Augsburger Allgemeine (Land West)
Lage in den Wertachkliniken ist angespannt
Noch gibt es freie Betten für Covid-Patienten in Bobingen und Schwabmünchen. Das Personal ist knapp, aber ein organisatorischer Kniff entspannt die Situation
Schwabmünchen Die Covid-Zahlen im Landkreis sind hoch wie nie, das bekommen auch die Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen zu spüren. „Die Lage ist angespannt, das Personal hoch belastet. Die zweite Welle trifft uns stärker als die erste“, sagt KrankenhausChef Martin Gösele.
Rund 20 Covid-Patienten liegen aktuell (Stand Freitagnachmittag) auf den Isolier-Stationen in beiden Häusern. Das heißt, die Hälfte der Betten ist auf diesen Stationen belegt. Zusätzlich versorgt die Wertachklinik drei Covid-Patienten auf der Intensivstation in Schwabmünchen, zwei von ihnen müssen beatmet werden. Bei zwei weiteren Intensivpatienten steht das Ergebnis des Tests noch aus, sie werden „Verdachtsfälle“genannt. In Schwabmünchen gibt es noch freie Betten für weitere Intensivfälle. Die sechs Betten der Bobinger Intensivstation sind momentan alle belegt, allerdings nur eines davon mit einem Covid-Patienten. Pflegekräfte waren bereits vor der Corona-Pandemie an den meisten Krankenhäusern der Republik knapp. „Jetzt kommt noch dazu, dass Mitarbeiter positiv getestet worden sind und sich in Quarantäne befinden“, sagt Gösele. Etwa zehn Mitarbeiter (von insgesamt rund 700 an den Wertachkliniken in beiden Städten) waren in den vergangenen vier Wochen
von Quarantänemaßnahmen betroffen. Um die Intensiv- und Isolierstationen zu stärken, bündelt Gösele nun das Personal. Er hat die Station B2 in Schwabmünchen, eine Allgemeinstation, vorübergehend geschlossen und das Personal auf die anderen Stationen versetzt. „Wir müssen eben Abstriche machen. Unser Fokus liegt darauf, dass die Patienten bestmöglich versorgt werden. Wir machen zur Zeit jeden Tag einen organisatorischen Kopfstand.“Krisenstab und Task-Force beratschlagen regelmäßig. Einige elektive, also nicht lebensnotwendige Operationen wurden abgesagt, um nicht unnötig Betten und Personal zu binden. Dieses Prozedere kann im Bedarfsfall ausgeweitet werden, um Kapazitäten und freie Betten zu schaffen. Noch aber sind die Kapazitäten ausreichend. Die Wertachkliniken entlasten sogar andere Häuser. So übernahm man aus der Hessingklinik jüngst Patienten, und aktuell behandeln die Mitarbeiter der Wertachkliniken weniger schwer erkrankte Covid-Patienten des Uniklinikums Augsburg.
Sorgen bereitet Gösele momentan auch die finanzielle Seite der zweiten Welle. Bereits jetzt sind im Schwabmünchner Haus aufgrund der OPAbsagen weniger reguläre Betten belegt als sonst üblich. Ein weiterer Rettungsschirm der Politik für freigehaltene Betten sei aber nicht in Sicht, kritisiert der Klinik-Chef am Rande.