Augsburger Allgemeine (Land West)

SGL will 500 Jobs abbauen – das sagt der Betriebsra­t

Wirtschaft SGL Carbon will insgesamt 500 Arbeitsplä­tze abbauen. Steht dem Standort in Meitingen nach dem weitgehend­en Aus von Showa Denko der nächste schwere Schlag bevor?

- VON CHRISTOPH FREY

Meitingen Schlechte Nachrichte­n für Meitingen: Beim wichtigste­n Arbeitgebe­r der Region zeichnet sich ein Stellenabb­au ab. Zur Stunde ist noch unklar, in welchem Ausmaß der SGL-Standort-Meitingen davon betroffen ist. Er ist der größte von insgesamt fünf Standorten in Deutschlan­d. Deshalb geht Betriebsra­tsvorsitze­nder Markus Stettberge­r davon aus, dass der Standort „stark betroffen“sein werde. Konkrete Zahlen gebe noch nicht.

Aber: Der Vorstand der SGL Carbon SE hat am Freitag entschiede­n, ein Restruktur­ierungspro­gramm umzusetzen, mit dem das Unternehme­n Einsparung­en in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 (gegenüber dem Basisjahr 2019) avisiert. Diese Einsparung­en setzen sich zusammen aus einem geplanten sozialvert­räglichen Personalab­bau von mehr als 500 Mitarbeite­rn und umfangreic­hen Sachkosten­einsparung­en vor allem in den Bereichen Reisekoste­n, Beraterkos­ten sowie externe Dienstleis­tungen. Zur Umsetzung dieses Restruktur­ierungspro­gramms werden insgesamt Kosten in Höhe von etwa 40 Millionen Euro erwartet. Das teilte das Unternehme­n mit.

In Stettberge­rs Augen ist der Zeitpunkt äußerst ungünstig. „Das war ein Schock.“Die Coronakris­e erschwere die Kommunikat­ion mit den Beschäftig­ten, der Arbeitsmar­kt sei lange nicht mehr so gut. Im Laufe des Dienstag will der Betriebsra­t die Belegschaf­t in virtuellen Versammlun­gen informiere­n.

Stettberge­r befürchtet, dass sich ein Personalab­bau nicht vermeiden lässt. Ziel des Betriebsra­tes sei es aber, betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden. Deshalb habe man der Unternehme­nsführung bereits eine Reihe alternativ­er Sparvorsch­läge gemacht. Darüber werde in den nächsten Tagen weiter verhandelt. Dabei dränge die Zeit, weil das Unternehme­n offensicht­lich Geld brauche.

In einer offizielle­n Mitteilung begründete SGL den Stellenabb­au mit der wirtschaft­lichen Lage. Laut Unternehme­n zeichnen sich signifikan­te Abweichung­en vor allem in den Marktsegme­nten Automobil, Luftfahrt und Windenergi­e im Geschäftsb­ereich Composites – Fibers & Materials (CFM) ab. Die Entwicklun­g bei Automobil und Luftfahrt wird auch pandemiebe­dingt niedriger als im letzten Fünf-Jahresplan erwartet. Dagegen wächst das Geschäft mit der Windenergi­e deutlich stärker als erwartet. Insgesamt rechnet SGL mit einem Konzernerg­ebnis von minus 130 bis 150 Millionen Euro. Im Vorjahr lag der Verlust bei 90 Millionen Euro.

Bei SGL in Meitingen arbeiten rund 1000 Mitarbeite­r direkt, hinzu kommen weitere 500 in einem Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit dem Bremsenher­steller Brembo. Verkauft hat die SGL die so genannte Nippel-Herstellun­g für die Stahlindus­trie. Sie war einst das Herz der Niederlass­ung in Meitingen und wurde vom japanische­n Marktführe­r Showa Denko übernommen.

Nach zunächst guten Jahren verkündete­n die Japaner im Februar das Aus für die Produktion in Meitingen, 140 Mitarbeite­r sollten ihre Stellen verlieren. Der Firmensitz wurde bereits vom Meitinger SGLGelände in den Gersthofer Glasturm verlegt. Auch angesichts dieser Vorgeschic­hte nennt Stettberge­r die Entwicklun­g „doppelt bitter“. Er ist seit zehn Jahren Betriebsra­tsvorsitze­nder und hat seitdem bereits zwei „Restruktur­ierungen“mitgemacht.

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Foto: Marcus Merk SGL Carbon will 500 Arbeitsplä­tze streichen. Noch ist nicht klar, wie stark der Stand‰ ort Meitingen betroffen ist.

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