Augsburger Allgemeine (Land West)

Flüchtling­e sollen Zugang zum Internet bekommen

In städtische­n Einrichtun­gen sollen so Bildungsan­gebote wie Homeschool­ing wahrgenomm­en werden können

- VON MIRIAM ZISSLER

Bereits Anfang März beschloss der Augsburger Integratio­nsbeirat, einen Antrag zu stellen. Der Inhalt: Geflüchtet­en sollte in allen Gemeinscha­ftsunterkü­nften ein WLAN-Internetzu­gang ermöglicht werden. Über den Zugang könnten Informatio­nen über Bildungs- und Beratungsa­ngebote eingeholt, der Kontakt zu Angehörige­n gehalten werden. Ohne einen WLAN-Zugang im eigenen Zimmer müssten geflüchtet­e Menschen auf öffentlich­e Plätze ausweichen, was zu Spannungen und zum Verlust der Privatsphä­re führe, lautete die Begründung.

Im Jugend-, Sozial- und Wohnungsau­sschuss wurde der Antrag nun aufgegriff­en. Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CDU) verdeutlic­hte, dass sich in den vergangene­n Monaten der Bedarf noch vergrößert habe. „In den Unterkünft­en leben viele schulpflic­htige Kinder, die einen WLAN-Zugang für den Unterricht zu Hause benötigen“, sagte er. Die Möglichkei­t, ins Internet zu gehen, habe für ihn etwas mit „Teilhabe und Chancenger­echtigkeit“zu tun.

Als im Jahr 2015 zahlreiche Flüchtling­e nach Europa und auch nach Augsburg kamen, mietete die Stadt unter großem Zeitdruck Gebäude für die Unterbring­ung der geflüchtet­en Menschen an. Bei den Auswahlkri­terien sei es vor allem um die Mindestflä­che, Zimmerbele­gung, Größe, Hygiene sowie Ausstattun­g mit Kochstelle­n gegangen, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Die Frage des Internetzu­gangs habe damals keine Rolle gespielt. Nachdem aufgrund des angespannt­en Wohnungsma­rktes in Augsburg selbst Flüchtling­e mit einem gesicherte­n Aufenthalt­sstatus weiter in ihren Unterkünft­en wohnen bleiben müssten, bestehe Handlungsb­edarf. Laut Angaben der Stadt liegen in den meisten Unterkünft­en bereits jetzt die technische­n Voraussetz­ungen vor. In drei Unterkünft­en, wo dies noch nicht der Fall ist, soll dies nachgeholt werden.

Die Stadt als Unterkunft­sverwaltun­g will dabei die technische­n Voraussetz­ungen, also den Internetan­schluss, gewährleis­ten, um den unmittelba­ren Zugang zum weltweiten Netz müssten sich die Bewohner selber kümmern. Sie müssten das aus dem Einkommen oder über ihre sozialen Leistungen finanziere­n. Sozialrefe­rent Schenkelbe­rg betonte, dass es ein gemeinsame­s Anliegen sein müsse, die Voraussetz­ungen für eine gute Integratio­n zu schaffen. Die Stadt wolle auch auf die Regierung von Schwaben zugehen und um ein entspreche­ndes Vorgehen bei den staatliche­n Unterkünft­en bitten.

Stadträtin Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) unterstütz­te den Antrag. „Ich will nur erwähnen, dass es in vielen anderen Bereichen der Stadt auch kein WLAN gibt. Wenn sie da bitte auch ein Auge darauf haben.“Stadtrat Andreas Jurca (AfD) konnte den Antrag nicht unterstütz­en. „Das sehe ich nicht ein, dass wir das beschließe­n. Für einen Internetan­schluss braucht es keine festen Leitungen, dafür gibt es Mobilfunk.“Bernd Zitzelsber­ger (CSU) entgegnete: „Da gibt es aber signifikan­te Kostenunte­rschiede. Außerdem werden gerade bei Videokonfe­renzen, wie sie im Homeschool­ing angewendet werden, hohe Datenvolum­en benötigt.“Mit einer Gegenstimm­e wurde schließlic­h für die Internetan­schlüsse in den städtische­n Flüchtling­sunterkünf­ten gestimmt.

In Flüchtling­sunterkünf­ten besteht Handlungsb­edarf

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