Augsburger Allgemeine (Land West)
Reaktion der Bürgermeister
Statistik In einzelnen Gemeinden im Landkreis Augsburg liegen die Corona-Inzidenzwerte weit über den Infektionszahlen der Stadt Augsburg. Woran das liegt und welche Schlüsse die Rathauschefs daraus ziehen
Einzelne Gemeinden weisen Werte weit über den Infektionszahlen der Stadt Augsburg auf. Woran das liegt und welche Schlüsse die Bürgermeister ziehen.
Landkreis Augsburg. Die Zahl klingt bedrohlich: Statistisch gesehen liegt der Inzidenzwert pro 100000 Einwohner in der kleinen Gemeinde Kleinaitingen im südlichen Kreis Augsburg bei weit über 800. Rein rechnerisch ist das rund zweieinhalb Mal so viel wie in der Stadt Augsburg, die als einer der Hotspots in ganz Deutschland gilt. In der 1300-Einwohner-Gemeinde Kleinaitingen ist man alarmiert, sieht aber keinen Grund zur Panik. Auch andernorts sorgen die neuen, aufgeschlüsselten Corona-Zahlen für Aufsehen.
Wichtig zu wissen: Je weniger Menschen in einer Kommune leben, desto größer wird der hochgerechnete Inzidenzwert pro 100.000 Einwohner. In Kleinaitingen zum Beispiel gibt es nach den neuen Zahlen des Landratsamtes nur elf aktuelle Corona-Fälle. Weil die Gemeinde relativ klein ist, wirkt der Inzidenzwert sehr hoch. Dennoch ist Bürgermeister Johann Thiel besorgt. Er sagt: „Elf Fälle ist für eine kleine Gemeinde nicht wenig“. Woher die stammen? Vieles deute darauf hin, dass sich ein großer Teil der Fälle im privaten Umfeld angesteckt habe, so Thiel. „Trotzdem wollen wir unsere Verantwortung als Gemeinde ernst nehmen“, sagt er. Konkret bedeute das zum Beispiel das Verschieben der Bürgerversammlung oder die Absage von Feierlichkeiten zum Volkstrauertag am vergangenen Sonntag. Dass der Landkreis die Corona-Zahlen neuerdings nach Kommunen aufgeschlüsselt veröffentlicht, ist für Thiel ein richtiger Schritt. „Diese Transparenz tut gut.“
Diese Veröffentlichung hatten im Vorfeld mehrere Bürgermeister im Kreis gefordert. Nun will der Landkreis jeden Freitag die nach Orten aufgeschlüsselten Corona-Zahlen veröffentlichen. Die Zahlen zeigen nur eine Momentaufnahme des jeweiligen Tages, doch sie vermitteln einen Eindruck. Die aktuell veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf den Stand am vergangenen Freitag. Andere Landkreise, wie der Kreis Donau-Ries, präsentieren diese Zahlen schon länger.
Für Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz ist das der richtige Schritt. Er vermutete, dass die Zahlen in seiner Stadt aufgrund der Nähe zu Augsburg besonders hoch sein könnten. Metz sollte Recht bekommen: Mit 114 aktuellen Corona-Fällen ist die Stadt eine der Kommunen mit den höchsten Werten im Kreis. Dennoch sagt er: „Wir müssen deshalb nicht in Panik verfallen.“Für ihn sei die Statistik in erster Linie zur Information da: „Natürlich wollen wir wissen, wo wir stehen.“Maßnahmen habe die Stadt unter anderem in den Kitas und Schulen getroffen, wo die Stadt Desinfektionsgeräte bereit stelle. Ganz ähnlich ist die Lage im ebenfalls an Augsburg angrenzenden
Gersthofen. Dort gibt es aktuelle 127 Corona-Fälle. Auch Bürgermeister Michael Wörle hatte den Landkreis aufgefordert, diese Zahlen herauszurücken, um entsprechend reagieren zu können. Als bislang einzige Kommune im Kreis gibt es in Gersthofen in einigen Straßen eine allgemeine Maskenpflicht.
Etwas weiter entfernt von der großen Stadt liegt die Gemeinde Heretsried. Mit rund 1000 Einwohnern eine der Kleinsten im Kreis. Hier gibt es nach der Statistik des Landkreis aktuell weniger als drei Corona-Fälle – und damit so wenige, wie in kaum einer anderen Gemeinde. „Sicher ist es interessant, diese Statistik zu lesen“, sagt Bürgermeister Heinrich Jäckle. Er ist der Meinung, dass das Ansteckungspotenzial im Dorf geringer sei als in größeren Kommunen. „Aber die Leute fahren ja auch in die Arbeit oder zur Schule.“Lockern will er die Regeln trotz der wenigen Fälle auf keinen Fall. „Dafür ist die Zahl überhaupt nicht aussagekräftig genug“.
Ähnlich sieht das Fischachs Bürgermeister Peter Ziegelmeier. Er sei zwiegespalten, was die Herausgabe der Zahlen angeht. „Der große Vorteil ist Transparenz.“Immer wieder habe er Anfragen von Bürgern bekommen, die wissen wollen, wie die Lage in Fischach sei. „Das kann aber auch zu Verunsicherung führen“, so Ziegelmeier. Er hat die Sorge, dass die Namen der Betroffenen im Ort schnell die Runde machen könnten.