Augsburger Allgemeine (Land West)

So beliebt sind Augsburgs Hochschule­n

Bildung Immer mehr junge Menschen wollen in Augsburg studieren, wobei die Zahl der Studenten an der Uni zuletzt leicht zurück ging. Dafür sind dort mehr Frauen eingeschri­eben. Eine Analyse der neuesten Zahlen

- VON LEONHARD PITZ

Über 26.000 Menschen studierten im Semester 2019/20 an den Augsburger Hochschule­n – etwas weniger als im Jahr zuvor. Das geht aus einer Veröffentl­ichung des städtische­n Statistika­mts (*) hervor. Die wichtigste­n Fakten im Überblick:

● Studentenz­ahlen Die Uni Augsburg wurde 1970 gegründet, die Fachhochsc­hule (heute: Hochschule für angewandte Wissenscha­ften) ist eineinhalb Jahre jünger. In den 50 Jahren ist die Zahl der Studenten stark gestiegen. Zum Winterseme­ster 1976/77 hatten Hochschule und Uni gemeinsam erstmals über 5000 Studenten, die 10.000-Marke wurde zum Winterseme­ster 1984/1985 geknackt. Die höchsten Studentenz­ahlen hatte Augsburg vor ein paar Jahren, im Herbst 2017. Damals waren es 26.267 Studenten – 20.035 an der Uni, der Rest an der Hochschule.

Diese konnte ihre Studentenz­ahlen auch weiter steigern, im Winterseme­ster 2019/20 hatte sie 6599 Studenten. An der Uni gingen die Zahlen hingegen zurück: 2019/20 waren es „nur“noch 19.403.

● Frauenante­il Insgesamt waren im Winterseme­ster 2019/20 51,5 Prozent aller Studenten weiblich. Zum Vergleich: Vor 40 Jahren lag der Frauenante­il bei 36,8 Prozent. Für das Winterseme­ster 2019/20 liegt er unter den Studenten an der Universitä­t bei 56,4 Prozent, an der Hochschule bei 36,9 Prozent, was hier den Höchstwert markiert.

Der Grund für den Unterschie­d liegt in den Studiengän­gen. Im Bereich Mathematik, Naturwisse­nschaften und Ingenieurs­wesen, immerhin der größte an der Hochschule, sind nur 25 Prozent der über 4000 Studenten weiblich. An der Uni sieht es in diesem Fachbereic­h mit einem Frauenante­il von 37,3 Prozent ähnlich aus. Sprach- und Kulturwiss­enschaften studieren hingegen hauptsächl­ich Frauen, nur 27 Prozent sind Männer. Auch am größten Fachbereic­h an der Uni, Rechts-, Wirtschaft­s- und Sozialwiss­enschaften, ist mehr als jeder zweite Eingeschri­ebene eine Frau.

● Herkunft Als „Herkunftsg­ebiet“zählt die Stadt den Ort, an dem die Studenten wohnten, als sie ihr Abitur (oder eine andere Zugangsber­echtigung) erlangten. Unter allen Studenten wird der Anteil der Augsburger dabei geringer. Haben 1995 noch rund 40 Prozent der Hochschüle­r im Stadtgebie­t Abitur gemacht, waren es zum letzten Winterseme­ster nur noch 22,5 Prozent. An der Uni sind es mit 16,7 Prozent aus Augsburg sogar noch weniger, Mitte der Neunziger lag der Anteil noch bei knapp 20 Prozent. Der Rückgang ist aber – vor allem im

Uni-Fall – dem gestiegene­n Interesse von außerhalb geschuldet. In absoluten Zahlen sind es sogar mehr Abiturient­en aus Augsburg (im Vergleich zu 1995), die an der Uni studieren. Aus dem Rest Schwabens kommen 30 Prozent der Uni-Studenten und 33 Prozent der Hochschüle­r. Zugenommen hat vor allem der Anteil der Studenten aus anderen bayerische­n Bezirken. An der Universitä­t stieg deren Anteil von 22,2 Prozent auf 26,8 Prozent. Bei der Hochschule nahm der Anteil um 6,2 Prozentpun­kte zu (auf jetzt 22,1 Prozent). Immer mehr Studenten kommen zudem aus dem Ausland. An der Hochschule stieg deren Anteil von 3,2 (im Winterseme­ster 1995/96) auf 9,3 Prozent. An der Uni waren es 6,4 Prozent im letzten Winterseme­ster.

● Wohnort Auffällig ist, dass nur gut 36 Prozent der in Augsburg Studierend­en eine Wohnadress­e im Stadtgebie­t angegeben haben. Weitere 32 Prozent leben im Rest von Schwaben. Etwa fünf Prozent der Studenten wohnen in der Landeshaup­tstadt, 1821 in Baden-Württember­g, 675 in anderen Bundesländ­ern. Das bedeute aber nicht, dass fast zwei Drittel zu Uni und Hochschule pendeln, erklärt Benedikt Unger vom Amt für Statistik und Stadtforsc­hung. „Die Daten beruhen auf der Kontaktadr­esse, die die Studenten bei der Einschreib­ung an Hochschule oder Uni angeben.“Man könne davon ausgehen, dass die Zahl der Studenten die in Augsburg wohnen, höher liegt. Viele gäben zu Studienbeg­inn die Adresse ihrer Eltern an, weil sie noch keine Wohnung in Augsburg gefunden haben.

„Wir gehen davon aus, dass die Statistik die Verteilung der Studenten auf die Stadtviert­el gut abbildet“, sagt Unger, da sich das Meldeverha­lten von Studenten aus verschiede­nen Stadtviert­eln nicht unterschei­de. Laut Statistik wohnen die meisten Studenten im Univiertel und im Hochfeld. Die Stadt hat auch für jeden Stadtbezir­k erhoben, wie hoch der Anteil an Studenten an der Bevölkerun­g im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ist. Auf die niedrigste­n Werte kommen dabei die Stadtbezir­ke Oberhausen-Nord (8,4 Prozent) und Links der Wertach-Süd (9,4 Prozent). Nur wenige der jungen Menschen, die dort leben, studieren auch. Umgekehrt verhält es sich in Göggingen, dort studieren fast drei von zehn jungen Erwachsene­n.

● Wohin zieht es die Augsburger A‰ bituriente­n? Zum Winterseme­ster 2019/20 haben 4921 Personen, die in Augsburg ihre Hochschulz­ugangsbere­chtigung erworben hatten, ein Studium begonnen. 65 Prozent davon in Augsburg, weitere 20 Prozent waren an Münchener Unis eingeschri­eben. Allerdings ging diese Zahl über die letzten 15 Jahre zurück: 1995/96 waren es noch etwa 27 Prozent Studienanf­änger aus Augsburg, die sich für ein Studium in der Landeshaup­tstadt entschiest­ädtischen den. Damals wollten nur 60 Prozent der Studienanf­änger an die Uni Augsburg. Auch bei den Hochschüle­rn aus der Stadt liegt Augsburg auf Platz 1, hier studieren fast 56 Prozent. Am zweit und dritt beliebtest­en sind die Hochschulo­rte München (14,2 Prozent) und Kempten (6,7 Prozent).

* Die zugrunde liegenden Zahlen gehen vom Winterseme­ster (WS) 1970/71 bis zum WS 2019/20, Daten zum aktuellen Winterseme­ster liegen noch nicht vor.

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Augsburgs Universitä­t und Hochschule sind bei Studenten beliebt. Seit der Gründung vor rund 50 Jahren ist die Zahl stetig gestiegen. Interessan­t an den Zahlen: Augsburger Abiturient­en zieht es derzeit zwar zu über 60 Prozent an die heimischen Hochschule­n, ihre Zahl nimmt aber ab. Symbolfoto: Alexander Kaya

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