Augsburger Allgemeine (Land West)
Ochs auf der Flucht
Buntes Ausgebüxtes Rind bekommt Hilfe von Tierschützern aus dem Kreis Augsburg
Brunnen Ein vor dem Schlachter geflohene Ochse aus Brunnen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen soll nicht im Wurstkessel landen, sondern ein Gnadenbrot bekommen – wenn er denn wieder auftaucht. Der Verein Rüsselheim aus Allmannshofen (Landkreis Augsburg) habe ihn dem betroffenen Bauern abgekauft, sagte die Vereinsvorsitzende Doris Rauh. Die Hoffnung sei, dass er nicht erschossen werden müsse.
Derzeit fehlt von dem Bio-Ochsen jede Spur. Die Polizei hatte am Sonntag die aktive Suche ohne Erfolg eingestellt. „Er ist noch flüchtig“, sagte der Leiter der Polizeiinspektion Schrobenhausen, Philipp Kirmse. Das Gebiet sei weitläufig – und von dem Tier gehe offensichtlich keine Gefahr aus. Dennoch: „Wenn man ihn sieht, sollte man Abstand halten und die Polizei alarmieren.“Die Tierretter hoffen nun, dass sich das Tier der Murnau-Werdenfelser Rasse anderen Kühen anschließt – Rinder seien Herdentiere. Die Polizei will bei den Bauern in der Umgebung nachfragen. Die andere Möglichkeit sei, dass er sich in den Wald zurückziehe und verwildere. „Kühe sind ursprünglich
Waldtiere. Ihrem alten Instinkt folgend flüchten sie in den Wald“, sagte Rauh. Der Ochse könne sich Tage oder Wochen im Wald verstecken, sagte auch Kirmse.
Der Fall weckt Erinnerungen an die Kuh Yvonne aus dem Raum Mühldorf am Inn, die im Sommer 2011 in die Schlagzeilen kam. Sie war ihrem Besitzer entflohen und lebte mehr als drei Monate im Wald. Immer wieder entwischte sie, obwohl sogar mit Hubschrauber und Wärmebildkamera nach ihr gefahndet wurde. Yvonne wurde schließlich mithilfe von Betäubungspfeilen eingefangen und lebte noch acht Jahre auf dem Gnadenhof Gut Aiderbichl bei Deggendorf.
Die schwimmende Kuh Hanna, die auf der Flucht vor der Schlachtbank in Mecklenburg-Vorpommern die Müritz durchquerte, wurde vom Verein Rüsselheim gerettet, ebenso die Kuh Johanna aus Kaiserslautern, die später auf einem Gnadenhof ein Kalb zur Welt brachte. Nicht immer geht die Flucht vor dem Schlachter gut aus. Erst vergangene Woche wurde ein junger Ochse in Vilsheim (Landkreis Landshut) erschossen, nachdem er auf eine Bundesstraße gelaufen war.