Augsburger Allgemeine (Land West)

Johann Lutz hat eine süße Leidenscha­ft

Hobby Wie ein ehemaliger Fußballtor­wart aus Gersthofen zur Herstellun­g von Kunstwerke­n aus Schokolade gefunden hat

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Als Torhüter hat er früher beim SV Gablingen, TSV und in der AH des FC Stätzling die Bälle gefangen. Heute beschäftig­t sich Johann Lutz mit wesentlich kleineren Kugeln. Doch nicht nur Pralinen und Trüffel haben es dem 68-Jährigen angetan. In seiner Leidenscha­ft für Schokolade kreiert er süße Kunstwerke. Mit seinen großen Händen, die einmal Fußbälle festgehalt­en haben, zaubert der Gersthofer dabei die filigranst­en Dinge.

Eines seiner Meisterwer­ke ist ein Schlagzeug aus Schokolade, das er für seinen Bruder gemacht hat, der in einer Band trommelt. Johann Lutz wird immer dann kreativ, wenn es gilt, eine besondere Überraschu­ng für einen Geburtstag oder ein Jubiläum herzustell­en. Deshalb stehen auch Gitarren, Tennisschl­äger oder ein Piano, das mit Trüffeln gefüllt ist, im Regal. Liebevoll präsentier­t in kleinen Holzvitrin­en, die an zwei Seiten verglast sind. Für den Teufel von der Kol-La – diese Faschingsv­eranstaltu­ng besucht das Ehepaar Lutz seit Jahrzehnte­n – hat er erst kürzlich eine spezielle Verpackung, gefüllt mit feinen Köstlichke­iten, geschaffen.

Alles wird selbst gemacht. Johann Lutz kann nämlich nicht nur mit Schokolade, sondern auch mit Holz und vielen anderen Materialie­n umgehen. 48 Jahre hatte er bei den Farbwerken Hoechst als Starkstrom­elektriker gearbeitet, nebenzu hatte er eine kleine Bodenleger­Werkstatt betrieben. Diese Erfahrunge­n kommen ihm jetzt zugute, wenn er Vitrinen, Verpackung­en, Formen, Schablonen und Vorlagen für seine Schokolade­nwerke baut. Auch die anderen Utensilien, wie zum Beispiel kleine Liegestühl­e, in denen sich Marzipansc­hweine räkeln, bastelt er selbst.

Jetzt genießt er den Ruhestand – und dabei im wahrsten Sinne des Wortes das süße Leben. Angefangen hat alles schon vor dem Rentenalte­r, als seine Frau Maria eine Schwarzwäl­der Kirschtort­e gebacken hat. „Die war gut, aber nicht so schön“, grinst Johann Lutz, der sich daraufhin an die Ausschmück­ung machte. Seitdem war seine Leidenscha­ft für Schokolade geweckt. „Ich habe Mozartkuge­ln aufgeschni­tten, um zu sehen, was da alles drinsteckt“, verrät er, wie er sich mit der Materie immer vertrauter gemacht hat. Mit Pralinen hat er dann weitergema­cht. „Man muss die Schokolade immer von innen nach außen rühren, dass keine Luftblasen und Schlieren entstehen. Das ist eine Wissenscha­ft für sich. Da benötigt man Geduld. Anderersei­ts geht es um Sekunden, weil die Schokolade dann ja ganz schnell hart wird“, verrät Lutz ein paar Geheimniss­e. „Schokolade biegen ist Sekundenar­beit.“Schokolade und andere Zutaten besorgt er sich im Internet. Die Chips müssen dann ganz langsam geschmolze­n und dann wieder von 44 auf 26 Grad herunterge­kühlt werden. Dabei wird ständig die Temperatur gemessen. Für die fertigen Produkte hat Lutz einen eigenen Kühlschran­k angeschaff­t. Zwischen 16 und 18 Grad liegt die ideale

Lagertempe­ratur, für Pralinen und Trüffel. Der 68-Jährige ist Perfektion­ist: Selbst die gebrannten Mandeln für eine bestimmte Sorte Pralinen brennt er selbst. Eine gekaufte wäre zu hart dafür.

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Foto: Marcus Merk Johann Lutz kreiert aus Schokolade wahre Kunstwerke.

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