Augsburger Allgemeine (Land West)
Ist dieses Urteil gerecht?
Viereinhalb Jahre Gefängnis für einen Jugendlichen, der einen Mann totgeschlagen hat. Ist das ein gerechtes Urteil? Es kommt auf die Perspektive an. Der Täter empfindet es vielleicht als ungerecht hart. Er wollte mit seinem Faustschlag wohl niemanden töten. Für die Witwe und die Tochter des getöteten Feuerwehrmannes Roland S. ist es ein ungerecht mildes Urteil. Halid S. hat ihnen den Ehemann und Vater genommen. Für sie ist er ein brutaler Schläger, der nicht lange genug ins Gefängnis gehen kann.
Halid S. hat mit einem Schlag das Leben mehrerer Menschen zerstört. Das ist durch nichts zu entschuldigen. Auch nicht dadurch, dass dem Opfer die Frage nach einer Zigarette schon genug Provokation war, um einen Jugendlichen mit harschen Worten zurechtzuweisen und ihn zu schubsen. Der Täter war äußerst aggressiv, und er war gewaltbereit. Der Stoß gegen seinen Kumpel reichte, um seine tödliche Attacke auszulösen. Und doch waren die Folgen des Angriffs eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände.
Dem trägt das Urteil Rechnung. So bitter es für die Hinterbliebenen ist, aber Gerechtigkeit wird nicht dadurch hergestellt, dass der Täter möglichst lange hinter Gitter geschickt wird. Aufgabe der Gerichte ist es vielmehr, exakt aufzuklären und eine der Tat angemessene Strafe zu verhängen. Die entspricht oft nicht dem „Volksempfinden“. Doch würden die Gerichte diesem „Volksempfinden“folgen, stünden am Ende Willkür und Unrechtsstaat. Und das kann niemand wollen.