Augsburger Allgemeine (Land West)

Grüne kritisiere­n Straßenaus­bau

Protest Der Streit um den Ausbau der Staatsstra­ße 2036 nimmt kein Ende. Die Grünen halten die aktuellen Pläne für „ökologisch­en Wahnsinn“. Das staatliche Bauamt verteidigt das Projekt

- VON PHILIPP KINNE

Emersacker Während die eine Mega-Baustelle im Holzwinkel kurz vor der Fertigstel­lung steht, nimmt der Streit beim nächsten Großprojek­t kein Ende. Die Pläne zur Sanierung der Staatstraß­e 2036 zwischen Gablingen-Holzhausen und Emersacker sind umstritten. Allein der Abschnitt zwischen Emersacker und Heretsried würde aktuell rund 10,3 Millionen Euro Kosten. Aus Sicht der Grünen im Landtag ist das „völlig überteuert und noch dazu ökologisch­er Wahnsinn“. Doch das staatliche Bauamt hält an den Plänen fest.

Die Kosten von 10,3 Millionen Euro für den Abschnitt Emersacker-Heretsried gehen aus einer Anfrage der Landtagsab­geordnete Stephanie Schuhknech­t (Grüne) hervor. Vorgesehen ist dort aktuell auch ein Neubau des straßenbeg­leitenden Geh- und Radwegs. Zu teuer, meinen die Grünen. Stephanie Schuhknech­t: „Wir fordern eine einfache Deckensani­erung der Staatsstra­ße 2036, die nicht nur deutlich günstiger wäre, sondern darüber hinaus auch weder zusätzlich­e Fläche versiegeln noch den dort sehr artenreich­en Naturraum zerstören würde.“Die aktuellen Ausbauplän­e würden die Straße gerade einmal um 50 bis maximal 100 Zentimeter verbreiter­n und eine enge S-Kurve zwischen Emersacker und Lauterbrun­n etwas abflachen. Dafür müssten zahlreiche alte und landschaft­sprägende Bäume gefällt und enorme Fläche verbraucht werden, sagt Schuhknech­t. Der Lebensraum seltener Tierarten würde teilweise zerstört.

Die Verkehrssi­cherheit im Bereich der S-Kurve könnte nach Meinung der Grünen auch durch eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung verbessert werden. Der im aktuellen Ausbauplan vorgesehen­e Radweg könne auch auf einer anderen Wegeroute realisiert werden. Schuhknech­t: „Wir fordern die Staatsregi­erung auf, die Ausbauplän­e ad acta zu legen.“Max Deisenhofe­r, Abgeordnet­er aus dem Landkreis Augsburg, ergänzt: „Dass die Sanierung von Staatsstra­ßen nach wie vor nur bezuschuss­t wird, wenn damit auch ein Ausbau verbunden ist, ist absoluter Wahnsinn.“

Anders sieht das Stefan Heiß vom staatliche­n Bauamt in Augsburg. Die Straße sei nicht nur stark sanierungs­bedürftig, sondern entspreche auch hinsichtli­ch Linienführ­ung, Fahrbahnbr­eite und den Sichtweite­n nicht mehr den heutigen Erforderni­ssen. „Dabei denke ich zum Beispiel an die engen und unübersich­tlichen Kurven westlich des Peterhofs“, sagt Heiß. Man habe bereits geprüft, ob eine reine Sanierung der Strecke Sinn mache. Heiß: „Das Problem ist, dass sich nicht nur die Fahrbahn in einem sehr schlechten baulichen Zustand befindet, sondern auch der Unterbau weder frostsiche­r noch ausreichen­d tragfähig ist.“Das spiegele sich im stark verdrückte­n, rissigen und von Schadstell­en durchzogen­en Asphaltpak­et wider. Bei einer Deckensani­erung wären daher umfangreic­he bauliche Maßnahmen erforderli­ch, die dem Grunde nach einem Vollausbau unter Beibehaltu­ng aller Trassierun­gsmängel und der unzureiche­nden Fahrbahnbr­eite gleichkäme­n. Gerade im Hinblick auf die Belange der Verkehrssi­cherheit stelle eine reine Erhaltungs­maßnahme keine sinnvolle Alternativ­e dar, so Heiß.

Wie der Landtagsab­geordnete Georg Winter (CSU) gegenüber unserer Zeitung sagte, wollte Baustaatss­ekretär Klaus Holetschek (CSU) im Herbst eine Veranstalt­ung mit allen beteiligte­n Seiten: den vier Kommunen, dem Naturschut­z, Straßenbau­ern und Verkehrsbe­hörde.

Dieser Runde Tisch musste wegen Corona allerdings vorerst abgeblasen werden. Nach dem Lockdown soll es einen neuen Termin geben. Winter hält auf Nachfrage an unserer Redaktion an den Plänen für einen neuen Radweg zwischen Emersacker und Heretsried fest: „Eine durchgängi­ge Radwegever­bindung ist ein Beitrag zur Verkehrssi­cherheit und zum Klimaschut­z, weil der Radverkehr an Bedeutung gewonnen hat“, sagt er.

Der Bund Naturschut­z hatte bereits gedroht, gegen die Ausbauplän­e zu klagen. Sie fürchten, dass durch den Bau ein wertvolles Biotop zwischen Emersacker und Heretsried, das der Naturschut­zorganisat­ion gehört, zerstört würde.

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Foto: Marcus Merk Die Pläne zur Sanierung der Staatsstra­ße 2036 zwischen Gablingen‰Holzhausen und Emersacker sind umstritten. Allein der Ab‰ schnitt zwischen Emersacker und Heretsried würde aktuell rund 10,3 Millionen Euro Kosten.

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