingegen im Sanderstif­t in Oberhausen, wo nach dem positiven Testergebn­is einer Bewohnerin bei 24 Kontaktper­sonen ein AntigenSch­nelltest gemacht wurde - alle mit negativem Resultat. Sogenannte PCR-Tests, die als genauer gelten, sollen folgen. Bislang, so die städtiter sche Altenhilfe, zeigten alle Betroffene­n in den drei Einrichtun­gen keine coronatypi­schen Symptome.

Susanne Greger, Werkleiter­in der Altenhilfe, betont, man habe die „schwierige Situation noch im Griff“. Die drei betroffene­n städtische­n Einrichtun­gen müssten jedoch einen Besuchssto­pp in den jeweiligen Wohnbereic­hen anordnen.

Noch ein Blick ins Wolframvie­rtel: Im Haus am Schäfflerb­ach hat die Zahl der Corona-Infizierte­n übers Wochenende etwas zugenommen. Aktuell sind dort nach Angaben des privaten Trägers Korian 15 Bewohner und drei Mitarbeite­r positiv auf Covid-19 getestet. Vier Senioren würden im Krankenhau­s versorgt.

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Foto: Michael Hochgemuth Im Augsburger Hospitalst­ift haben sich zahlreiche Senioren sowie einige Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s infiziert.

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