Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn aus Freude Enttäuschu­ng wird

FCA Ausgerechn­et nach seiner erstmalige­n Nominierun­g für die Nationalma­nnschaft patzt Felix Uduokhai. Er bekommt aber von vielen Seiten Zuspruch, auch von ehemaligen Trainern

- VON MARCO SCHEINHOF

Wenige Minuten können vieles verändern. Einen eigentlich­en Jubeltag plötzlich zu einer traurigen Angelegenh­eit werden lassen. Als sich Felix Uduokhai in der 40. Minute aufmachte, den bis dahin besten Angriff des FC Augsburg einzuleite­n, hätte alles gut werden können. André Hahn traf zum vermeintli­chen 1:0 gegen die Hertha, allerdings erkannte der Videoschie­dsrichter in Köln eine Abseitsste­llung. Kaum eine Minute später unterlief Udoukhai ein Missgeschi­ck im eigenen Strafraum. Erst köpfte er den Ball gegen den Körper von Tobias Strobl, wenige Sekunden später trat er Berlin Cordoba die Beine weg. Es gab Elfmeter und das 0:1. Auch Neu-Nationalsp­ieler erleben durchaus die Schattense­iten des Fußball. Am Freitag war der Innenverte­idiger des FCA ebenso wie sein ehemaliger Teamkolleg­e Philipp Max für die anstehende­n Länderspie­le nominiert worden.

„Die Nominierun­g hat mich während des Spiels überhaupt nicht beschäftig­t, mein Fokus lag nur auf dem Spiel“, sagte Uduokhai hinterher, ehe er noch einmal über die wohl spielentsc­heidende Situation sprach: „In der Situation muss ich den Ball besser mit dem Fuß klären. Die Aktion tut mir leid für die Mannschaft und ich hoffe, dass Jhon Cordoba nicht schwer verletzt ist. In der Situation hatte ich nur Augen für den Ball und habe ihn daher nicht gesehen.“Am Sonntag vermeldete die Hertha, dass ihr Angreifer wegen einer Bänderverl­etzung im Sprunggele­nk bis Jahresende ausfallen werde.

Nach Schlusspfi­ff unterhielt sich Uduokhai lange mit Bruno Labbadia. Herthas Trainer klopfte ihm mehrmals auf die Brust und munterte ihn auf. Beide kennen sich noch gut aus ihrer gemeinsame­n Zeit in Wolfsburg. „Für mich war es keine große Überraschu­ng, dass Felix nominiert wurde. Er hat mit Augsburg die richtige Wahl getroffen“, sagte Labbadia. In Wolfsburg zuvor konnte sich der 23-Jährige trotz eines guten ersten Jahres nicht wirklich durchsetze­n. „Es war wichtig, dass er nicht aufgab“, meinte der Berliner Trainer, „er hat viel Potenzial“. FCA-Präsident Klaus Hofmann fügte noch an: „Der DFB kriegt mit Felix einen richtig guten Typen in den Kader, nicht nur einen guten Spieler.“

Am Montag wird Uduokhai nun nach Leipzig fahren, dort trifft sich die Nationalma­nnschaft. „Die Einladung macht mich stolz. Ich bin mit der Entwicklun­g im letzten Jahr beim FCA sehr zufrieden. Als der Anruf vor einigen Tagen von CoTrainer Marcus Sorg kam, war die Freude natürlich groß“, erzählte der 23-Jährige. Die Nationalma­nnschaft sei ein Kindheitst­raum gewesen. Da sein Vater in Nigeria geboren wurde, hätte Udoukhai auch für das afrikanisc­he Land spielen können. Er entschied sich aber für Deutschlan­d. „Ich bin in Deutschlan­d geboren, hier aufgewachs­en und habe schon in den deutschen U-Nationalte­ams gespielt. Daher bin ich stolz, jetzt diese Chance in der A-Nationalma­nnschaft zu bekommen.“

Eine Chance, die er sich durch starke Leistungen verdient hat. „Er hat eine Superentwi­cklung hinter sich. Gerade in dieser Saison zeigt die Abwehr, wie gut sie verteidige­n kann“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter. Da habe Uduokhai natürlich einen großen Anteil. Trotz des

Patzers am Samstag, der zum 0:1 gegen die Hertha führte.

Martin Schmidt hat lange mit Felix Uduokhai und Philipp Max gearbeitet. Der ehemalige FCA-Trainer, der im März von Heiko Herrlich ersetzt worden war, schwärmt von beiden Spielern. Felix Uduokhai hatte er bereits in Wolfsburg trainiert, ihn von 1860 München zum VfL geholt und ihn ins Team integriert. „Felix ist ein Riesentale­nt, das hat er auch in Wolfsburg direkt gezeigt“, sagte Schmidt am Sonntag. „Er denkt sehr schnell, hat eine gute Spieleröff­nung und ist kopfballst­ark“, so der ehemalige FCA-Trainer. Zudem sei der 23-Jährige ein wichtiger Faktor in der Kabine. Er verbreite immer gute Laune und sei für neue Spieler ein wichtiger Ansprechpa­rtner. So habe er sich in Schmidts Zeit sofort um Ruben Vargas oder Reece Oxford gekümmert. Sehr belesen und intelligen­t sei Uduokhai obendrein. „Er hat sich in der Bundesliga etabliert, das ist nun der nächste Schritt, internatio­nal zu spielen“, sagte Schmidt, der allerdings auch noch Verbesseru­ngspotenzi­al beim Innenverte­idiger sieht. „Internatio­nal muss er noch an seiner Zweikampfs­tärke arbeiten“, so der derzeitige Experte beim Bezahlsend­er Sky.

Philipp Max sei schon länger im Dunstkreis der Nationalma­nnschaft gewesen. Durch den Wechsel in die Niederland­e habe der 27-Jährige den nächsten Schritt gemacht. Natürlich spielt ihm auch in die Karten, dass Bundestrai­ner Joachim Löw den Test gegen Tschechien als Gelegenhei­t für Experiment­e ausgerufen hat. Vor allem seine Flexibilit­ät in verschiede­nen Spielsyste­men, seine starke Technik und die gefährlich­en Standards schätzt Schmidt an Max. „Ich freue mich darauf, ihn jetzt einmal im Ensemble der Hochqualif­izierten zu sehen, das kommt ihm sicherlich entgegen.“

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Felix Uduokhai (links) ist nach dem Schlusspfi­ff gegen Hertha BSC sehr enttäuscht. Mit einem von ihm verschulde­ten Elfmeter gin‰ gen die Berliner in Führung, am Ende gewannen sie mit 3:0.
Foto: Stefan Puchner, dpa Felix Uduokhai (links) ist nach dem Schlusspfi­ff gegen Hertha BSC sehr enttäuscht. Mit einem von ihm verschulde­ten Elfmeter gin‰ gen die Berliner in Führung, am Ende gewannen sie mit 3:0.

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