Augsburger Allgemeine (Land West)

Schwere Zeiten für Maskenverw­eigerer

Der Ordnungsdi­enst wurde personell aufgestock­t, um die neuen Corona-Regeln zu kontrollie­ren. Immer wieder gibt es Diskussion­en mit Bürgern. Wie es am Wochenende in den Naherholun­gsgebieten aussehen wird

- VON MICHAEL HÖRMANN

Seit Freitagabe­nd vergangene­r Woche gilt im Stadtgebie­t Augsburg eine ausgeweite­te Maskenpfli­cht. Wer jetzt in Hauptverke­hrsstraßen in mehreren Stadtteile­n unterwegs ist, muss ebenso einen Mund-Nasen-Schutz tragen wie am beliebten Ausflugszi­el Kuhsee. Hinweissch­ilder vor Ort, die allerdings erst seit Montag angebracht sind, informiere­n über die Maskenpfli­cht. Stadt und Polizei ziehen nun eine erste Zwischenbi­lanz der Kontrollen: 70 Personen, darunter viele Maskenverw­eigerer, wurden angezeigt. Ihnen droht ein Bußgeld von 250 Euro. Die Polizei meldet darüber hinaus einen kuriosen Fall, bei dem ein Maskenverw­eigerer ganz anderen Ärger bekommen hat.

Weil die Zahl der Corona-Patienten in Augsburg in den zurücklieg­enden Wochen gestiegen ist und somit der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt nach oben schnellte, reagierte die Stadt kurzfristi­g. Der bundesweit für Montag dieser Woche angeordnet­e Lockdown wurde auf Freitagabe­nd der Vorwoche vorgezogen. Zudem gab es unter anderem die Anordnung, dass nicht nur für weite Teile der Innenstadt eine Maskenpfli­cht weiterhin gilt, sondern auch andere Straßenzüg­e einbezogen werden. Dazu zählen die Bürgermeis­ter-Aurnhammer-Straße in Göggingen und die Neuburger Straße in Lechhausen. Ähnlich wie zuvor in der Innenstadt sollen Hinweistaf­eln über die Maskenpfli­cht informiere­n. Anfangs galt die Maskenpfli­cht für große Teile von Lech und Wertach. Nach massiven Protesten aus der Bevölkerun­g ruderte die Stadt zurück. An fast allen Spazierweg­en entlang der beiden Flüsse muss nun kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen werden.

Die Stadt räumt mittlerwei­le ein, dass zudem die Informatio­nen über die neuen Regelungen nicht sofort umgesetzt wurden. Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) sagt: „Anfänglich wussten sehr viele Menschen noch nichts von der ausgeweite­ten Maskenpfli­cht, seit Beginn der Woche sind die neu hinzu gekommenen Bereiche jedoch zusätzlich ausgeschil­dert worden.“Allerdings ist zwischenze­itlich festzustel­len, dass einzelne Hinweistaf­eln von Corona-Leugnern überklebt wurden. Dies passierte unter anderem in der Jakobervor­stadt.

Ob sich die Bürger an die Regelungen halten, überwachen Polizei, städtische­r Ordnungsdi­enst und Mitarbeite­r der Sicherheit­swacht. Michael Jakob, Sprecher der Polizei, betont, dass Polizeibea­mte die verschärft­en Infektions­schutzmaßn­ahmen im Stadtgebie­t regelmäßig kontrollie­ren: „Verstöße werden von unserer Seite geahndet“. Von Freitag bis Montag – das verlängert­e Wochenende der verschärft­en Regelung – seien in Augsburg etwa 70

Verstöße aktenkundi­g. In den meisten Fällen waren es Maskenverw­eigerer und Personen, die gegen die Kontaktbes­chränkung verstießen – sich also in einer größeren Gruppe bewegten. Vereinzelt wurden Personen angezeigt, weil sie zu später Stunde Alkohol im öffentlich­en Raum konsumiert­en, was derzeit nicht erlaubt ist. Zwei Gastronomi­ebetriebe hielten sich zudem nicht an die Sperrzeit von 21 Uhr. Dies war am Freitag der Vorwoche der Fall.

Auch die Stadt schickt Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes los. Es geht vor allem um die Maskenpfli­cht. Es werden aber auch Geschäfte angesteuer­t. Zur verschärft­en Regelung der Stadt gehört das Aufstellen von Desinfekti­onsmitteln in Geschäften. Die Mannschaft der Kontrolleu­re wurde daher personell aufgestock­t. Der Tagdienst des Ordnungsdi­enstes wurde bereits vor einigen Wochen so verstärkt, dass Kollegen aus dem Nachtdiens­t und des Verkehrsüb­erwachungs­dienstes zusätzlich eingesetzt werden, um die Regeln breitfläch­ig im Stadtgebie­t zu überprüfen, sagt Pintsch. Es könne sich jedoch immer nur um stichprobe­nartige Kontrollen handeln. Aktuell seien mehr als 30 Mitarbeite­r im Einsatz.

Jakob betont, dass die Polizei nicht bei jedem erkannten Verstoß sofort durchgreif­t. Man informiere Bürger über die geltenden Regelungen. In den meisten Fällen gehe es um das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in ausgewiese­nen Zonen. Wer sich uneinsicht­ig zeige, werde zur Kasse gebeten. Kontrollen der Polizei sind in den normalen Dienst eingebunde­n. Es könne im Bedarfsfal­l Schwerpunk­taktionen geben.

Weil für das Wochenende Sonnensche­in vorhergesa­gt ist, könnten insofern die Ausflugszi­ele am Kuhsee und Hochablass in den Blickpunkt rücken. Ordnungsre­ferent Pintsch sagt: „Am Kuhsee und am Hochablass wird wie in allen anderen Bereichen mit Maskenpfli­cht kontrollie­rt werden, wobei das ganze Stadtgebie­t im Blick behalten wird“.

Nach Auskunft der Stadt hält sich der überwiegen­de Teil der Bürger an die Vorgaben. Bei Kontrollen von Menschen, die keine Maske tragen, gebe es immer wieder Diskussion­en. Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsdi­enstes berichten, dass sich das Verhältnis zwischen Verständni­s und Unverständ­nis die Waage halt. Pintsch erläutert: „Eine Hälfte der kontrollie­rten Bürger akzeptiert einen Hinweis ohne weitere Diskussion, die andere Hälfte äußert ihr Unverständ­nis, kommt der Aufforderu­ng die Maske aufzusetze­n aber dann doch nach“. Allerdings gebe es eben auch Personen, die sich weigern, die Maske aufzusetze­n.

Die Polizei hat in dieser Woche von einem Fall berichtet, bei dem ein Maskenverw­eigerer nun mit weiteren Konsequenz­en rechnen muss. Ein 29-jähriger Mann wurde am Rathauspla­tz in Augsburg kontrollie­rt, weil er keine Maske trug. Die Einsatzkrä­fte stellten dabei fest, dass gegen den Mann ein Haftbefehl vorliegt. Der Weg des 29-Jährigen ohne Maske führte daher in die Justizvoll­zugsanstal­t Gablingen.

Am Freitag meldete die Stadt insgesamt 235 neue Covid-19-Fälle. In den vergangene­n sieben Tagen wurden 1065 Neuinfekti­onen im Stadtgebie­t gemeldet. Das entspricht etwa 357,4 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen. Mit den aktuellen Zahlen wurden insgesamt 3741 Covid-19-Fälle in Augsburg nachgewies­en, heißt es. Bestätigt wurden ferner zwei weitere Todesfälle. Es handelt sich um zwei männliche Patienten der Jahrgänge 1939 und 1942.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auch in der Bürgermeis­ter‰Aurnhammer‰Straße in Göggingen gilt nun eine Maskenpfli­cht.
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