Augsburger Allgemeine (Land West)
Was ist geboten, wenn der Lockdown vorbei ist?
Momentan ist an Veranstaltungen und Außengastronomie nicht zu denken. Doch die Stadt schmiedet Pläne für den Fall, dass sich die Infektionslage entspannt
Heizpilze auf erweiterten Außengastronomieflächen und ein Kulturzelt für 200 Zuschauer auf dem Gaswerkareal: Das sind Bausteine eines Pakets, mit dem die Stadt öffentliches Leben auch im Corona-Winter ermöglichen will, wenn der Lockdown vorüber ist. Der Stadtrat beschloss das Konzept vergangene Woche – im Wissen, dass vorläufig nichts davon umgesetzt werden kann. „Wir wollen mitdenken, was möglich ist, wenn die Zahlen wieder besser sind“, so Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) zu dem Konzept, das in den vergangenen Wochen und Monaten entwickelt worden war und teilweise auf eine Fortsetzung des Sommerkonzepts setzt, das möglichst viele Veranstaltungen ins Freie verlagerte. Grünen-Fraktionschef Peter Rauscher sprach von einem „Zeichen der Hoffnung“. Dass man das Papier fast gleichzeitig mit dem Inkrafttreten des Lockdowns zur Abstimmung stelle, sei eine „Absurdität“, die sich nicht habe verhindern lassen, so Pintsch. ● Gastronomie: Das Konzept will es Wirten wie im Sommer ermöglichen, vergrößerte Außengastroflächen zu betreiben. Im Freien gilt das Infektionsrisiko als geringer als in geschlossenen Räumen. Damit Gäste auch bei kühlen Temperaturen im Freien sitzen können, erlaubt die Stadt bis Ende März das Aufstellen von Windschutzwänden (Zelte sind wegen Aerosol-Bildung nicht erlaubt) und das Aufstellen von Heizpilzen. Gegen die Heizpilze gab es wegen des Energieverbrauchs Bedenken von mehreren Stadträten. „Die Pilze sind ähnlich effektiv wie ein offener Kühlschrank im Biergarten im Sommer zur Kühlung“, sagte etwa ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger. Allerdings zogen die Grünen mit, nachdem die Stadt Kompensationsmaßnahmen durch die Pflanzung von Bäumen zugesagt hatte. „Das gibt es in keiner anderen deutschen Stadt“, so Rauscher. Im April soll Bilanz über den CO2-Ausstoß gezogen werden. Nach fünf Monaten Betrieb entspreche der CO2-Ausstoß pro Heizpilz der Menge, die zwei Bäume mit 23 Zentimetern Stammdurchmesser speichern können. Denkbar seien ein Bürgerwald oder Maßnahmen im Stadtwald.
● Kultur: Kulturreferent Jürgen Enninger will auf dem Gaswerkareal einen „Kulturwinter“anbieten. Ein Zelt für maximal 200 Gäste könnte dort Ende Januar errichtet werden.
„Auch hier ist klar, dass die CoronaFallzahlen deutlich runter müssten, damit das umsetzbar ist“, so Enninger. Für Künstler ergebe sich so eine Auftrittsmöglichkeit trotz Corona mit geringer Miete. Zur Abrundung sei auch ein Wintermarkt denkbar, etwa im Gaskessel. Das Zelt hat aus Sicht der Kulturverwaltung den Vorteil, dass Infrastruktur wie Licht und Ton installiert werden können. In anderen Veranstaltungsorten wie der Messe sei ein Auf- und Abbau nötig, der die Kosten treibe.
● Soziales: Sozialreferent Martin Schenkelberg (CDU) hoffte bis zuletzt, das Herbstferienprogramm Tschamp mit Corona-Maßgaben unter Flagge eines Bildungsprogramms durchziehen zu können. Letztlich lief es angesichts des Lockdowns dennoch auf einen Komplettausfall hinaus. Doch sonst weist das Sozialreferat darauf hin, dass man trotz Corona-Pandemie so viel soziale Infrastruktur anbieten wolle wie möglich. Im Windschatten des Infektionsschutzes komme es sonst zu massiven Auswirkungen auf die Gesellschaft, so Schenkelberg. „Junge Menschen leiden psychisch und körperlich, wenn sie keinen Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden haben dürfen. (...) Wie die Einschränkungen auf Kinder und Jugendlichen gewirkt haben, wurde bisher zu wenig öffentlich debattiert“, heißt es in dem Konzeptpapier des Sozialreferats. Auch ältere Menschen seien durch Corona von Problemen wie Isolation und Einsamkeit bedroht. So weit wie möglich sollten die sozialen Beratungsangebote für verschiedenen Gruppen aufrechterhalten werden.