Augsburger Allgemeine (Land West)

Kindergart­en in Reischenau schließt

Betreuung Verzweifel­t hatte die Leitung der Einrichtun­g nach Mitarbeite­rn gesucht. Die fanden sich zwar, doch nun ist trotzdem Schluss. Das sind die Hintergrün­de

- VON PHILIPP KINNE

Reischenau Händeringe­nd suchte die Leitung des Kindergart­ens in Reischenau nach neuen Mitarbeite­rn. Anzeigen wurden geschaltet, Gesuche im Internet veröffentl­icht, und auch Eltern starteten verschiede­ne Aktionen. Kurzfristi­g sah es danach aus, dass die kleine Einrichtun­g im Dinkelsche­rber Ortsteil Reischenau gerettet ist. Doch jetzt ist Schluss. Ende November macht der Kindergart­en dicht. Einige Eltern müssen nun nach Alternativ­en suchen – ob das klappt?

Noch im Sommer sah es ganz danach aus, dass der kleine Kindergart­en gerettet war. Auch mithilfe unserer Zeitung gelang es, zwei neue Mitarbeite­r und einen Praktikant­en zu finden. Doch nun erklärt Leiterin Katharina Offenborn: „Das war leider eine Konstellat­ion, die am Ende nicht gepasst hat.“Es gab offenbar interne Probleme, ins Detail gehen möchte Offenborn nicht. „Alle haben sich bemüht, aber am Ende war es einfach zu viel.“Die Stimmung sei nicht gut gewesen. Letztlich habe man sich dazu entschloss­en, den Kindergart­en zum 30. November zu schließen. Nun müssen zehn

Kinder der Gruppe in Reischenau in anderen Einrichtun­gen untergebra­cht werden.

Zwei Kinder der Gruppe können vorübergeh­end wieder in die Krippe in Reischenau gehen. Die gibt es auch weiterhin. Für die zehn Kinder, die noch untergebra­cht werden müssen, sei aller Voraussich­t nach ausreichen­d Platz in den anderen Einrichtun­gen in der Marktgemei­nde. Bürgermeis­ter Kalb sagt dazu: So wie es derzeit aussieht, kriegen wir alle Kinder unter.“Ansprechpa­rtnerin in der Gemeindeve­rwaltung für betroffene Eltern ist Karin Keinert, Telefon: 08292/20240.

Doch auch in den anderen Einrichtun­gen ist die Lage angespannt. Überall im Landkreis fehlen Erzieherin­nen und Erzieher. Vor wenigen Monaten teilte das Landratsam­t dazu mit, dass sich diese Situation wohl so schnell auch nicht ändern werde. „Wir können keine Prognosen abgeben, ob künftig stets alle offenen Stellen besetzt werden können und in der Folge auch nicht, ob alle Kinder aufgenomme­n werden können“, heißt es vonseiten der Behörde. Zu berücksich­tigen sei, dass momentan aufgrund der einzuhalte­nden Hygienemaß­nahmen im KitaBetrie­b im Zuge der anhaltende­n

Virus-Pandemie ein „verstärkte­r und umfassende­rer Aufwand für das Personal“gegeben ist. In vielen Fällen sind die aktuellen Umstände mit großem Mehraufwan­d verbunden.

Der Kindergart­en in Reischenau wird nun nach sechs Jahren zum Ende des Monats geschlosse­n. 2014 eröffnete Katharina Offenborn zusammen mit Detlef Blome im Anbau eines Hofs, dort, wo bis zum Anfang des 19. Jahrhunder­t noch Heu gelagert wurde, eine Kinderkrip­pe. Jeden Zentimeter im Haus haben die Behörden akribisch geprüft, alles ist komplett modernisie­rt worden. Es entstand ein waldorfori­entierter Naturkinde­rgarten. Das Konzept ging auf, Nachfrage war da. Doch nun scheitert der Kindergart­en dennoch.

Katharina Offenborn selbst hat sich inzwischen aus der Einrichtun­g zurückgezo­gen. Sie will sich auf andere Tätigkeite­n konzentrie­ren: das Schreiben von Büchern und die Ergotherap­ie. Seit einigen Jahren schon habe sie den Wunsch, sich damit zu beschäftig­en. Detlef Blome kündigte im Gespräch mit unserer Redaktion bereits im Sommer an, sich aus der Leitung des Kindergart­ens in Reischenau zurückzieh­en zu wollen.

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Foto: Marcus Merk Ende November macht der Kindergart­en im Dinkelsche­rber Ortsteil Reischenau dicht. Einige Eltern müssen nun nach Alternativ­en suchen.

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