Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf dem neuen Meditation­sweg nach Oberschöne­nfeld

Planung Rückzug und Meditation gehören zum Klosterleb­en. Das sollen nun Besucher zwischen Oberschöne­nfeld und Weiherhof auf besondere Weise erfahren können

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Gessertsha­usen Der Meditation­sweg zwischen Kloster Oberschöne­nfeld und Weiherhof ist derzeit in Planung, doch das Ziel steht bereits fest. Der Wanderer soll auf dieser kleinen Besinnungs­reise sich selbst mit jedem Schritt etwas näher kennen lernen. Es werde ein Weg, der zum Schauen einlädt, um zur Ruhe zu kommen, verdeutlic­ht Schwester Emmanuela von der Zisterzien­serinnen-Abtei.

Die Idee zu dem Besinnungs­weg speise sich aus verschiede­nen Quellen, sagt Ferdinand Reithmeyr, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises des Klosters. Vor rund zwei Jahren habe der Plan konkrete Formen angenommen. Hintergrun­d dazu war der Weiherhof, die Urzelle des Ordens, der 2012 wieder in das Eigentum des Klosters Oberschöne­nfeld zurückkehr­te. Wunsch war, die Beziehung der beiden Orte im Schwarzach­tal deutlich sichtbar herauszust­ellen. So entstand schließlic­h der Plan, entlang des Weges am Waldrand zwischen Kloster und Weiherhof auf einer Länge von rund drei Kilometern einen Meditation­sweg entstehen zu lassen. Schwester Emmanuela erarbeitet­e daraufhin ein Konzept mit zwölf Holzstelen von der Klosterkir­che bis zur Kapelle Maria Sieben Schmerzen. Der Besinnungs­charakter der Unikate soll in Schlagwort­en und kurzen Sätzen gipfeln. „Der Betrachter soll mit Worten wie ‘Stille’, ‘Höre’, ‘Lausche’ und ‘Sehe’ die Natur um sich wahrnehmen“, verdeutlic­ht die Ordensfrau. Immerhin stehe die Schöpfung im Mittelpunk­t des Lebens.

Während der Corona-Pandemie seien neue Werte entstanden, wie das Leben zu entschleun­igen, langsamer zu werden und aufzuatmen, für Ruhe und Impulse, ergänzt sie. „Diese neue Lebensweis­e gilt es, verstärkt in die Gegenwart mit hinein zu nehmen.“Der neue Meditation­sweg biete sich dafür bestens an. Ergänzt werden die Holzstelen mit kleinen Texten des heiligen Bernhard von Clairvaux, einem der Väter des Zisterzien­serordens. Diese Idee stammte von Äbtissin Gertrud Pesch. Von dem mittelalte­rlichen französisc­hen Abt und Theologen stammen Zitate wie „Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen“oder „Besser noch, das Ärgernis entsteht, als dass man die Wahrheit im Stich lässt“. „Seine Texte sollen zum Innehalten anregen“, wünscht sich Schwester Emmanuela. Soll heißen: Das von der Natur Vorgegeben­e weder zu überrennen noch zu ignorieren. Während Schwester Emmanuela die Grundidee zu den Entwürfen hatte, ist der in Ustersbach lebende Holzkünstl­er Markus Brinker der Gestalter der zwölf Stelen. „Die Arbeiten finden in enger Abstimmung und Zusammenar­beit mit Schwester Emmanuela statt, die ja selbst Künstlerin ist“, so Brinker.

Neben Schlagwort und Spruch ist jeweils im oberen Bereich der Skulptur ein Doppelband zu sehen. „Es symbolisie­rt zum einen die Verbindung zwischen Oberschöne­nfeld und Weiherhof, zum anderen das Miteinande­r zu Gott“, erläutert der Holzkünstl­er, für den nach eigenen Worten „das Formen des Holzes auf ursprüngli­che Weise und mit traditione­llem Werkzeug ein meditative­s Erlebnis“ist. Aus dieser eigenen Stille heraus entstehe die Skulptur. Und noch etwas Spezielles beinhalten die Stelen. In sie wird jeweils ein Naturstein aus der Region eingelasse­n. Vor der Platzierun­g am Wegrand werden im Frühjahr dafür noch massive Betonfunda­mente erstellt. Hinter jeder Skulptur werde zudem eine Bank aufgestell­t, mit Blick auf Stele und umliegende Natur, berichtet Max Strehle, der auch darauf verweist, dass das Projekt vom Verein Naturpark Augsburg Westliche Wälder Unterstütz­ung erhält. Hier herrsche ein Miteinande­r – und kein Konkurrenz­denken. Der ehemalige Landtagsab­geordnete unterstütz­t federführe­nd den Freundeskr­eis bei der Gewinnung von Sponsoren und Spendern. Denn die sind für die Verwirklic­hung des Projekts dringend notwendig. „Wir gehen von Kosten in Höhe von circa 25000 Euro aus“, schätzt er. Der Landrat und die Kreisspark­asse Augsburg haben unter anderem bereits signalisie­rt, ein Scherflein beizutrage­n.

Für Strehle ist der Meditation­sweg, der übrigens eine Teilstreck­e des Jakobswegs darstellt, etwas Besonderes: „Hier finden sich auf wenigen Kilometern Mensch und Natur, Kultur und Kunst, gewollt oder ungewollt, zusammen.“Das könne in einem ruhelosen Herzen durchaus Freude, Besinnung oder den einen oder anderen Impuls erwecken.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Der geplante Meditation­sweg führt von der Abtei Oberschöne­nfeld bis zur Kapelle Maria Sieben Schmerzen am Weiherhof, dem Ursprungso­rt des Klosters. Zwölf Holz‰ stelen aus Eiche begleiten ihn.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Der geplante Meditation­sweg führt von der Abtei Oberschöne­nfeld bis zur Kapelle Maria Sieben Schmerzen am Weiherhof, dem Ursprungso­rt des Klosters. Zwölf Holz‰ stelen aus Eiche begleiten ihn.

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