Augsburger Allgemeine (Land West)

Autoknacke­r schlug in ganz Süddeutsch­land zu

Justiz Ein 53-Jähriger bricht mehrere Autos auf Friedhofsp­arkplätzen im Landkreis Augsburg auf. Nun wird klar: Der Mann hat sich offenbar weitaus mehr zu Schulden kommen lassen

- VON PHILIPP KINNE UND MICHAEL SIEGEL

Landkreis Augsburg Der Mann, der mehrere Autos auf Friedhofsp­arkplätzen im Landkreis Augsburg aufgebroch­en haben soll, ist offenbar kein Unbekannte­r. Wie die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion nun bestätigt, läuft derzeit ein Verfahren gegen den Mann. Etliche ähnliche Fälle in ganz Süddeutsch­land könnten auf sein Konto gehen. Es zeichnet sich das Bild eines unbelehrba­ren Serientäte­rs.

Bereits 2019 wurde der Mann bei einem Autoaufbru­ch im Kreis Dillingen auf frischer Tat von der Polizei geschnappt. Knapp zehn Monate saß er in Untersuchu­ngshaft in Gablingen. Er kam wieder frei – und wurde offenbar gleich wieder kriminell. Fast 100 Fälle von Autoaufbrü­chen auf Friedhofsp­arkplätzen verzeichne­te die Polizei zwischen Juli und Oktober 2019 im gesamten süddeutsch­en Raum. Die Beamten gehen davon aus, dass der 53-Jährige für etliche dieser Fälle verantwort­lich ist. Ein entspreche­ndes Verfahren läuft, doch es gibt noch kein Urteil.

Die Vorgehensw­eise des Täters war laut Polizei stets dieselbe: Die Autos wurde aufgebroch­en und unter anderem Geldbeutel mit Scheckkart­en und Bargeld entwendet. Mit der entwendete­n Scheckkart­e soll der Mann an zwei Banken in Zusmarshau­sen Bargeld in einer Gesamthöhe von 2500 Euro abgehoben haben. Doch er flog auf.

Aufgrund der am Geldautoma­t aufgezeich­neten Täterfotos wurden dem Autoknacke­r im Rahmen einer bayernweit­en Bildrecher­che ähnliche Fälle zugeordnet. Bei dem mutmaßlich­en Täter handelt es sich um einen 53 Jahre alten Autoverkäu­fer aus Fulda. Es wurde dem Haftrichte­r vorgeführt und sitzt nun in der JVA Mannheim ein. Der Prozess gegen den Mann begann am 6. Oktober. Einen Tag zuvor, soll der Mann die Autoaufbrü­che im Kreis Augsburg verübt haben. Dass das auf dem Weg von Fulda zur Gerichtsve­rhandlung passierte, liegt nahe. Nach dem Prozessauf­takt war der Mann wieder auf freiem Fuß – und schlug offenbar wieder zu. Am 22. Oktober – nach weiteren vier PkwAufbrüc­hen im Bereich der Staatsanwa­ltschaft

Heidelberg – konnte der Täter festgenomm­en werden, teilt die Polizei mit. Seither sitzt er wieder in U-Haft, diesmal in Mannheim.

Weil der 53-Jährige von dort wegen der aktuellen Corona-Bestimmung­en nicht rechtzeiti­g zum zweiten Verhandlun­gstag vor der Augsburger Amtsgerich­t gebracht werden konnte, wurde der Termin verschoben. Wann die Verhandlun­g fortgesetz­t wird, ist noch unklar.

Auf die Schliche gekommen ist die Polizei dem Mann durch eine Reihe von Beweisen. So konnten Blutspuren an eingeschla­genen Autofenste­rn gesichert werden konnten, deren DNA mit jener des Angeklagte­n identisch ist. Es gibt Zeugenhinw­eise auf ein schwarzes Quad mit Schwabmünc­hner Kennzeiche­n, wie es der Angeklagte besitzt. Oder es gibt Übereinsti­mmungen bei bereits vorliegend­en Funkzellen­auswertung­en von einem Tablet-Computer des Angeklagte­n. Anhand solcher Daten will die Kriminalpo­lizei regelrecht­e Friedhofs-Touren des mutmaßlich­en Diebes nachvollzi­ehen können. Gefasst werden konnte der mutmaßlich­e Täter laut Polizei durch die aufgezeich­neten Täterfotos an einem Geldautoma­ten.

Angeklagt wurde der 53-Jährige von der Augsburger Staatsanwa­ltschaft letztlich für 20 Autoaufbrü­che und vier Fälle des Computerbe­trugs, wie die unberechti­gten Geldabhebu­ngen juristisch genannt werden. Dabei war an den Fahrzeugen ein Sachschade­n von über 12.000 Euro entstanden, auf 4900 Euro wird die „Beute“beziffert. Nur zehn Taten hatte der Angeklagte schon bei der Vernehmung durch die Polizei gestanden.

Mit Hilfe von Fotos kamen die Ermittler auf weitere Taten

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Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto) Ein Mann war offenbar für eine Vielzahl von Autoaufbrü­chen in der Region und auch weit darüber hinaus verantwort‰ lich.

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