Augsburger Allgemeine (Land West)
Gelber Sack oder Gelbe Tonne: Das sagen unsere Leser
Diskussion Im Landkreis Augsburg wandert der Verpackungsmüll weiter in den Gelben Sack. Die Entscheidung des Landratsamts wird online heiß diskutiert und mehrheitlich abgelehnt
Landkreis Augsburg Den Gelben Sack mit zweiwöchiger Abholung oder eine Gelbe Tonne, die einmal im Monat abgeholt wird – 800 Landkreisbürger wurden bei einer Umfrage im Auftrag des Landkreises gefragt, welches System ihnen lieber sei. Zunächst hatten sich 60 Prozent grundsätzlich für die Gelbe Tonne ausgesprochen. Allerdings gibt es einen Haken: Die Tonne soll nicht alle zwei Wochen wie der Sack entsorgt werden, sondern nur einmal im Monat. Darauf angesprochen stimmte eine knappe Mehrheit von 53 Prozent wieder für die Säcke.
Auf dieser Grundlage entschied sich der Werkausschuss des Landkreises, an der bestehenden Entsorgungsart festzuhalten. Die bislang sehr leichten und wenig reißfesten Säcke sollen allerdings ab 2022 stabiler werden.
Auf unserem Facebook-Auftritt überzeugt das die Mehrheit der Nutzer nicht. Eine Umfrage auf den Seiten des Augsburger Landboten und der Schwabmünchner Allgemeinen gibt ein deutliches Stimmungsbild (Stand: Freitag, 6. November, 14.30 Uhr): Im nördlichen Landkreis sind 143 Nutzer (66,2 Prozent) mit der Entscheidung pro Sack nicht einverstanden, 74 finden sie richtig. Im südlichen Landkreis finden 153 Menschen (71,2 Prozent) die Entscheidung nicht gut und 62 sinnvoll.
Die Befürworter der Tonne führen an, dass die Säcke bei jedem stärkeren Wind davongeweht werden. Die Säcke reißen und verteilen ihren Inhalt in der Umgebung. Die Vernunft, den Müll bei Sturm nicht vor die Tür zu stellen, hätten leider nicht alle, bedauern zwei Nutzer. Ein weiteres Argument gegen die Säcke ist, dass sich Tiere daran zu schaffen machen, um darin nach Futter zu suchen – mit dem selben Ergebnis wie beim Sturm.
Auch der Umweltschutzgedanke spielt bei einigen eine Rolle. „Es wird Müll für den Müll verwendet. Die gelben Säcke sind ja auch Müll, den man sich dadurch spart“, schreibt Nutzerin Julia Karl. Eine Tonne müsse nur einmal hergestellt und könne dann jahrelang benutzt werden. Nutzer „Armin V Acht“formuliert es mit Ironie: „Da würde ich dem Landkreis doch am liebsten ein Diplom in Nachhaltigkeit ausstellen, wenn ich eines da hätte. Plastikmüll in Einwegplastiksäcken verpacken. Bravo.“
Die Befürworter der Säcke führen vor allem das Platzproblem als Begründung an. „Der Platz an der Haustür ist mit den bereits vorhandenen Tonnen ausgereizt. Keller: Wer trägt die Tonne die schmale Stiege hoch und runter? Garage: wegen Überfüllung ,geschlossen’. Da stehen Fahrräder, Gartengeräte und das Auto soweit es noch Platz hat“, schreibt Nutzerin Katharina van de
Burg. Ähnlich sieht es Markus Thrämer: „Und der Vorteil beim Sack ist, man kann mehrere raushängen. Die Tonne hat man nur einmal, und wenn sie voll ist, ist sie voll.“Die vierwöchige Abholung der Tonne sehen einige Nutzer vor allem mit Bezug auf Mehrfamilienhäuser kritisch: Gerade dort falle viel Müll an, sodass die Papiercontainer beispielsweise schon eine Woche nach der Leerung wieder voll seien. Verstärkt werde das, weil manche Mitbewohner solcher Anlagen sich offenbar nicht imstande sehen, ihren Müll zu trennen, schreibt Userin Sabine Nessi: „Da kommt der Plastikmüll ins Altpapier, das Altpapier in die Braune Tonne und der Biomüll in Restmüll und die anderen 10 Müllsäcke sonst wo hin.“
Im Idealfall kommt es wohl so, wie es sich Nutzerin Sabrina Knoll wünscht: „Vielleicht bestärkt es den ein oder anderen, zu versuchen, weniger Plastikmüll zu verursachen.“