Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Stück Land in New York für 30 Euro
Wirtschaft Eine ungewöhnliche Geschäftsidee macht von Welden aus weltweit Karriere: Das Landgeschenk. Wir erklären, was dahintersteckt und wie es funktioniert
Welden Eine ungewöhnliche Geschäftsidee macht sich von einer Garage in Welden aus auf den Weg in die weite Welt: das Landgeschenk. Die Idee dahinter: Ein Stück Land an den schönsten Plätzen dieser Erde zu schenken, kommt einfach gut an. Ob Grundstücke in Bayern und Deutschland, New York, London, Frankreich, Kalifornien oder ein Quadratmeter Regenwald in Costa Rica – das alles bekommt man bei der Weldener Firma „HappyLandGifts“ab einem Preis von rund 30 Euro – und das in Zeiten steil steigender Immobilienpreise.
Die Menschen hinter der Idee: Gegründet wurde „Happylandgifts“(„Fröhliche Landgeschenke“) 2016 von zwei befreundeten Familien. Dani und Tom Beyer aus Köln sowie Diana und Josef Glaß aus Welden. Sie wollten sich nicht aus den Augen zu verlieren und etwas gemeinsam zu unternehmen.
Doch sie merkten schnell: Die Idee kommt gut an. Schließlich gingen sie 2018 an den Online-Markt. Produziert wurde damals noch in einer Ecke im Treppenhaus. Sie mussten die Urkunden ausdrucken, den Namen der Grundstücksbesitzer eintragen, in Rollen stecken, in Kisten verpacken und danach zur Post bringen. So war es noch vor zwei Jahren. Mittlerweile werden die Landgeschenke in viele europäische Länder und seit April 2020 auch in die USA verschickt.
Um die vielen Bestellungen bewältigen zu können, helfen jetzt auch die beiden Omas mit. Die Produktion findet in der Garage statt und die Post kommt jeden Tag vorbei, um die fertigen Landgeschenke abzuholen, erzählt Josef Glaß aus Welden, im Hauptberuf Ingenieur. Auch seine Frau hat als Ärztin beruflich eigentlich nichts mit Immobilien zu tun. Ähnlich ist es bei den Beyers in Köln. Sie ist Wirtschaftspsychologin, er arbeitet im Personalwesen.
Doch wie funktioniert das Landgeschenk genau? Glaß erklärt: An verschiedenen Orten hat das Happylandgifts-Team naturbelassene Grundstücke gekauft. Alle Grundstücke sind notariell beglaubigt und im Grundbuch des jeweiligen Landes eingetragen. Wer ein Landgeschenk für sich oder andere kauft, bekommt neben einer Urkunde mit dem Wunschnamen, Urkundenrolle und Broschüre über das Land auch das Besitzrecht für einen kleinen
Anteil des Grundstücks inklusive das Betretungsrecht für das gesamte Grundstück. Streng genommen handelt es sich dabei um eine Pacht.
Wo sich das Grundstück befindet, wird anhand von GPS-Koordinaten auf der Urkunde festgehalten. Die häufigsten Fragen sind: Muss ich mich darum kümmern? Was darf ich dort machen? Der Kölner Tom Beyer sagt: „Der Beschenkte erhält das Betretungsrecht für ein großes Grundstück beispielsweise New York oder in Kalifornien, wo er bei einem USA-Urlaub sogar Picknick machen, eine Nacht im Zelt verbringen darf oder sich ganz einfach nur entspannen kann.“Veränderungen oder Verunreinigungen dürfen auf dem Grundstück nicht gemacht werden, betont Beyer. „Und den Rasen muss auch niemand mähen.“
Zuletzt wurde Frankreich ins Programm aufgenommen, genauer gesagt die Bretagne. Seit Mitte 2019 hatte sich das Team in Frankreich umgesehen. „Es dauerte fast ein Jahr, bis es geklappt hat“, erzählt Dani Beyer. Erst nach sechs Monaten kam ein Notartermin zustande. Danach gab es noch eine zusätzliche
Prüfung für Käufer aus dem Ausland. Und dann kam noch Corona. Aber mittlerweile ist alles unter Dach und Fach. Bei der Immobiliensuche recherchiert das Quartett zunächst im Internet. Dann werden Makler beauftragt oder die Wunsch-Liegenschaft persönlich besichtigt.
Ein Stück Land in Deutschland ist besonders bei Amerikanern beliebt. Glaß: „Wir waren von der großen Nachfrage überrascht, aber die USA hat eben auch viele Einwohner mit deutschen Wurzeln.“Mit so viel positiver Resonanz haben sie niemals gerechnet. An ein Paar aus Hamburg erinnert sich Josef Glaß ganz besonders: Es stand eines Tages vor der Tür und fragte, ob sie ihr Bayern-Grundstück besichtigen können. Schnell holte er den Autoschlüssel und fuhr mit ihnen dorthin, denn tatsächlich befindet sich dieses Grundstück in Welden. Glück gehabt, denn die Liste der Länder wird immer länger:
Auf der Wunschliste ganz oben stehen Italien, Spanien, Australien und Irland – und Österreich mit „Hallstatt“. Asiaten lieben diesen Ort, sagt Tom Beyer.