Augsburger Allgemeine (Land West)

Was ist geboten, wenn der Lockdown vorbei ist?

Momentan ist an Veranstalt­ungen und Außengastr­onomie nicht zu denken. Doch die Stadt schmiedet Pläne für den Fall, dass sich die Infektions­lage entspannt

- VON STEFAN KROG

Heizpilze auf erweiterte­n Außengastr­onomiefläc­hen und ein Kulturzelt für 200 Zuschauer auf dem Gaswerkare­al: Das sind Bausteine eines Pakets, mit dem die Stadt öffentlich­es Leben auch im Corona-Winter ermögliche­n will, wenn der Lockdown vorüber ist. Der Stadtrat beschloss das Konzept vergangene Woche – im Wissen, dass vorläufig nichts davon umgesetzt werden kann. „Wir wollen mitdenken, was möglich ist, wenn die Zahlen wieder besser sind“, so Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) zu dem Konzept, das in den vergangene­n Wochen und Monaten entwickelt worden war und teilweise auf eine Fortsetzun­g des Sommerkonz­epts setzt, das möglichst viele Veranstalt­ungen ins Freie verlagerte. Grünen-Fraktionsc­hef Peter Rauscher sprach von einem „Zeichen der Hoffnung“. Dass man das Papier fast gleichzeit­ig mit dem Inkrafttre­ten des Lockdowns zur Abstimmung stelle, sei eine „Absurdität“, die sich nicht habe verhindern lassen, so Pintsch. ● Gastronomi­e: Das Konzept will es Wirten wie im Sommer ermögliche­n, vergrößert­e Außengastr­oflächen zu betreiben. Im Freien gilt das Infektions­risiko als geringer als in geschlosse­nen Räumen. Damit Gäste auch bei kühlen Temperatur­en im Freien sitzen können, erlaubt die Stadt bis Ende März das Aufstellen von Windschutz­wänden (Zelte sind wegen Aerosol-Bildung nicht erlaubt) und das Aufstellen von Heizpilzen. Gegen die Heizpilze gab es wegen des Energiever­brauchs Bedenken von mehreren Stadträten. „Die Pilze sind ähnlich effektiv wie ein offener Kühlschran­k im Biergarten im Sommer zur Kühlung“, sagte etwa ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger. Allerdings zogen die Grünen mit, nachdem die Stadt Kompensati­onsmaßnahm­en durch die Pflanzung von Bäumen zugesagt hatte. „Das gibt es in keiner anderen deutschen Stadt“, so Rauscher. Im April soll Bilanz über den CO2-Ausstoß gezogen werden. Nach fünf Monaten Betrieb entspreche der CO2-Ausstoß pro Heizpilz der Menge, die zwei Bäume mit 23 Zentimeter­n Stammdurch­messer speichern können. Denkbar seien ein Bürgerwald oder Maßnahmen im Stadtwald.

● Kultur: Kulturrefe­rent Jürgen Enninger will auf dem Gaswerkare­al einen „Kulturwint­er“anbieten. Ein Zelt für maximal 200 Gäste könnte dort Ende Januar errichtet werden.

„Auch hier ist klar, dass die CoronaFall­zahlen deutlich runter müssten, damit das umsetzbar ist“, so Enninger. Für Künstler ergebe sich so eine Auftrittsm­öglichkeit trotz Corona mit geringer Miete. Zur Abrundung sei auch ein Wintermark­t denkbar, etwa im Gaskessel. Das Zelt hat aus Sicht der Kulturverw­altung den Vorteil, dass Infrastruk­tur wie Licht und Ton installier­t werden können. In anderen Veranstalt­ungsorten wie der Messe sei ein Auf- und Abbau nötig, der die Kosten treibe.

● Soziales: Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CDU) hoffte bis zuletzt, das Herbstferi­enprogramm Tschamp mit Corona-Maßgaben unter Flagge eines Bildungspr­ogramms durchziehe­n zu können. Letztlich lief es angesichts des Lockdowns dennoch auf einen Komplettau­sfall hinaus. Doch sonst weist das Sozialrefe­rat darauf hin, dass man trotz Corona-Pandemie so viel soziale Infrastruk­tur anbieten wolle wie möglich. Im Windschatt­en des Infektions­schutzes komme es sonst zu massiven Auswirkung­en auf die Gesellscha­ft, so Schenkelbe­rg. „Junge Menschen leiden psychisch und körperlich, wenn sie keinen Kontakt zu ihren Freundinne­n und Freunden haben dürfen. (...) Wie die Einschränk­ungen auf Kinder und Jugendlich­en gewirkt haben, wurde bisher zu wenig öffentlich debattiert“, heißt es in dem Konzeptpap­ier des Sozialrefe­rats. Auch ältere Menschen seien durch Corona von Problemen wie Isolation und Einsamkeit bedroht. So weit wie möglich sollten die sozialen Beratungsa­ngebote für verschiede­nen Gruppen aufrechter­halten werden.

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Foto: Annette Zoepf Im Sommer hatte es die Gastronomi­e leichter: Wer einen Biergarten hatte, konnte die Gäste draußen bewirten. Doch was kommt im Winter, wenn der Lockdown erst vorbei sein sollte? Die Stadt hat jetzt Pläne ge‰ macht.

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