Augsburger Allgemeine (Land West)
Mann bestellt Drogen im Darknet
Justiz Mehr als 100 Gramm Heroin und andere harte Drogen besorgt sich ein 37-Jähriger aus dem Landkreis Augsburg im Internet. Nun muss er ins Gefängnis
Landkreis Augsburg Wie ein typischer Junkie wirkt der Angeklagte auf der ersten Blick nicht. Er ist gefasst, ruhig, geständig. Doch die Sucht bestimmt sein Leben. Immer wieder bestellte der 37-Jährige aus dem nördlichen Landkreis im vergangenen Jahr harte Drogen. Gekauft hatte er sie im sogenannten Darknet, eine Art Schwarzmarkt im Internet. Um die Drogenkarriere zu beenden, gibt es aus Sicht des Gerichts nur einen Weg.
Über ein halbes Jahr hinweg hat der 37-Jährige immer wieder harte Drogen zum eigenen Konsum im Darknet bestellt. Mehr als 100 Gramm Heroin und etwa zehn Gramm Kokain. Das räumte der Angeklagte vor Gericht gleich zu Beginn ein. Auf die Schliche gekommen ist dem Mann der Zoll. Anfang des vergangenen Jahres wurden vier Sendungen sichergestellt, erzählte eine Zollbeamtin, die als Zeugin geladen war. Die Päckchen waren an die Mutter des Angeklagten adressiert und enthielten Heroin. Zunächst wurde deshalb gegen die Mutter ermittelt.
Bestellt hatte die Ware der 37-Jährige. Wer sich im Darknet auskennt, stößt schnell auf entsprechende Angebote. Bezahlt wird meist mit Bitcoins, einer Interwährung, die sich meist nicht zurückverfolgen lässt. Verschickt wird die Ware meist auf dem normalen Postweg. So flog das Geschäft im Falle des 37-Jährigen schließlich auf.
Bei der Hausdurchsuchung fanden die Beamten mehrere Päckchen mit Heroin. Außerdem fand sich auf dem aufgeklappten Laptop des Mannes eine Liste seiner Drogenbestellungen. Den Computer wollte der 37-Jährige bei der Durchsuchung noch zuklappen, doch das gelang ihm nicht. Mehrere Polizisten mussten den Mann ruhigstellen, er wurde gefesselt. Nachdem er fixiert wurde, soll sich der Mann entspannt haben, berichtete die Zollbeamtin: „Ich würde sagen, er war gefasst.“Damals ahnte er wohl schon, was nun auf ihn zukommt. Denn der 37-Jährige ist nicht das erste Mal mit harten Drogen erwischt worden. Vor Gericht berichtete er von seiner jahrelangen Drogensucht.
Begonnen habe die bereits während seiner Schulzeit auf einem Gymnasium. „Ich hatte Prüfungsangst und habe deshalb immer wieder Marihuana geraucht“, schilderte der Mann. Damals sei er 15 Jahre alt gewesen. Schnell begann er jeden Tag mehrere Gramm Cannabis zu konsumieren. Nach seinem Abitur habe er ein Studium begonnen. Zu dieser Zeit waren es längst nicht mehr nur Cannabis, sondern chemische Drogen wie Amphetamine, mit denen der Mann sich täglich zudröhnte. Schließlich habe er damit begonnen, selbst chemische Drogen herzustellen – und zu verkaufen. Er flog auf und wurde 2009 zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die ersten beiden Jahre verbrachte der Mann in einer Entziehungsanstalt. Doch er wurde rückfällig.
Seit 2016 befinde er sich wegen seiner Heroinsucht in einem Substitutionsprogramm. Wer daran teilnimmt, erhält vom Arzt einen Ersatzstoff wie beispielsweise Methadon, der die Entzugserscheinungen lindern soll. Stress bei der Arbeit und mehere Krankheitsfälle in der Familie hätten schließlich dazu geführt, dass er wieder zu illegalen Drogen griff, so der Angeklagte vor Gericht.
Den Drogenkonsum beschrieb Sachverständiger Prof. Albrecht Stein als beinahe „lehrbuchhaft“. Die Geschichte des Mannes zeige, wie sehr harte Drogen ein Leben bestimmen können. Stein empfahl dem Gericht, den 37-Jährigen noch einmal in eine Entziehungsanstalt einzuweisen. Das sah auch Verteidigerin Cornelia McCready so: „Mein Mandant ist schwer suchtkrank.“Er wolle sich ändern und sehe sein Fehlverhalten ein. Staatsanwalt Philipp Kramer verweis auf die einschlägigen Vorstrafen des Mannes und forderte deshalb eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten.
Richter Dominik Wagner verurteilte den 37-Jährigen zu eine Haftstrafe von drei Jahren. Die ersten beiden Jahre soll er in einer Entziehungsanstalt verbringen, außerdem muss er die Kosten des Verfahrens tragen. Das Urteil ist rechtskräftig