Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie will helfen, einen Mörder zu finden

Porträt Mit ihren 14 Jahren hat Melina Rindle aus dem Bobinger Ortsteil Straßberg schon viel Schauspiel­erfahrung gesammelt. An diesem Mittwoch ist sie bei „Aktenzeich­en XY“im ZDF zu sehen

- VON DIANA ZAPF‰DENIZ

Straßberg Melina Rindle hat eine Rolle in der Sondersend­ung „Cold Cases“. Das sind Mordfälle, die sehr lange zurücklieg­en und in denen alle Spuren abgearbeit­et sind.

Im „Aktenzeich­en XY-Spezial“(Mittwoch, ab 20.15 Uhr im ZDF) stellt Melina die 13-jährige Melanie aus Wiesbaden dar, die 1999 vom Zigaretten­holen nicht mehr nach Hause kam und deren sterbliche Überreste erst neun Jahre später gefunden wurden. „Diesmal waren es drei Drehtage Ende September. Bei der Hinfahrt nach Ismaning war ich noch richtig nervös, aber am Set ging es dann. Dort werde ich immer so verwöhnt, und das Team schaut, dass es mir gut geht und dass ich genug esse und trinke“, berichtet die junge Darsteller­in und bekommt dabei leuchtende Augen. „Beim Drehen vergesse ich alles um mich herum und konzentrie­re mich nur auf das Schauspiel­en“, sagt sie. „Ich blende alles aus und fokussiere mich auf das, was in dem Moment zählt.“

Derzeit besucht sie die Realschule St. Ursula in Augsburg. Danach möchte Rindle entweder an die Balletthoc­hschule oder an die HFF Filmschule in München. Sie absolviert­e bereits mehrere Schauspiel­kurse und geht Montag bis Freitag täglich zwischen eineinhalb und vier Stunden ins im Glaspalast Augsburg. Dazu nimmt sie Gesangsunt­erricht bei Jazzsänger­in Stefanie Schlesinge­r. „Ich tanze seit meinem fünften Lebensjahr.“Mit der Ballettsch­ule aus Bobingen wurde sie im Charaktert­anz 2015 deutsche Meisterin und Europameis­terin, und bei der Dance-StarWeltme­isterschaf­t holte sie den zweiten Platz. Im klassische­n Ballett erhielt sie im Jahr 2015 bei der deutschen Meistersch­aft ebenfalls den zweiten Platz.

Allerdings läuft bei der zielstrebi­gen Schülerin nicht immer alles wie gewünscht. „Ich wurde für Castings zu ‘Hexe Lilli, Fünf Freunde sowie die Vier zauberhaft­en Schwestern’ angefragt, aber letztendli­ch dann nicht genommen.“Mit diesen Enttäuschu­ngen kann sie inzwischen umgehen: „Man darf sich da nie zu große Hoffnungen machen, weil die Chance sehr gering ist, dass man die Rolle bekommt.“

Melina Rindle erinnert sich auch an ihren ersten Dreh: „Ich war neun Jahre alt und spielte die große Schwester des Opfers.“Damals wurde sie über eine Schauspiel­agentur zum Casting eingeladen. „Ich war damals sehr aufgeregt“, weiß sie noch gut. Ein Jahr später wollte der Regisseur Robert Pejo sie wieder haben. „Ich musste mir extra einen Pony schneiden lassen“, sagt Melina und lacht. „Aber das ist okay, denn das gehört beim Film eben mit dazu.“

Mutter Daniela Rindle wird oft gefragt, warum es denn unbedingt Aktenzeich­en XY sein müsse und ob sie damit nicht ein Problem hätte. „Mein Mann Markus und ich lassen stets Melina entscheide­n, denn sie weiß, was gut für sie ist und was nicht.“Zudem könne die Tochter aus den Fällen lernen, zum Beispiel, dass man jüngere Freunde oder Geschwiste­r nicht alBallett leine nach Hause gehen lässt. „Bei Rollenanfr­agen überlegen wir stets alle drei zusammen, ob das was ist, und lehnen ab, wenn das Thema zu schwierig ist“, sagt sie. Bei Aktenzeich­en gehe es nicht nur um den Dreh, sondern man helfe mit, dass Mörder überführt werden. Damit Melina zum Dreh darf, ist einiges an Bürokratie zu bewältigen. „Wir brauchen jedes Mal die Genehmigun­g vom Kinderarzt, der Schule, vom Jugendamt und von meinem Mann und mir“, erklärt die Mutter.

Die Schulbefre­iungen seien auch bei Ferienterm­inen erforderli­ch. „Als Kind darf ich nur fünf Stunden am Tag am Set sein, aber ich bin nach dieser Zeit echt platt“, sagt die Kinderdars­tellerin. „Es gibt dort sehr viel zu beachten und in Coronazeit­en erst recht. Die Abstände und Abläufe müssen eingehalte­n und auf die anderen am Set eingegange­n werden und mein Text muss natürlich sitzen.“Dann würden die Szenen aus verschiede­nen Perspektiv­en gedreht, woraus sich Änderungen und neue Schritte ergeben, die anschließe­nd im Nu umgesetzt werden müssen. „Die Disziplin und Kondition vom Ballett kommt Melina da sicherlich zugute“, ist Daniela Rindle überzeugt. „Am letzten Tag sagte der Regisseur zu mir, dass man mit Melina wie mit einem Erwachsene­n arbeiten kann. Da war ich als Mama schon stolz.“

 ?? Foto: Diana Zapf‰Deniz ?? Melina Rindle ist am Mittwoch in der Sendung „Aktenzeich­en XY spezial ‰ Cold Cases“zu sehen. Ihre Großeltern entdeckten sie in der aktuellen Ausgabe der Fernsehzei­tschrift „Funk Uhr“.
Foto: Diana Zapf‰Deniz Melina Rindle ist am Mittwoch in der Sendung „Aktenzeich­en XY spezial ‰ Cold Cases“zu sehen. Ihre Großeltern entdeckten sie in der aktuellen Ausgabe der Fernsehzei­tschrift „Funk Uhr“.

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