Augsburger Allgemeine (Land West)
Kindergarten in Reischenau schließt
Betreuung Verzweifelt hatte die Leitung der Einrichtung nach Mitarbeitern gesucht. Die fanden sich zwar, doch nun ist trotzdem Schluss. Das sind die Hintergründe
Reischenau Händeringend suchte die Leitung des Kindergartens in Reischenau nach neuen Mitarbeitern. Anzeigen wurden geschaltet, Gesuche im Internet veröffentlicht, und auch Eltern starteten verschiedene Aktionen. Kurzfristig sah es danach aus, dass die kleine Einrichtung im Dinkelscherber Ortsteil Reischenau gerettet ist. Doch jetzt ist Schluss. Ende November macht der Kindergarten dicht. Einige Eltern müssen nun nach Alternativen suchen – ob das klappt?
Noch im Sommer sah es ganz danach aus, dass der kleine Kindergarten gerettet war. Auch mithilfe unserer Zeitung gelang es, zwei neue Mitarbeiter und einen Praktikanten zu finden. Doch nun erklärt Leiterin Katharina Offenborn: „Das war leider eine Konstellation, die am Ende nicht gepasst hat.“Es gab offenbar interne Probleme, ins Detail gehen möchte Offenborn nicht. „Alle haben sich bemüht, aber am Ende war es einfach zu viel.“Die Stimmung sei nicht gut gewesen. Letztlich habe man sich dazu entschlossen, den Kindergarten zum 30. November zu schließen. Nun müssen zehn
Kinder der Gruppe in Reischenau in anderen Einrichtungen untergebracht werden.
Zwei Kinder der Gruppe können vorübergehend wieder in die Krippe in Reischenau gehen. Die gibt es auch weiterhin. Für die zehn Kinder, die noch untergebracht werden müssen, sei aller Voraussicht nach ausreichend Platz in den anderen Einrichtungen in der Marktgemeinde. Bürgermeister Kalb sagt dazu: So wie es derzeit aussieht, kriegen wir alle Kinder unter.“Ansprechpartnerin in der Gemeindeverwaltung für betroffene Eltern ist Karin Keinert, Telefon: 08292/20240.
Doch auch in den anderen Einrichtungen ist die Lage angespannt. Überall im Landkreis fehlen Erzieherinnen und Erzieher. Vor wenigen Monaten teilte das Landratsamt dazu mit, dass sich diese Situation wohl so schnell auch nicht ändern werde. „Wir können keine Prognosen abgeben, ob künftig stets alle offenen Stellen besetzt werden können und in der Folge auch nicht, ob alle Kinder aufgenommen werden können“, heißt es vonseiten der Behörde. Zu berücksichtigen sei, dass momentan aufgrund der einzuhaltenden Hygienemaßnahmen im KitaBetrieb im Zuge der anhaltenden
Virus-Pandemie ein „verstärkter und umfassenderer Aufwand für das Personal“gegeben ist. In vielen Fällen sind die aktuellen Umstände mit großem Mehraufwand verbunden.
Der Kindergarten in Reischenau wird nun nach sechs Jahren zum Ende des Monats geschlossen. 2014 eröffnete Katharina Offenborn zusammen mit Detlef Blome im Anbau eines Hofs, dort, wo bis zum Anfang des 19. Jahrhundert noch Heu gelagert wurde, eine Kinderkrippe. Jeden Zentimeter im Haus haben die Behörden akribisch geprüft, alles ist komplett modernisiert worden. Es entstand ein waldorforientierter Naturkindergarten. Das Konzept ging auf, Nachfrage war da. Doch nun scheitert der Kindergarten dennoch.
Katharina Offenborn selbst hat sich inzwischen aus der Einrichtung zurückgezogen. Sie will sich auf andere Tätigkeiten konzentrieren: das Schreiben von Büchern und die Ergotherapie. Seit einigen Jahren schon habe sie den Wunsch, sich damit zu beschäftigen. Detlef Blome kündigte im Gespräch mit unserer Redaktion bereits im Sommer an, sich aus der Leitung des Kindergartens in Reischenau zurückziehen zu wollen.