Augsburger Allgemeine (Land West)

Anton Wölfel ist Praktikant in der Pfarrei

Religion Schon mit 18 Jahren wurde Anton Wölfel zum Klosterbru­der. Nun will der 29-Jährige Priester werden. Ausgebilde­t wird er in der Pfarrei Dinkelsche­rben. Was treibt ihn an?

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben In der Pfarreieng­emeinschaf­t Dinkelsche­rben gibt es ein neues Gesicht: Der 29-jährige Anton Wölfel ist in den kommenden 14 Monaten quasi der neue Praktikant von Pfarrer Martin Gall. Schon als Teenager war für den jungen Mann aus Obertaufki­rchen klar, dass er sein Leben seinem Glauben widmet möchte. Während andere in seinem Alter von der weiten Welt träumten oder Party machten, ging Wölfel mit 18 Jahren ins Kloster. Was treibt ihn an?

Aufs Partymache­n verzichten musste er auch während seiner Zeit als junger Erwachsene­r im Kloster nicht, stellt Wölfel klar. Er schloss sich der Ordensgeme­inschaft der Redemptori­sten an, zog in das Kloster in Gars am Inn (Landkreis Mühldorf). „Das ist nicht der strengste Orden“, sagt Wölfel. Ab und zu feiern mit Freunden, das schließe das Leben im Kloster nicht aus. Über seine Entscheidu­ng gewundert hätten sich einige Freunde aber schon. Nun ist sich Wölfel sicher, dass er den Weg zum Priester gehen möchte.

Aufgewachs­en ist Wölfel als Sohn eines Landwirts in Obertaufki­rchen (Landkreis Mühldorf). Zur Glauben habe er besonders durch seine Großeltern gefunden, mit denen er regelmäßig in den Gottesdien­st ging. „Ich bin dann sehr früh Mesner geworden“, erinnert er sich. Schon mit 13 Jahren. Damals wurde die Sakristei in der Kirche erneuert, es brauchte helfende Hände. Wenig später baute Wölfel auf dem Hof seiner Eltern sogar eine kleine Hauskapell­e. Dass er einmal Ordensbrud­er werden würde, wusste er da aber noch nicht.

Entscheide­nd dafür sei die Begegnung mit einem der Brüder in der Kirche gewesen, erinnert sich Wölfel: „Als ich 13 oder 14 Jahre alt war, kam einer der Brüder in unsere Pfarrei, das hat mich fasziniert.“Das Gespräch mit dem charismati­schen Bruder hallte offenbar nach. Doch zunächst ging der berufliche Weg von Wölfel in eine ganz andere Richtung. „Meine Eltern wollte, dass ich nach der Realschule erst mal Lehre mache.“Wölfel wurde Industriek­aufmann, doch der Gedanke an das Leben im Kloster ließ ihn nicht los. Nach der Lehre schloss er sich schließlic­h seinen Glaubensbr­üdern an.

Das Leben im Kloster sei sehr vielseitig, sagt der 29-Jährige. Er habe dort zunächst sein Abitur nachgeholt und dann angefangen zu studieren. Später auf dem Weg zum Priester kommt ein sogenannte­s Entscheidu­ngsjahr, nach dem Wölfel sich entscheide­n musste, ob er ein Leben in Ehelosigke­it, Gehorsam und Armut führen möchte. Das will er bis heute. „Natürlich gibt es da Entscheidu­ngen, die einem nicht leichtfall­en“, sagt Wölfe. Zum Beispiel die gegen eine Familie oder großen Reichtum. „Man gibt damit viele Freiheiten auf“, sagt Wölfel. Doch die Gemeinscha­ft biete auch eine Menge an Freiheiten.

Die Ordensgeme­inschaft der Redemptori­sten hat mehr als 5000 Mitglieder in knapp 80 Ländern auf der Welt. So verschlug es Wölfel in den vergangene­n Jahren unter anderem zu seinen Glaubensbr­üdern in Linz oder London, wo er ein halbes Jahr lebte. Langfristi­g möchte der heimatverb­undene Wölfel aber am liebsten als Pfarrer in Bayern bleieine ben. In Dinkelsche­rben fühle er sich nach den ersten paar Tagen bei Pfarrer Gall schon sehr wohl. Wölfel mag die Natur und das viele Grün in der Pfarreieng­emeinschaf­t. Und privat? „Ich koche sehr gerne“, sagt der 29-Jährige. Am liebsten deftige, bayerische Küche.

In den kommenden 14 Monaten wird der 29-Jährige nun nach und nach das Handwerksz­eug zum Priester lernen. An der Seite von Pfarrer Gall wird er Gottesdien­ste mitgestalt­en und später auch selbst übernehmen. Wohin es ihn nach seiner Zeit in Dinkelsche­rben verschlage­n wird, ist noch offen.

 ??  ?? DIENSTAG, 3. NOVEMBER 2020
DIENSTAG, 3. NOVEMBER 2020
 ?? Foto: Marcus Merk ?? Pfarrerpra­ktikant Anton Wölfel (links) unterstütz­t Pfarrer Martin Gall in den kommenden 14 Monaten in der Pfarrei Dinkelsche­r‰ ben.
Foto: Marcus Merk Pfarrerpra­ktikant Anton Wölfel (links) unterstütz­t Pfarrer Martin Gall in den kommenden 14 Monaten in der Pfarrei Dinkelsche­r‰ ben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany