Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Stück Land in New York für 30 Euro

Wirtschaft Eine ungewöhnli­che Geschäftsi­dee macht von Welden aus weltweit Karriere: Das Landgesche­nk. Wir erklären, was dahinterst­eckt und wie es funktionie­rt

- VON MICHAELA KRÄMER

Welden Eine ungewöhnli­che Geschäftsi­dee macht sich von einer Garage in Welden aus auf den Weg in die weite Welt: das Landgesche­nk. Die Idee dahinter: Ein Stück Land an den schönsten Plätzen dieser Erde zu schenken, kommt einfach gut an. Ob Grundstück­e in Bayern und Deutschlan­d, New York, London, Frankreich, Kalifornie­n oder ein Quadratmet­er Regenwald in Costa Rica – das alles bekommt man bei der Weldener Firma „HappyLandG­ifts“ab einem Preis von rund 30 Euro – und das in Zeiten steil steigender Immobilien­preise.

Die Menschen hinter der Idee: Gegründet wurde „Happylandg­ifts“(„Fröhliche Landgesche­nke“) 2016 von zwei befreundet­en Familien. Dani und Tom Beyer aus Köln sowie Diana und Josef Glaß aus Welden. Sie wollten sich nicht aus den Augen zu verlieren und etwas gemeinsam zu unternehme­n.

Doch sie merkten schnell: Die Idee kommt gut an. Schließlic­h gingen sie 2018 an den Online-Markt. Produziert wurde damals noch in einer Ecke im Treppenhau­s. Sie mussten die Urkunden ausdrucken, den Namen der Grundstück­sbesitzer eintragen, in Rollen stecken, in Kisten verpacken und danach zur Post bringen. So war es noch vor zwei Jahren. Mittlerwei­le werden die Landgesche­nke in viele europäisch­e Länder und seit April 2020 auch in die USA verschickt.

Um die vielen Bestellung­en bewältigen zu können, helfen jetzt auch die beiden Omas mit. Die Produktion findet in der Garage statt und die Post kommt jeden Tag vorbei, um die fertigen Landgesche­nke abzuholen, erzählt Josef Glaß aus Welden, im Hauptberuf Ingenieur. Auch seine Frau hat als Ärztin beruflich eigentlich nichts mit Immobilien zu tun. Ähnlich ist es bei den Beyers in Köln. Sie ist Wirtschaft­spsycholog­in, er arbeitet im Personalwe­sen.

Doch wie funktionie­rt das Landgesche­nk genau? Glaß erklärt: An verschiede­nen Orten hat das Happylandg­ifts-Team naturbelas­sene Grundstück­e gekauft. Alle Grundstück­e sind notariell beglaubigt und im Grundbuch des jeweiligen Landes eingetrage­n. Wer ein Landgesche­nk für sich oder andere kauft, bekommt neben einer Urkunde mit dem Wunschname­n, Urkundenro­lle und Broschüre über das Land auch das Besitzrech­t für einen kleinen

Anteil des Grundstück­s inklusive das Betretungs­recht für das gesamte Grundstück. Streng genommen handelt es sich dabei um eine Pacht.

Wo sich das Grundstück befindet, wird anhand von GPS-Koordinate­n auf der Urkunde festgehalt­en. Die häufigsten Fragen sind: Muss ich mich darum kümmern? Was darf ich dort machen? Der Kölner Tom Beyer sagt: „Der Beschenkte erhält das Betretungs­recht für ein großes Grundstück beispielsw­eise New York oder in Kalifornie­n, wo er bei einem USA-Urlaub sogar Picknick machen, eine Nacht im Zelt verbringen darf oder sich ganz einfach nur entspannen kann.“Veränderun­gen oder Verunreini­gungen dürfen auf dem Grundstück nicht gemacht werden, betont Beyer. „Und den Rasen muss auch niemand mähen.“

Zuletzt wurde Frankreich ins Programm aufgenomme­n, genauer gesagt die Bretagne. Seit Mitte 2019 hatte sich das Team in Frankreich umgesehen. „Es dauerte fast ein Jahr, bis es geklappt hat“, erzählt Dani Beyer. Erst nach sechs Monaten kam ein Notartermi­n zustande. Danach gab es noch eine zusätzlich­e

Prüfung für Käufer aus dem Ausland. Und dann kam noch Corona. Aber mittlerwei­le ist alles unter Dach und Fach. Bei der Immobilien­suche recherchie­rt das Quartett zunächst im Internet. Dann werden Makler beauftragt oder die Wunsch-Liegenscha­ft persönlich besichtigt.

Ein Stück Land in Deutschlan­d ist besonders bei Amerikaner­n beliebt. Glaß: „Wir waren von der großen Nachfrage überrascht, aber die USA hat eben auch viele Einwohner mit deutschen Wurzeln.“Mit so viel positiver Resonanz haben sie niemals gerechnet. An ein Paar aus Hamburg erinnert sich Josef Glaß ganz besonders: Es stand eines Tages vor der Tür und fragte, ob sie ihr Bayern-Grundstück besichtige­n können. Schnell holte er den Autoschlüs­sel und fuhr mit ihnen dorthin, denn tatsächlic­h befindet sich dieses Grundstück in Welden. Glück gehabt, denn die Liste der Länder wird immer länger:

Auf der Wunschlist­e ganz oben stehen Italien, Spanien, Australien und Irland – und Österreich mit „Hallstatt“. Asiaten lieben diesen Ort, sagt Tom Beyer.

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Fotos: Michaela Krämer (2), Glaß Echte Garagen‰Firma: Von hier aus werden die Pakete abgeholt und zu den fröhlichen Landgesche­nk‰Besitzern geschickt: (von links) Josef Glaß, Doris Starzetz, Waltraud Glaß und Diana Glaß.
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Urkunden aus der Garage: Sie symbolisie­ren den Landkauf.
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Die Kölner Tom und Dani Beyer verkaufen Land in aller Welt ‰ von Welden aus.

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