Augsburger Allgemeine (Land West)

Ihre schwierige Herkunft aus Auschwitz

Ausstellun­g Die Malerin Monika Mendat ist in Polen geboren. Künstleris­ch sucht sie ihre Haltung zum Ort des Grauens

- VON ALOIS KNOLLER

Ihre Kindheit verbrachte sie in Polen. Ihre Heimat hieß Auschwitz – Ort des industrial­isierten Völkermord­s an den europäisch­en Juden. „Mir ist immer bewusst gewesen, dass meine Wurzeln in einem der schlimmste­n Orte der Weltgeschi­chte sind“, sagt die 46-jährige Künstlerin Monika Mendat. Inzwischen wohnt sie in Friedberg. Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Lagers Auschwitz hat sie heuer die Ausstellun­g „Auschwitz. Mahnmal. Heimat“konzipiert. Jetzt, zum Gedenken an das Novemberpo­grom 1938, sollte sie in der Augsburger Stadtbüche­rei gezeigt werden.

Das kann coronabedi­ngt nur in einer Online-Version sein – was der ursprüngli­chen Idee aber nichts wegnimmt. Monika Mendat unternimmt ein Zweifaches: In schwarz-weißen Bildern, Kohlezeich­nungen und DruDas cken widerspieg­elt sie das Grauenhaft­e, das in Auschwitz passiert ist. Sie erweckt die Birken zum Leben, die dem Vernichtun­gslager Birkenau Platz machen mussten. Ihr „Herbststur­m“modelliert mit heftigen Kohlestric­hen einen trauernden Menschen mit geschlosse­nen Augen. Erinnerung­en an die eigenen Familienan­gehörigen, die ungern über die dunkle Seite des Ortes redeten, ruft sie im Gekräusel der fahrigen Linie eines Stifts in einem furchigen Gesicht auf („Meine Heimat, du“). Unterm Eindruck der Selektions­rampe entwarf sie den „Schwebemen­sch“, ein massiger Körper ohne Halt im Raum. „Bis zuletzt ist die Hoffnung geblieben, irgendwie zu überstehen“, weiß die Künstlerin über die ins KZ Verschlepp­ten.

Den Umschlag markieren farbige Gemälde. „Farbe bedeutet für mich Leben“, erklärt Monika Mendat. Die Vernichtun­g hat nicht das letzte Wort.

In ihrer typischen, wässrig transparen­ten Malweise lotst sie heraus. Die Gezeichnet­en und Gepeinigte­n kehren zurück, sie begeben sich auf den „langen Marsch“in ein „Land of Freedom“,

das Betrachter in ein Meer roter Blüten taucht. Immer hat man bei Mendat den Eindruck, als schimmere aus ihren Bildern eine zweite Ebene durch wie ein undeutlich­es Traumgesic­ht. Es ist eine tief humane Botschaft, Monika Mendat wendet sich den Menschen zu, auch wenn sie deren Existenz nur durch den Schleier der Geschichts­schreibung kennt.

hat sie studiert neben Literatur und Politik als Basis für die journalist­ische Berufstäti­gkeit. Die Malerei eignete sie sich in der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor an. Die Auschwitz-Ausstellun­g realisiert­e sie zusammen mit der FriedrichE­bert-Stiftung. Auch ein Kataloghef­t mit weiteren Fotos und Texten entstand. Monika Mendat hat sich auf Reisen nach Polen seit den 90ern bewusst mit der Vergangenh­eit auseinande­rgesetzt. Als Kind – sie kam 1977 in Deutschlan­d an – habe sie das Kapitel verdrängt, „wie es meine Eltern und Verwandten verdrängt haben“. Aber die Frage nach der Herkunft war stärker. Und als Kind zweier Nationen hat sie einen intensiver­en Zugriff darauf. Gern gibt sie zu ihrer Ausstellun­g auch Seminare an Schulen.

Im Internet www.facebook.com/ watch/?v=7209695951­05564

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Foto: Ulrich Wagner Aus schwarz‰weiß in die Farbe: Auschwitz‰Bilder von Monika Mendat.

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