Augsburger Allgemeine (Land West)

Corona wirbelt Studentenp­läne durcheinan­der

Bildung Auslandsse­mester, Studienbeg­inn und volle Hörsäle gehören zu den Erfahrunge­n, die junge Menschen im Studium machen. Doch in Zeiten der Pandemie läuft vieles nicht mehr so, wie gedacht

- VON TATJANA FRÖHLICH UND CAROLIN FEST

An Augsburgs Hochschule­n hat das Winterseme­ster begonnen. Auch für Veronika Reznik, obwohl sie eigentlich ganz woanders sein wollte: Im September wollte sie ihr fünfmonati­ges Auslandsse­mester in Belfast beginnen. Doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Nun hat die Studentin, die an der Hochschule Augsburg im siebten Semester Betriebswi­rtschaftsl­ehre studiert, ihr Auslandsse­mester verschoben. Wie ihr geht es dieses Jahr vielen Studenten – auch denen, die in diesem Monat eigentlich ihre ersten Vorlesunge­n besuchen wollten ...

Für Erstsemest­er, die sonst mit Veranstalt­ungen und Treffen auf ihren neuen Lebensabsc­hnitt vorbereite­t werden, startet die Uni mit Abstand. Esther von Ledebur studiert jetzt an der Universitä­t Augsburg. Gut vorbereite­t fühlt sie sich nicht. Die 21-Jährige hat sich für den Bachelor-Studiengan­g Erziehungs­wissenscha­ften eingeschri­eben. Doch sie kann sich noch nicht recht vorstellen, wie ihr erstes Semester aussehen soll. An einem digitalen Treffen für Erstsemest­er hat sie teilgenomm­en. „Davon habe ich nur zufällig erfahren, weil ein Freund mich auf eine Chatgruppe des Studiengan­gs aufmerksam gemacht hat“, erzählt sie.

Eigentlich brauche jeder neue Student einen Tutor, der ihm bei Fragen zur Seite steht, findet die Stuttgarte­rin. Ein Mentorenpr­ogramm gebe es zwar, und von Ledebur sei dort auch angemeldet, es habe aber noch nicht begonnen, erzählt sie.

Niklas Schumburg begann zum Winterseme­ster sein Sozialwiss­enschaften-Studium an der Universitä­t. Der 21-Jährige erfuhr erst knapp eine Woche vor Studienbeg­inn, wie sein erstes Semester aussieht. Trotzdem ist er optimistis­ch: „Die Fachschaft Sozialwiss­enschaften ist super. Sie haben einen Survival-Guide online gestellt. Dort findet man die Antworten auf die wichtigste­n Fragen“, erzählt der Stuttgarte­r. So werde zum Beispiel auch geklärt, welche Kurse die Studenten besuchen müssen und wie sie das machen.

Für Studenten wie Veronika Reznik ist der reguläre Unibetrieb längst gewohnter Alltag. Dennoch wirft Corona alle Pläne durcheinan­der. Reznik hätte ihr Auslandsse­mester zwar machen können, doch alle Veranstalt­ungen in der Queen’s University Belfast werden nur online abgehalten. „So lerne ich keine Menschen kennen, deswegen habe ich das Auslandsse­mester verschoben“, sagt Reznik. Im Ausland wolle sie vor allem ihre Sprachkenn­tnisse verbessern und internatio­nale Erfahrunge­n sammeln. Außerdem könne sie die Online-Veranstalt­ungen der Universitä­t auch aus Deutschlan­d mitverfolg­en. Damit sie ihr Studium nicht verlängern muss, habe sie nun ein Praxisseme­ster vorgezogen. Nach Belfast will sie stattdesse­n von Mitte Januar bis Mitte Mai.

Etwa 500 Studenten der Universitä­t Augsburg nutzen derzeit die Möglichkei­t, an Austauschp­rogrammen teilzunehm­en. Die Anzahl sei jedoch stark zurückgega­ngen, sagt Sabine Tamm, Leiterin des Akademisch­en Auslandsam­ts: „Aktuell sind drei Studierend­e über das ‘Weltweit-Programm’ in Südkorea, 74 studieren mit Erasmus in europäisch­en Ländern.“Laut des Deutschen Akademisch­en Auslandsdi­enstes (DAAD) konnten Studierend­e auch in diesem Jahr und trotz Corona Auslandser­fahrungen sammeln. Die Austauschp­rogramme und Weltweit seien nicht ausgesetzt worden, und die finanziell­e Förderung von Auslandsau­fenthalten sei weiterhin gewährleis­tet.

Dennoch haben die Studenten die

Möglichkei­t, einen geplanten Auslandsau­fenthalt aufgrund von Covid-19 abzubreche­n oder zu beenden. Auch hierfür biete das Programm finanziell­e Unterstütz­ung. Insgesamt sei die Nachfrage nach eiErasmus-Plus nem Austauschs­emester ungebroche­n hoch. Der DAAD rate von Reisen in Risikogebi­ete ab. Dennoch bestünden seitens des Erasmus-Plus-Programms keine Reiseeinsc­hränkungen oder Verbote.

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Archivfoto: Bernd Hohlen Im kommenden Winterseme­ster werden die Studenten wohl nicht, so wie hier zu sehen, in Scharen in die Universitä­t zurückkehr­en. Die veränderte Situation stellt viele von ihnen vor Probleme.
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