Augsburger Allgemeine (Land West)

SGL‰Mitarbeite­r protestier­en gegen Jobabbau

159 Stühle leere Stühle vor der Gemeindeha­lle in Meitingen sollen ein Zeichen der Unzufriede­nheit setzen

- VON GERALD LINDNER

Meitingen 50 Mitarbeite­r versammelt­en sich am Freitag nach einem Aufruf der Gewerkscha­ft IG Metall vor der Meitinger Gemeindeha­lle in Sichtweite des SGL-Werksgelän­des. „Wir haben die Form der stillen Kundgebung gewählt, weil wir coronabedi­ngt keine Infektions­herde schaffen wollten“, erklärte Michael Leppek, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Augsburg. „Die SGL ist ein wichtiger Arbeitgebe­r in der Region und jeder Arbeitspla­tz, der wegfällt, schmerzt die Arbeitnehm­er und natürlich die Region.“Statt Reden gab’s nur Plakate mit Aufschrift­en wie „Projekt Bonsai – Kahlschlag für Tarifmitar­beiter?“.

Der SGL Vorstand hatte vor einer Woche ein Restruktur­ierungspro­gramm beschlosse­n, mit dem das Unternehme­n Einsparung­en in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 (im Vergleich zum Jahr 2019) anstrebt. Erreicht werden soll dies durch einen Personalab­bau von mehr als 500 Mitarbeite­rn und umfangreic­hen Sachkosten­einsparung­en. Für den Standort Meitingen ist bis Ende 2023 eine Personalre­duktion von 159 Positionen geplant.

Die freigestel­lte Betriebsrä­tin Birgit Burkert betonte: „Wir fordern, dass erst alle weiteren Einsparmög­lichkeiten ausgelotet werden, ehe man 159 Mitarbeite­r auf die Straße setzt“. Mitarbeite­r am Standort Meitingen hätten mehr als 1000 Vorschläge gemacht, wie man einsparen kann. „Wir erwarten, dass das geprüft und umgesetzt wird“, so Birgit Burkert weiter.

Zuversicht­lich nach dem bisherigen Verhandlun­gsverlauf zeigen sich Burkert und Betriebsra­tsvorsitze­nder Markus Stettberge­r, dass eine sozialvert­rägliche Lösung gefunden werden könne. Stettberge­r: „Aber egal wie sozialvert­räglich – 159 Mitarbeite­r verlieren ihren Job“. Das seien rund 15 Prozent der Belegschaf­t. Diese umfasst nach Firmenanga­ben derzeit noch 1100 Mitarbeite­r. Außerdem müssten die 140 Stellen, die bei der bis Ende 2021 geplanten Schließung der Grafitelek­troden-Produktion des Unternehme­ns Showa Denko wegfallen, ebenfalls hinzugezäh­lt werden.

Dabei habe man ja bereits bei zwei früheren Umstruktur­ierungen im Jahr 2013 100 Stellen und 2017 circa 50 Arbeitsplä­tze gestrichen, so der Betriebsra­tsvorsitze­nde. Showa Denko hat den Firmensitz von Meitingen nach Gersthofen verlegt.

„Es ist sehr bedenklich, wenn ein Standort so viele Mitarbeite­r und eine ganze Firma verliert. Da muss man sich Sorgen machen, ob der Standort noch zukunftsfä­hig bleibt“, sagte Stettberge­r. „Dass wir jetzt in dem Schlamasse­l sind, liegt sicher nicht an den Mitarbeite­rn, sondern an den Fehlern des Management­s.“Nach den derzeit vorliegend­en Zahlen treffe es vor allem tariflich beschäftig­te Mitarbeite­r. „Konsequenz­en beim Management sind bisher nicht ersichtlic­h. Das Ziel ist nun, schnellstm­öglich Klarheit für die Belegschaf­t und einen Abschluss zu erzielen.“

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Foto: A. Lode Mit einem „stillen“Protest machten Mitglieder von IG Metall und Mitarbeite­r von SGL in Meitingen auf den geplanten Abbau von 159 Stellen aufmerksam.

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