Augsburger Allgemeine (Land West)
Corona wirbelt Studentenpläne durcheinander
Bildung Auslandssemester, Studienbeginn und volle Hörsäle gehören zu den Erfahrungen, die junge Menschen im Studium machen. Doch in Zeiten der Pandemie läuft vieles nicht mehr so, wie gedacht
An Augsburgs Hochschulen hat das Wintersemester begonnen. Auch für Veronika Reznik, obwohl sie eigentlich ganz woanders sein wollte: Im September wollte sie ihr fünfmonatiges Auslandssemester in Belfast beginnen. Doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Nun hat die Studentin, die an der Hochschule Augsburg im siebten Semester Betriebswirtschaftslehre studiert, ihr Auslandssemester verschoben. Wie ihr geht es dieses Jahr vielen Studenten – auch denen, die in diesem Monat eigentlich ihre ersten Vorlesungen besuchen wollten ...
Für Erstsemester, die sonst mit Veranstaltungen und Treffen auf ihren neuen Lebensabschnitt vorbereitet werden, startet die Uni mit Abstand. Esther von Ledebur studiert jetzt an der Universität Augsburg. Gut vorbereitet fühlt sie sich nicht. Die 21-Jährige hat sich für den Bachelor-Studiengang Erziehungswissenschaften eingeschrieben. Doch sie kann sich noch nicht recht vorstellen, wie ihr erstes Semester aussehen soll. An einem digitalen Treffen für Erstsemester hat sie teilgenommen. „Davon habe ich nur zufällig erfahren, weil ein Freund mich auf eine Chatgruppe des Studiengangs aufmerksam gemacht hat“, erzählt sie.
Eigentlich brauche jeder neue Student einen Tutor, der ihm bei Fragen zur Seite steht, findet die Stuttgarterin. Ein Mentorenprogramm gebe es zwar, und von Ledebur sei dort auch angemeldet, es habe aber noch nicht begonnen, erzählt sie.
Niklas Schumburg begann zum Wintersemester sein Sozialwissenschaften-Studium an der Universität. Der 21-Jährige erfuhr erst knapp eine Woche vor Studienbeginn, wie sein erstes Semester aussieht. Trotzdem ist er optimistisch: „Die Fachschaft Sozialwissenschaften ist super. Sie haben einen Survival-Guide online gestellt. Dort findet man die Antworten auf die wichtigsten Fragen“, erzählt der Stuttgarter. So werde zum Beispiel auch geklärt, welche Kurse die Studenten besuchen müssen und wie sie das machen.
Für Studenten wie Veronika Reznik ist der reguläre Unibetrieb längst gewohnter Alltag. Dennoch wirft Corona alle Pläne durcheinander. Reznik hätte ihr Auslandssemester zwar machen können, doch alle Veranstaltungen in der Queen’s University Belfast werden nur online abgehalten. „So lerne ich keine Menschen kennen, deswegen habe ich das Auslandssemester verschoben“, sagt Reznik. Im Ausland wolle sie vor allem ihre Sprachkenntnisse verbessern und internationale Erfahrungen sammeln. Außerdem könne sie die Online-Veranstaltungen der Universität auch aus Deutschland mitverfolgen. Damit sie ihr Studium nicht verlängern muss, habe sie nun ein Praxissemester vorgezogen. Nach Belfast will sie stattdessen von Mitte Januar bis Mitte Mai.
Etwa 500 Studenten der Universität Augsburg nutzen derzeit die Möglichkeit, an Austauschprogrammen teilzunehmen. Die Anzahl sei jedoch stark zurückgegangen, sagt Sabine Tamm, Leiterin des Akademischen Auslandsamts: „Aktuell sind drei Studierende über das ‘Weltweit-Programm’ in Südkorea, 74 studieren mit Erasmus in europäischen Ländern.“Laut des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) konnten Studierende auch in diesem Jahr und trotz Corona Auslandserfahrungen sammeln. Die Austauschprogramme und Weltweit seien nicht ausgesetzt worden, und die finanzielle Förderung von Auslandsaufenthalten sei weiterhin gewährleistet.
Dennoch haben die Studenten die
Möglichkeit, einen geplanten Auslandsaufenthalt aufgrund von Covid-19 abzubrechen oder zu beenden. Auch hierfür biete das Programm finanzielle Unterstützung. Insgesamt sei die Nachfrage nach eiErasmus-Plus nem Austauschsemester ungebrochen hoch. Der DAAD rate von Reisen in Risikogebiete ab. Dennoch bestünden seitens des Erasmus-Plus-Programms keine Reiseeinschränkungen oder Verbote.