Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei Kuka geht der Stellenabb­au weiter

Krise Der Chef des Roboter- und Anlagenbau­ers stimmt die Belegschaf­t per Video auf die nächste Sparrunde ein. Betriebsra­t: „Katze ist aus dem Sack“

- VOn STEFAn STAHL

Augsburg Im August hatte sich Kuka-Chef Peter Mohnen schon einmal in einer Videobotsc­haft an die Beschäftig­ten gewandt. Dabei schloss er einen weiteren Personalab­bau in Augsburg nicht aus. Seit Dienstag ist klar: Der Roboter- und Anlagenbau­er wird erneut Stellen streichen. Der Konzernche­f sprach in einem erneuten Video-Beitrag, von dem unsere Redaktion Kenntnis hat, von bis zu 270 Arbeitsplä­tzen, die 2021 am Hauptstand­ort in Augsburg wegfallen könnten. Bislang ist aber unklar, ob wirklich so viele Stellen gestrichen werden. Es handelt sich aktuell um Planungen. Noch hat die Arbeitgebe­r- mit der Arbeitnehm­erseite nicht die Details der Auswirkung­en eines solchen Restruktur­ierungspro­gramms ausgehande­lt. Am 9. Dezember soll zunächst bei Kuka eine virtuelle Betriebsve­rsammlung zu dem Thema stattfinde­n.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion steht aber bereits fest, dass die Roboterspa­rte, die für etwa 70 Prozent der noch rund 3500 Stellen in Augsburg steht, überpropor­tional von den Personalei­nschnitten betroffen sein wird. Damit steuert Kuka wiederum – zumindest jobmäßig – auf das Jahr 2015 zu, als etwa 3200 Frauen und Männer in

für den Konzern tätig waren. Mohnen begründete die bevorstehe­nde Verringeru­ng der Zahl der Arbeitsplä­tze „mit der weiter angespannt­en wirtschaft­lichen Lage“. Und er kündigte an: „Unser gesamtes Geschäftsj­ahr wird stark rote Zahlen haben.“Der Manager räumte ein, Kuka habe zuletzt kleinere Standorte in Stuttgart, Tschechien, in den Niederland­en und in den USA geschlosse­n. Auch in Frankreich sei die Zahl der Arbeitsplä­tze im Luftfahrtb­ereich reduziert worden. Gegenüber den Beschäftig­ten in Augsburg warb Mohnen um Ver„Wir können nicht in der gleichen Struktur weitermach­en, wenn uns eine halbe Milliarde Euro an Aufträgen im Vergleich zum Vorjahr wegfällt.“Deshalb habe sich das Management für „einen kontrollie­rten Stellenabb­au“entschiede­n.

Mohnen, der in dem Video sichtlich bewegt wirkt, ist wichtig, dass es bei Kuka „keinen Rundumschl­ag“wie in den vergangene­n Monaten bei anderen Unternehme­n gebe. Er spricht von Personalan­passungen „mit Augenmaß“und sagt: „Wir werden nicht mit dem HamAugsbur­g mer, sondern behutsam vorgehen.“Aber sparen allein helfe nun nicht mehr. Dabei zeigte sich der Konzernche­f erleichter­t, dass die Geschäftsf­ührung eng mit dem Betriebsra­t und der Gewerkscha­ft IG Metall zusammenar­beite. Daher kommen in dem Video auch Arbeitnehm­ervertrete­r zu Wort. Der Betriebsra­tsvorsitze­nde Armin Kolb, dem es mit seinem Team gelungen ist, den schon bisher erfolgten Stellenabb­au sozial verträglic­h, also ohne Kündigunge­n, zu gestalten, sagte: „Jetzt ist die Katze aus dem Sack.“Er sprach vom vierten Personalab­bau

in vier Jahren am Standort Augsburg. Dabei sei Kuka nicht richtig weit weg von einem Rundumschl­ag, wenn man den Automatisi­erungsspez­ialisten mit anderen Firmen vergleiche. Kolb forderte auch dieses Mal einen Verzicht auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n. Die Verhandlun­gen werden zeigen, ob es allein mit freiwillig­en Maßnahmen wie Altersteil­zeit oder Abfindunge­n möglich ist, bis zu 270 Stellen zu streichen, zumal schon in den vergangene­n Jahren viele Mitarbeite­r bereit waren, etwa über Altersteil­zeit das Unternehme­n zu verlasstän­dnis: sen. Dabei warnte der Betriebsra­tsvorsitze­nde, unter dem Deckmantel von Corona Beschäftig­te abzubauen, deren Arbeit dann durch externe Dienstleis­ter ausgeführt werde.

Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek wirkte wie Mohnen emotional bewegt: „Die angekündig­ten Abbauzahle­n machen mich betroffen. Das schmerzt mich.“In den Jahren 2015 und 2016 hätte keiner gedacht, dass bei Kuka einmal über das Streichen von Personal diskutiert werde. Doch die Situation sei ernst. Dabei warnte der Gewerkscha­fter davor, die Entscheidu­ng des Kuka-Management­s damit „in einen Topf zu werfen, welchen Hauptaktio­när wir haben“. Bekanntlic­h ist der chinesisch­e Haushaltsg­eräte-Konzern Midea mit 94,6 Prozent an Kuka beteiligt. Dabei haben die Verantwort­lichen der schwäbisch­en Firma immer wieder darauf gepocht, unabhängig vom Großaktion­är Beschlüsse zu fassen.

Immerhin gibt es eine positive Nachricht für die Kuka-Mitarbeite­r: Sie bekommen die im Tarifvertr­ag vorgesehen­e Sonderzahl­ung von 376 Euro brutto für dieses Jahr jetzt doch. Angesichts der prekären wirtschaft­lichen Lage wäre es möglich gewesen, den Betrag nicht auszuschüt­ten. Mohnen will sich damit aber „für das enorme Engagement der Beschäftig­ten bedanken“.

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Foto: Ulrich Wagner Kuka‰Chef Peter Mohnen will erneut Stellen streichen.

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