Augsburger Allgemeine (Land West)
Autoknacker schlug in ganz Süddeutschland zu
Justiz Ein 53-Jähriger bricht mehrere Autos auf Friedhofsparkplätzen im Landkreis Augsburg auf. Nun wird klar: Der Mann hat sich offenbar weitaus mehr zu Schulden kommen lassen
Landkreis Augsburg Der Mann, der mehrere Autos auf Friedhofsparkplätzen im Landkreis Augsburg aufgebrochen haben soll, ist offenbar kein Unbekannter. Wie die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion nun bestätigt, läuft derzeit ein Verfahren gegen den Mann. Etliche ähnliche Fälle in ganz Süddeutschland könnten auf sein Konto gehen. Es zeichnet sich das Bild eines unbelehrbaren Serientäters.
Bereits 2019 wurde der Mann bei einem Autoaufbruch im Kreis Dillingen auf frischer Tat von der Polizei geschnappt. Knapp zehn Monate saß er in Untersuchungshaft in Gablingen. Er kam wieder frei – und wurde offenbar gleich wieder kriminell. Fast 100 Fälle von Autoaufbrüchen auf Friedhofsparkplätzen verzeichnete die Polizei zwischen Juli und Oktober 2019 im gesamten süddeutschen Raum. Die Beamten gehen davon aus, dass der 53-Jährige für etliche dieser Fälle verantwortlich ist. Ein entsprechendes Verfahren läuft, doch es gibt noch kein Urteil.
Die Vorgehensweise des Täters war laut Polizei stets dieselbe: Die Autos wurde aufgebrochen und unter anderem Geldbeutel mit Scheckkarten und Bargeld entwendet. Mit der entwendeten Scheckkarte soll der Mann an zwei Banken in Zusmarshausen Bargeld in einer Gesamthöhe von 2500 Euro abgehoben haben. Doch er flog auf.
Aufgrund der am Geldautomat aufgezeichneten Täterfotos wurden dem Autoknacker im Rahmen einer bayernweiten Bildrecherche ähnliche Fälle zugeordnet. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 53 Jahre alten Autoverkäufer aus Fulda. Es wurde dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun in der JVA Mannheim ein. Der Prozess gegen den Mann begann am 6. Oktober. Einen Tag zuvor, soll der Mann die Autoaufbrüche im Kreis Augsburg verübt haben. Dass das auf dem Weg von Fulda zur Gerichtsverhandlung passierte, liegt nahe. Nach dem Prozessauftakt war der Mann wieder auf freiem Fuß – und schlug offenbar wieder zu. Am 22. Oktober – nach weiteren vier PkwAufbrüchen im Bereich der Staatsanwaltschaft
Heidelberg – konnte der Täter festgenommen werden, teilt die Polizei mit. Seither sitzt er wieder in U-Haft, diesmal in Mannheim.
Weil der 53-Jährige von dort wegen der aktuellen Corona-Bestimmungen nicht rechtzeitig zum zweiten Verhandlungstag vor der Augsburger Amtsgericht gebracht werden konnte, wurde der Termin verschoben. Wann die Verhandlung fortgesetzt wird, ist noch unklar.
Auf die Schliche gekommen ist die Polizei dem Mann durch eine Reihe von Beweisen. So konnten Blutspuren an eingeschlagenen Autofenstern gesichert werden konnten, deren DNA mit jener des Angeklagten identisch ist. Es gibt Zeugenhinweise auf ein schwarzes Quad mit Schwabmünchner Kennzeichen, wie es der Angeklagte besitzt. Oder es gibt Übereinstimmungen bei bereits vorliegenden Funkzellenauswertungen von einem Tablet-Computer des Angeklagten. Anhand solcher Daten will die Kriminalpolizei regelrechte Friedhofs-Touren des mutmaßlichen Diebes nachvollziehen können. Gefasst werden konnte der mutmaßliche Täter laut Polizei durch die aufgezeichneten Täterfotos an einem Geldautomaten.
Angeklagt wurde der 53-Jährige von der Augsburger Staatsanwaltschaft letztlich für 20 Autoaufbrüche und vier Fälle des Computerbetrugs, wie die unberechtigten Geldabhebungen juristisch genannt werden. Dabei war an den Fahrzeugen ein Sachschaden von über 12.000 Euro entstanden, auf 4900 Euro wird die „Beute“beziffert. Nur zehn Taten hatte der Angeklagte schon bei der Vernehmung durch die Polizei gestanden.
Mit Hilfe von Fotos kamen die Ermittler auf weitere Taten