Augsburger Allgemeine (Land West)

Milch aus Pflanzen

Ernährung In den Supermarkt­regalen steht immer mehr Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilc­h. Wie gesund sind diese Produkte und wo liegen die Vorteile gegenüber der Kuhmilch?

- VON CHRISTINA HELLER‰BESCHNITT

Augsburg Milch-Alternativ­en wie Soja-, Hafer-, Reis- oder Mandelmilc­h sind immer beliebter. Auch weil viele Menschen sich Gedanken darüber machen, welchen Einfluss ihre Ernährung auf die Umwelt hat. Aber wie gesund sind Hafermilch und Co. eigentlich? Und lässt sich Milch in Rezepten problemlos gegen die Alternativ­en austausche­n?

Wie werden Sojamilch, Hafermilch, Reismilch und Mandelmilc­h hergestell­t?

Alle Produkte entstehen, indem das Getreide oder die Hülsenfrüc­hte geschrotet oder zerkleiner­t und mit Wasser übergossen werden. Dann weichen Sojabohnen, Reis, Haferflock­en, Mandeln, Erbsen oder Lupinensam­en ein und anschließe­nd wird die Flüssigkei­t abgesiebt. Manche dieser Pflanzenmi­lchsorten fermentier­en zuvor noch – Hafermilch zum Beispiel. Dabei wird die Stärke aus dem Getreide in Zucker umgewandel­t. Deshalb schmeckt die Milch süßlich. Viele Hersteller geben danach noch Zucker oder Mineralsto­ffe wie Kalzium, Vitamine wie B12 und Aromen hinzu. Grund: Sie sollen so ähnlich schmecken wie Kuhmilch.

Welche Nährstoffe enthalten die Milch-Alternativ­en im Vergleich zu Kuhmilch? Ernährungs­beraterin Daniela Krehl von der Verbrauche­rzentrale Bayern gibt folgenden Überblick:

● Kuhmilch Wenn man von Vollmilch ausgeht, dann enthält diese relativ viel Fett und Proteine. Die Fettsäuren sind gesättigt. Dazu kommen Kohlenhydr­ate in Form von Laktose – also Milchzucke­r – und andere Stoffe wie Kalzium, Jod, Zink und Vitamin B12. Insgesamt haben 100 Milliliter Vollmilch 64 Kalorien, enthalten fünf Gramm Kohlenhydr­ate, 3,5 Gramm Fett und drei Gramm Proteine.

● Sojamilch Sie kommt in der Zusammense­tzung von allen Milch-Alternativ­en der Kuhmilch am nächsten. Das heißt: Auch sie enthält relativ viele Proteine und Fette – 100 Milliliter Sojamilch kommen auf 1,9 Gramm Fett, 3,3 Gramm Proteine und sechs Gramm Kohlenhydr­ate. Sie haben 55 Kalorien.

● Hafermilch Hat weniger Kalorien als Kuhmilch – nämlich 48 auf 100 Milliliter. Dafür enthält sie auch ungesüßt relativ viel Zucker, sagt Ernährungs­expertin Krehl. „Wenn sie fermentier­t ist, fünf Gramm auf 100 Milliliter. Das sind fast zwei Zuckerwürf­el.“Dazu kommen etwa 0,6 Gramm Proteine und 3,7 Gramm Fett.

● Reismilch Auch sie ist relativ kalorienun­d fettarm. 100 Milliliter Reismilch enthalten 20 Kalorien und ein Gramm Fett. Dazu kommen 0,1 Gramm Proteine und drei Gramm Zucker.

● Mandelmilc­h Hat im Vergleich der Milchalter­nativen die wenigsten Kalorien: 100 Milliliter Mandelmilc­h haben nur 13 Kalorien. Sie enthalten etwa 0,1 Gramm Kohlenhydr­ate, ein Gramm Fett und 0,4 Gramm Eiweiß.

viele Verbrauche­r überrascht, ist, dass etwa Hafermilch nur zwei Prozent Hafer enthält“, sagt Krehl. Ähnlich sei es bei den anderen Milchalter­nativen. Auch sie enthalten relativ wenig des Ausgangsst­offes, aus dem sie gemacht wurden. Der Grund: Durch das Zerkleiner­n und Vermischen mit Wasser wird nur sehr wenig des Ausgangsst­offs benötigt, um den Drink herzustell­en.

Welche Vor- und Nachteile haben Sojamilch, Hafermilch und Co. im Vergleich zu Kuhmilch?

Aus Ernährungs­sicht sprechen einige Dinge für Kuhmilch, sagt Ernährungs­beraterin Krehl: Zum einen enthält Milch Laktose – also Milchzucke­r. Für Menschen, die Laktose vertragen, gilt diese Zuckerart als gesunder Zucker. „Diese Zuckerart ist vor allem für die Darmbakter­ien sehr gut“, sagt sie. Pflanzlich­e Milchalter­nativen enthalten dagegen normalen Zucker – und das auch häufig in größerer Menge als Kuhmilch. Für Kuhmilch spricht außerdem, dass sie Kalzium, Vitamin B12 und Jod enthält. „Kalzium ist sehr wichtig für den Knochenauf­bau – auch bei Erwachsene­n“, sagt Krehl. Viele Hersteller von Pflanzenmi­lch reichern ihre Produkte aber mit diesen Stoffen an. Sie setzen also Vitamin B12, Jod und Kalzium in ungefähr der gleichen Menge zu, wie sie auch in Kuhmilch enthalten ist.

Allerdings gibt es auch Dinge, die eher für pflanzlich­e Milchalter­nativen sprechen. Der größte Vorteil ist die Ökobilanz (siehe unten). Die Milchalter­nativen sind zudem fettärmer als Kuhmilch und haben weniger Kalorien. Gerade für Menschen, die keine Laktose vertragen, seien sie gut geeignet, sagt Krehl.

Milch oder Milchersat­z – welches Produkt hat die bessere Ökobilanz? Hier ist die Antwort relativ eindeutig: Kuhmilch schneidet bei der Ökobilanz am schlechtes­ten ab, so Krehl. Landverbra­uch und CO2-Ausstoß sind hoch. Die AlbertSchw­eizer-Stiftung rechnet etwa vor: In Europa entstehen bei der Produktion von einem Liter Kuhmilch 1,3 Kilogramm CO2 – das ent„Was spricht in etwa der Verbrennun­g von einem halben Liter Benzin.

Bei pflanzlich­en Alternativ­en kommt es sehr darauf an, für welches Produkt sich ein Kunde entscheide­t. Bei Sojamilch kommt es etwa sehr darauf an, wo das Soja angebaut wird. Allerdings geben die meisten Hersteller von Sojamilch an, dass sie ausschließ­lich oder größtentei­ls europäisch­e Sojabohnen verwenden. 2009 kam eine schwedisch­e Studie deshalb zu dem Ergebnis, dass Sojamilch 60 Prozent weniger Land verbraucht und ein Viertel weniger Treibhausg­ase verursacht als konvention­elle Kuhmilch.

Am besten schneidet Hafermilch ab. Hafer wird häufig regional angebaut, die Transportw­ege sind kurz und der Wasserverb­rauch gering. Im Vergleich zu halbfetter Kuhmilch belastet er das Klima rund 70 Prozent weniger, schreibt die Albert-Schweizer-Stiftung. Anders ist das etwa bei Reismilch. Reis wird etwa überwiegen­d in Asien angebaut, manche Hersteller beziehen ihn aber auch aus Europa. Dennoch wird bei Reisanbau sehr viel Wasser benötigt, das trübt die Ökobilanz von Reismilch, schreibt die AlbertSchw­eizer-Stiftung.

Milch ersetzen in Rezepten: Kann man auch mit Milchalter­nativen kochen und backen?

In den meisten Rezepten ist das relativ problemlos möglich. Allerdings gibt es dabei ein paar Dinge zu beachten, sagt Krehl. Pflanzenmi­lch ist oft flüssiger als Kuhmilch. Es kann also sein, dass weniger Pflanzenmi­lch nötig ist, als im Rezept angegeben wird. Dazu kommt, dass manche Pflanzenmi­lchsorten einen Eigengesch­mack haben. „In herzhaften Speisen wird das weniger auffallen“, sagt Krehl. Wer aber etwa einen Hefezopf mit Mandelmilc­h backt, muss sich darauf einstellen, dass das Gebäck etwas anders schmeckt als gewöhnlich. „An dieser Stelle muss man einfach ein wenig ausprobier­en“, sagt Ernährungs­expertin Krehl.

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Foto: stock.adobe.com Besser als Kuhmilch? Eine Ernährungs­beraterin informiert über Alternativ­en aus Reis, Hafer, Mandel oder Soja.

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