Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie sich der Immobilienmarkt verändert hat
Trotz der Pandemie steigen die Preise für Immobilien weiter an, aber langsamer – vor allem bei Eigentumswohnungen. Baugrundstücke werden aber immer teurer. Wie Makler die Lage beurteilen
Landkreis Augsburg Zu Beginn der Corona-Krise hatte Helmut Klamt viel zu tun: „Wir hatten einen großen Zulauf an Menschen, die ihr Haus verkaufen wollten“, erzählt der Neusässer Immobilienmakler. Zudem gebe es einen gestiegenen Leerstand bei Gewerbeobjekten. Klamt führt das auf den geringeren Flächenbedarf durch den Einsatz von Homeoffice zurück. Das äußert sich auch bei den Immobilienpreisen.
„Die Kaufpreise für Immobilien steigen weniger schnell als noch vor einem Jahr“, sagt Klamt. Die Entwicklung wird auch durch Zahlen des Landratsamtes bestätigt. Besonders stark zu sehen ist der Trend bei bestehenden Eigentumswohnungen. Während die Preise dort von 2018 auf 2019 um zehn Prozent gestiegen sind, prognostiziert die Behörde nur etwa drei Prozent Wertsteigerung für 2020. Das ergibt die vorläufige Auswertung von Kaufverträgen durch den Gutachterausschuss des Landkreises.
Dieser Trend habe schon vor der Pandemie begonnen. „Der Markt hat es einfach nicht mehr hergegeben“, erklärt Klamt. Selbst gut verdienende Berufsgruppen, wie Ingenieure, hätten häufig Schwierigkeiten, sich eine Immobilie zu leisten. Laut Landratsamt steigen die Verkaufspreise für Neubauten allerdings fast konstant weiter.
Deutlich gestiegen ist hingegen der Preis für Baugrund laut einer Vorauswertung des Gutachterausschusses. Ein gegebenes Grundstück in hochpreisigen Gebieten ist zwischen Mitte 2018 und Oktober 2020 zwischen 30 und 55 Prozent teurer geworden. Dazu zählt etwa der sogenannte Speckgürtel, also die Nachbargemeinden der Stadt Augsburg.
Etwas flacher, aber immer noch deutlich, ist der Anstieg in mittelpreisigen (18 bis 40 Prozent Preissteigerung) und niedrigpreisigen Gebieten (19 bis 35 Prozent). Auch
Klamt kann diesen Trend bestätigen: „Die Leute wollen zunehmend in die Stadt“, sagt der Immobilienmakler. Wer auf dem Land lebe, tue das nach wie vor meistens, weil es billiger sei, dort zu leben.
Die Zahl der Bauanträge ist seit 2019 wohl leicht gesunken. Im vergangenen Jahr gab es 1584 Anträge für eine Baugenehmigung, 2020 waren es bisher nur 1375. Die Zahl der gebauten Mehrfamilienhäuser ist zwar leicht gestiegen, aber die Zahl der Einfamilienhäuser ist deutlich gesunken. Hier gab es 2020 bisher 298 Anträge, bis Ende des Jahres dürfte diese Zahl etwas hinter den 348 Anträgen von 2019 zurückliegen. Das lässt darauf schließen, dass mehr Wohnraum als Investition geschafft wird und weniger Familien ein Eigenheim bauen.
Die Fläche für Neubauten wird hingegen immer knapper und ist zudem ungleich verteilt. So zum Beispiel in der Stadt Neusäß. In Neusäß im engeren Sinne gibt es etwa nur noch 6700 Quadratmeter an Baufläche. In Neusäß-Steppach gibt es hingegen über 28.500 Quadratmeter. In Westheim sind noch 24.000 Quadratmeter frei. Allerdings gibt es auch 18 leer stehende Häuser im Stadtgebiet.
Auch die Zahl der verkauften Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern sind zurückgegangen. Hier wurden bisher 842 Stück im
Landkreis verkauft. Im Jahr 2019 waren es noch 1189. Das könnte sich laut den Einschätzungen des Landratsamtes aber noch ändern. Zum Ende des Jahres gehen dort nämlich im Allgemeinen noch viele Verkaufsfälle ein. Meena Asadi von der Firma Zima Wohnbau kann ebenfalls nicht über mangelndes Interesse klagen. Die Firma hat mit dem Römertor eines der größten Wohnungsbauprojekte in Gersthofen errichtet. 210 Eigentumswohnungen werden dort bis April 2021 entstehen. „Wir haben alle Wohnungen schon verkauft. Das ging extrem schnell“, sagt Asadi. Besonders interessant sei die Lage für Pendler nach Augsburg und München.
Pascal Spiegeler von der Firma UR-Bau baut gerade mehrere Häuser. 15 der 16 Einheiten sind mittlerweile verkauft. „Wer auf dem Land aufgewachsen ist, möchte meist auf dem Land investieren“, sagt er.
Die Preisunterschiede zwischen den ländlichen und urbanen Gebieten seien auch gar nicht so bedeutend. „Wenn sie in Augsburg im falschen Viertel sind, bezahlen Sie auch schon mal die gleichen Preise, wie in Nordendorf“, sagt er. Zwischen den einzelnen Gemeinden gebe es aber größere Unterschiede. So sei die gleiche Wohnung im fünf Kilometer entfernten Herbertshofen teurer als in Nordendorf.