Augsburger Allgemeine (Land West)
Unterricht im Schweinestall
Rechnen, Lesen, Stall ausmisten: In dieser Schule stehen Dinge auf dem Stundenplan, die es in anderen Schulen nicht gibt. Wir haben sie besucht und auch Kimi und Kaya getroffen
„Heute gehen wir zu Kimi und Kaya in den Schweinestall“, sagt Herr Rostermund. Er ist der Lehrer einer fünften Klasse. Seine Schülerinnen und Schüler sitzen um ihn herum und sind gespannt, was sie heute im Unterricht erwartet. „Dort werden wir blitzeblank ausmisten und neu einstreuen“, verkündet der Lehrer. Die Schulkinder springen auf und jeder sucht sich passende Gummistiefel aus einem großen Regal. Ihre Schule ist etwas anders als gewöhnliche Schulen. Es handelt sich um eine Waldorfschule, zu der auch ein Arche-Hof gehört. Dort leben Haustierrassen, die gefährdet sind. Die Schweine Kimi und Kaya gehören zu der Rasse der Bunten Bentheimer, die vom Aussterben bedroht ist. Die Kinder helfen mit, die Tiere zu versorgen. Es ist Teil ihres Unterrichts.
Im Stall angekommen, bemerken die Kinder zuerst den Gestank. „Das ist Schweineparfüm“, ruft einer und die anderen lachen. Herr Rostermund fragt die Kinder, was sie im Stall sehen. Auf dem Boden der Schweineboxen liegen Stroh,
Schmutz und Staub, aber kein Schweinekot. Er erklärt, dass die Schweine eigentlich saubere Tiere sind: „Sie machen ihr Geschäft nicht ins eigene StrohBett, wenn sie wie hier die Möglichkeit haben, raus zu gehen.“Da die Schweine durch den
Staub aber schlechter Luft bekommen, muss das Stroh regelmäßig gewechselt werden. „In vielen großen Mastbetrieben haben es die Schweine nicht so schön“, erklärt Herr Rostermund. Dort leben viele Schweine auf engem Raum.
Dann geht es für die Schulkinder an die Arbeit. Dafür holen sie Mistgabeln und vier Schubkarren. Der Lehrer treibt Kimi zu Kaya in die Box: „Wer möchte Schweine-Streichler sein?“Maja und ihre Freundinnen übernehmen das. Sie lenken die Schweine ab, damit eine andere Gruppe in dieser Zeit die Box misten kann.
Die Kinder laden das alte Stroh mit den Mistgabeln in die Schubkarren. Bei den Aufgaben wechseln sie sich ab. Auch Maja und ihre Freundinnen bringen eine Schubkarrenladung zum Misthaufen. Dann verteilen die Kinder frisches Stroh gleichmäßig in den Boxen. So sollen es die Schweine möglichst bequem haben.
Zu fressen bekommen sie Mais und verschiedene Körner. „Dann wird Wasser dazugegeben, nicht zu viel, sonst wird es zu flüssig. Das ist wie bei einem Müsli“, erklärt Max. Manchmal bekommen die Schweine auch kleingemachte Rüben, ergänzt Maja. Und dann ist die Unterrichtsstunde auch schon vorbei. Die Schweine Kimi und Kaya können sich nun über ihr frisch gemachtes Stroh-Bett freuen.