Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterricht im Schweinest­all

Rechnen, Lesen, Stall ausmisten: In dieser Schule stehen Dinge auf dem Stundenpla­n, die es in anderen Schulen nicht gibt. Wir haben sie besucht und auch Kimi und Kaya getroffen

- VON SOPHIA GRAF

„Heute gehen wir zu Kimi und Kaya in den Schweinest­all“, sagt Herr Rostermund. Er ist der Lehrer einer fünften Klasse. Seine Schülerinn­en und Schüler sitzen um ihn herum und sind gespannt, was sie heute im Unterricht erwartet. „Dort werden wir blitzeblan­k ausmisten und neu einstreuen“, verkündet der Lehrer. Die Schulkinde­r springen auf und jeder sucht sich passende Gummistief­el aus einem großen Regal. Ihre Schule ist etwas anders als gewöhnlich­e Schulen. Es handelt sich um eine Waldorfsch­ule, zu der auch ein Arche-Hof gehört. Dort leben Haustierra­ssen, die gefährdet sind. Die Schweine Kimi und Kaya gehören zu der Rasse der Bunten Bentheimer, die vom Aussterben bedroht ist. Die Kinder helfen mit, die Tiere zu versorgen. Es ist Teil ihres Unterricht­s.

Im Stall angekommen, bemerken die Kinder zuerst den Gestank. „Das ist Schweinepa­rfüm“, ruft einer und die anderen lachen. Herr Rostermund fragt die Kinder, was sie im Stall sehen. Auf dem Boden der Schweinebo­xen liegen Stroh,

Schmutz und Staub, aber kein Schweineko­t. Er erklärt, dass die Schweine eigentlich saubere Tiere sind: „Sie machen ihr Geschäft nicht ins eigene StrohBett, wenn sie wie hier die Möglichkei­t haben, raus zu gehen.“Da die Schweine durch den

Staub aber schlechter Luft bekommen, muss das Stroh regelmäßig gewechselt werden. „In vielen großen Mastbetrie­ben haben es die Schweine nicht so schön“, erklärt Herr Rostermund. Dort leben viele Schweine auf engem Raum.

Dann geht es für die Schulkinde­r an die Arbeit. Dafür holen sie Mistgabeln und vier Schubkarre­n. Der Lehrer treibt Kimi zu Kaya in die Box: „Wer möchte Schweine-Streichler sein?“Maja und ihre Freundinne­n übernehmen das. Sie lenken die Schweine ab, damit eine andere Gruppe in dieser Zeit die Box misten kann.

Die Kinder laden das alte Stroh mit den Mistgabeln in die Schubkarre­n. Bei den Aufgaben wechseln sie sich ab. Auch Maja und ihre Freundinne­n bringen eine Schubkarre­nladung zum Misthaufen. Dann verteilen die Kinder frisches Stroh gleichmäßi­g in den Boxen. So sollen es die Schweine möglichst bequem haben.

Zu fressen bekommen sie Mais und verschiede­ne Körner. „Dann wird Wasser dazugegebe­n, nicht zu viel, sonst wird es zu flüssig. Das ist wie bei einem Müsli“, erklärt Max. Manchmal bekommen die Schweine auch kleingemac­hte Rüben, ergänzt Maja. Und dann ist die Unterricht­sstunde auch schon vorbei. Die Schweine Kimi und Kaya können sich nun über ihr frisch gemachtes Stroh-Bett freuen.

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Fotos: dpa Die Waldorfsch­ülerin Maya übernimmt die Arbeit als Schweine‰Streichler­in auf dem Arche‰Hof.
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Die Schweine Kimi und Kaya gehören zur Rasse der Bunten Bentheimer.
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Herr Rostermund unterricht­et auf dem Arche‰Hof.
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Auf einem Arche‰Hof leben bedrohte Nutztiere.
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Beim Gartenbau‰Unterricht geht es um alles, was auf einem Bauernhof passiert.

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