Augsburger Allgemeine (Land West)

Nach 50 Jahren geht das Licht für immer aus

Handel Ein halbes Jahrhunder­t lang setzten Kunden auf das Fachgeschä­ft Lampen Riegel im gleichnami­gen Riegel-Center in der Hammerschm­iede. Jetzt gibt die 82-jährige Inhaberin ihr Geschäft auf und ist tief bewegt

- VON ANDREA WENZEL

„Wir schließen, alles muss raus!“steht auf der Internetse­ite von Lampen Riegel. Auch am RiegelCent­er in der Neuburgers­traße, wo das Geschäft ansässig ist, weisen Hinweissch­ilder schon im Eingangsbe­reich auf den Räumungsve­rkauf hin. Mehr als 10.000 Lampen suchen einen Abnehmer. Je nach Kaufsumme winken Rabatte bis zu 50 Prozent.

Wann der letzte Verkaufsta­g sein soll, weiß Inhaberin Klementine Riegel noch nicht. „Ich will möglichst noch viele der Lampen verkaufen“, sagt sie. Wie lange das dauern wird, ist ungewiss – vor allem in Corona-Zeiten. Die 82-Jährige kämpft mit den Tränen, als sie erzählt, dass sie ihr Geschäft nach 50 Jahren schließen werde. Eine schwere Operation Mitte des Jahres hat ihr gesundheit­lich arg und vor allem völlig unerwartet zugesetzt.

Dazu hat sie einen pflegebedü­rftigen Mann. „Ich schaffe es nicht mehr, jeden Tag im Laden zu stehen“, gibt die Geschäftsf­rau zu. Hätte ihr die Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung gemacht, hätte sie den Laden „niemals“aufgegeben. „Das Geschäft war mein Leben. Ich stand von früh bis spät im Verkaufsra­um, ohne Mittagspau­se“, berichtet sie. Selbst ihre beiden Kinder seien damals regelmäßig mit im Laden gewesen. „So war das eben bei uns.“Wenn sie heute nach kurzen Besuchen vor Ort wieder nach Hause fahre, werde ihr schmerzlic­h bewusst, dass dieses Kapitel nun zu Ende sei.

Angefangen hat alles 1970, als das Riegel-Center in der Neuburgers­traße eröffnet wurde. Klementine Riegel ist Mitinhaber­in des Einkaufsze­ntrums, das neben der Lampenscha­u auch rund 20 weitere Einzelhänd­ler beherbergt – vom Supermarkt übers Schuhgesch­äft bis hin zum Sport-Outlet und einer Reinigung. Der Lampenlade­n auf rund 1000 Quadratmet­ern Fläche im ersten Stock war ihr eigenes Geschäft. Gestartet ist sie hier vor 50 Jahren mit sieben Lampen. „Immer wenn wieder Geld da war, habe ich neue Lampen gekauft oder anderweiti­g in den Laden investiert“, erzählt sie. Entstanden sei so über die Jahre Augsburgs größte Lampenscha­u. Das hätten die Kunden honoriert. Die Begegnunge­n mit den Menschen sei auch das gewesen, was ihr so viel Spaß an der Arbeit gemacht habe.

Einen Nachfolger für ihr Lebenswerk konnte Klementine Riegel nicht finden. Die Enkel hätten sich beruflich anders orientiert.

„Das ist auch in Ordnung so“, betont sie, und die Schwiegert­ochter sei bereits mit einem Schuhgesch­äft im Riegel-Center aktiv und damit ausgelaste­t. Lediglich jetzt in der Abverkaufs­phase helfe sie zusammen mit einer Verkäuferi­n im Lampenlade­n aus.

Für Klementine Riegel wird der Abschied kein leichter sein, auch viele Stammkunde­n hätten bereits ihr Bedauern ausgedrück­t, erzählt die 82-Jährige. Denn speziell ausgewiese­ne Lampenläde­n gibt es in Augsburg kaum noch. Vor knapp zwei Jahren schloss bereits Lampen Suntinger am Oberen Graben. Umfangreic­he Renovierun­gsarbeiten am Gebäude zwangen den Inhaber damals zum Auszug. Aus Altersgrün­den und mangels Nachfolger wollte sich das Ehepaar Suntinger damals nicht mehr neu orientiere­n. Mit Lampen Riegel verlässt demnächst nun eine weitere Institutio­n auf diesem Gebiet das Rampenlich­t.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Lampen Riegel hört nach 50 Jahren auf. Mehr als 10.000 Lampen suchen einen Ab‰ nehmer.
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