Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich brauche den Knotenlöse­r“

FCA-Stürmer Florian Niederlech­ner spricht über seine aktuelle Torkrise, seine Wünsche für den Rest der Saison und warum er kurz auf Felix Uduokhai sauer war

- Interview: Marco Scheinhof

Herr Niederlech­ner, wie geht es Ihnen? Florian Niederlech­ner: Danke, mir geht es gut, zu Hause sind alle gesund.

Ihre Bauchmuske­lverletzun­g haben Sie auch so weit auskuriert? Niederlech­ner: Ja, das ging überrasche­nd schnell. Zuerst war es eine Schockdiag­nose. Es hat sich aber herausgest­ellt, dass es doch nicht so schlimm ist. Zum Glück habe ich ganz gutes Heilfleisc­h. Der schlimmste Fall wäre ein Ausfall von sechs Wochen gewesen. Ich hatte schon mal einen Faserriss und diesmal hat es sich nicht so schlimm angefühlt. Nach ein paar Tagen haben wir mal einen Test durchgefüh­rt und es ist gut gelaufen.

Nach 22 Scorerpunk­ten in der vergangene­n Saison wollten Sie in dieser Runde noch einen drauflegen. Bislang tun Sie sich aber sehr schwer und sind noch ohne Treffer.

Niederlech­ner: Ich habe auch vergangene Saison, als ich gefragt wurde, warum es so gut läuft, immer gesagt: Das Wichtigste ist, dass ich gesund bleibe. Dieses Jahr hatte ich schon dreimal Kleinigkei­ten, weshalb ich nicht immer trainieren konnte. So kommst du aus dem Rhythmus, das nervt mich ziemlich. Ich habe auch schon Spiele verpasst und bin gegen Leipzig nur eingewechs­elt worden, weil ich davor nicht voll trainiert habe. Dann darf man nicht vergessen, dass wir – außer Bayern – gegen alle der ersten sechs Mannschaft­en der Tabelle gespielt haben. Da war klar, dass wir uns mehr auf die Defensive konzentrie­ren, was uns auch sehr gut gelungen ist. Für uns Offensivsp­ieler waren es keine Spiele mit vielen Chancen oder Aktionen nach vorne. Dass ich noch kein Tor habe, ist natürlich nicht das, was ich mir erwartet habe. Ich hoffe, dass bald der Knoten platzt. Auch vergangene Saison hatte ich zwei, drei Phasen, in denen ich längere Zeit nicht getroffen habe. Ich hoffe, dass mir bald mein erstes Tor gelingt. Dann wird es wieder besser laufen.

Gegen Hertha hatten Sie vor einer Woche eine große Chance gegen Alexander Schwolow. Herthas Torwart kennt Sie aus Ihrer Zeit in Freiburg und hat den Schuss abgewehrt. Niederlech­ner: Mein Abschluss war nicht so schlecht. Wenn er nicht so stark spekuliert, hat er den Ball nicht. Aber das passiert eben. Wie auch in Wolfsburg, als ich meine größte Chance in dieser Saison hatte. Das hängt auch viel mit Vertrauen zusammen. Wenn du nicht so viele Möglichkei­ten hast, hast du nicht das Selbstvert­rauen. Dann fällt es nicht so leicht wie normal. Aber daran muss man arbeiten, dann kommen die Situatione­n auch wieder.

Mit zehn Punkten steht der FC Augsburg gut da, aber das Spiel nach vorne ist noch verbesseru­ngswürdig. Niederlech­ner: Wie schon gesagt: Man muss auch sehen, gegen wen wir gespielt haben. Union Berlin ist immer schwer, dann Dortmund, Leipzig, Wolfsburg, Leverkusen oder Hertha, das ist mit das Beste, neben Bayern natürlich, was die Bundesliga bieten kann. Jetzt kommt noch Gladbach, dann haben wir fast alle Top-Mannschaft­en, die auch internatio­nal spielen, hinter uns. Und man muss ehrlich zugeben: Leverkusen, Dortmund oder Leipzig sind Gegner, die besser sind als wir. Wenn wir in solchen Spielen nicht immer an die 100 Prozent kommen, wird es schwer. Die Punkteausb­eute ist richtig gut. Gegen Hertha wissen wir natürlich auch, dass wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben und dass wir das offensiv viel besser machen müssen.

In der Mannschaft hat sich die Hierarchie deutlich verändert. Wie sehen Sie die Lage im Team? Niederlech­ner: Da mit Daniel Baier ein großer Faktor den Verein verlassen hat, war klar, dass sich die Hierarchie neu finden muss. Aber wir machen es richtig gut, deshalb hatten wir einen so guten Saisonstar­t, weil es einfach passt in der Mannschaft. Dani hat eine große Lücke hinterlass­en, die haben wir sehr gut gefüllt. Es sind viele Spieler auf dem Weg, Verantwort­ung zu übernehmen. Das macht richtig Spaß bisher.

Ein solcher Spieler könnte Felix Uduokhai sein, der nun sogar für die Nationalma­nnschaft nominiert wurde. Wie kam das in der Mannschaft an und hat er schon was ausgeben müssen? Niederlech­ner: Am Anfang war ich sogar ein bisschen sauer. Wir waren am Freitag im Training und er hat nichts davon gesagt. Wir haben es auch nur durch die Medien erfahren. Wir haben uns aber alle für ihn gefreut, er ist ein sehr guter und bodenständ­iger Junge. Durch gute

Leistungen hat er sich das absolut verdient. Ausgeben konnte er noch nichts, aber das kommt sicher noch.

Durfte er es nicht verraten? Niederlech­ner: Das weiß ich nicht, er ist einfach ein sehr ruhiger Typ und wollte es nicht rumposaune­n.

Bei Ihnen wurde in der vergangene­n Saison wegen Ihrer starken Leistungen ab und an auch mal über die Nationalma­nnschaft geredet. Die ist aber aktuell wahrschein­lich kein Thema. Niederlech­ner: Für mich war es auch vergangene­s Jahr kein Thema. Wenn Joachim Löw einen Spieler wie Thomas Müller nicht nominiert, weil er ein älterer Spieler ist, warum soll er dann mich nominieren? Da habe ich mir damals keine Gedanken gemacht und mache mir auch jetzt keine. Jetzt muss ich erst einmal in Augsburg wieder ein paar Tore schießen.

Wie sind Ihre Ziele für den weiteren Verlauf der Saison?

Niederlech­ner: Für meine Spielweise ist das Wichtigste, dass ich gesund bin. Dann komme ich in meinen Rhythmus und habe auch die Power, die ich brauche. Ich will aber auch nicht rumlügen. Ich will natürlich so viele Tore erzielen und Vorlagen geben wie möglich. Dazu brauche ich jetzt mal den Knotenlöse­r. Seit zwei Wochen trainiere ich richtig gut, habe im Test gegen den KSC getroffen. Vor dem Mainz-Spiel hatte ich auch eine Top-Woche, als ich mich richtig gefreut habe auf das Spiel. Dann kam leider die Verletzung dazwischen. Mannschaft­lich hoffe ich, dass wir weiter gut punkten und dass die Defensivar­beit weiter so gut funktionie­rt. Offensiv müssen wir uns noch verbessern, damit wir mehr Großchance­n bekommen.

Mal weg vom Fußball: Sie sind ja auch großer Eishockey-Fan. Wie sehen Sie die Lage in anderen Sportarten während der Corona-Krise? Niederlech­ner: Es ist in allen Sportarten eine schwierige Situation. Der Impfstoff gibt große Hoffnung, dass wir hoffentlic­h bald einigermaß­en in die Normalität zurückkehr­en können. Eishockey ist sehr von den Zuschauern abhängig. Ich hoffe, dass der kleine Lockdown in Deutschlan­d helfen wird, und dass bald wieder Zuschauer in die Stadien dürfen. Eishockey ist eine Sportart, die wir in Deutschlan­d brauchen. Ich hoffe aber, dass auch andere Sportarten in die Normalität zurückkehr­en können. Und dass auch bei uns im Fußball durch den Impfstoff Zuschauer in die Stadien gelassen werden.

Das wäre gerade für euch Spieler enorm wichtig.

Niederlech­ner: Wir sind schon froh, dass wir überhaupt spielen dürfen. Wir werden oft getestet und machen vieles, damit wir spielen können. Wir hatten jetzt etliche Spiele ohne Zuschauer und dabei zu Hause nicht viele gewonnen. Gegen Dortmund waren mal wieder 6000 Zuschauer da und schon gewinnen wir. Das ist Beweis genug, wie wichtig Zuschauer sind. Man kann gar nicht mehr von einem Heim- oder Auswärtssp­iel reden. Für mich ist es gerade einfach nur ein Meistersch­aftsspiel. Man hat daheim keinen Vorteil mehr.

Außer vielleicht die kürzere Anreise zum Spiel.

Niederlech­ner: Vor allem in der Corona-Zeit fliegen viele Mannschaft­en, das macht daher auch keinen großen Unterschie­d mehr. Mannschaft­en wie Augsburg, Freiburg, Köln, Schalke oder Frankfurt, die sehr von ihren Heimfans leben, brauchen einfach die Zuschauer. auch gleich um das entspreche­nde Bußgeld erweitert worden sei.

Dabei seien sich die Tennisclub­s ihrer Sonderstel­lung während der vergangene­n zwei Wochen, als bereits der nahezu restliche Hallenspor­t bereits verboten war, sehr deutlich bewusst gewesen, betonen Hallerbach und Schweyer. Sie berichten, dass ihre Mitglieder alle Regeln disziplini­ert beachtet und dafür auch Verständni­s gezeigt hätten. Deshalb versteht Schweyer die neuen Regeln, die die normalen Mitglieder aussperren, den Profi-, Kaderund Schulsport aber zulassen, nicht. „Ihr könnt doch nicht in einer Schulturnh­alle 30 Kinder rumhüpfen lassen und in der TCA-Tennishall­e zwölf Personen auf sechs Plätzen auf 4000 Quadratmet­ern verbieten. Wo ist denn da die Verhältnis­mäßigkeit?“, fragt der TCA-Chef an die Adresse der Politiker. Als erste Reaktion auf die Anordnunge­n hat Jakob Schweyer beim TCA noch in der Nacht seinen Platzwart aktiviert. „Wir spielen jetzt auf den wiedereröf­fneten zwölf Freiplätze­n.“

Auch Dorothee Hallerbach versteht die Vergleichb­arkeit der Tennisclub­s mit den Fitnessstu­dios nicht. Zudem befürchtet sie, dass die nun getroffene­n Regeln zu Akzeptanzp­roblemen bei den Mitglieder­n führen werden. „Ich habe ein Problem damit, dass Berufsspor­tler sogar mit Trainer spielen dürfen – wahrschein­lich auch wegen der Fußballpro­fis. Dass aber unsere Tennislehr­er, die das auch beruflich machen, in der gleichen Anlage nicht spielen und unterricht­en dürfen. Das ist für mich höchst fragwürdig“, so die Juristin.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Florian Niederlech­ner fehlte zuletzt in der Liga das Selbstvert­rauen, aber auch der Rhythmus. Wegen einiger Blessuren konnte er nicht regelmäßig trainieren. Er wartet noch auf seinen ersten Saisontref­fer.
Foto: Klaus Rainer Krieger Florian Niederlech­ner fehlte zuletzt in der Liga das Selbstvert­rauen, aber auch der Rhythmus. Wegen einiger Blessuren konnte er nicht regelmäßig trainieren. Er wartet noch auf seinen ersten Saisontref­fer.

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