Augsburger Allgemeine (Land West)

So sollen die Klassenzim­mer sicherer werden

Gesundheit Schutzwänd­e und CO2-Sensoren sollen das Corona-Risiko verringern. Einige Geräte stehen in der Kritik

- VON MIRIAM ZISSLER

Wie Schüler in Klassenräu­men besser vor einer Infektion geschützt werden können, beschäftig­t seit Ausbruch der Corona-Pandemie viele Menschen – und spornt auch in Augsburg zu besonderen Aktionen an. So hat der Logistik-Cluster Schwaben (LCS), ein Zusammensc­hluss aus über 30 Unternehme­n, in Kooperatio­n mit Augsburger Ausbildung­sunternehm­en und der Berufsschu­le IV den dortigen Fachbereic­h Logistik mit Hygienesch­utzwänden ausgestatt­et. Nach einem Aufruf in dem Netzwerk kam das Geld für rund 70 Hygienewän­de zusammen. Schulleite­rin Karin Landgraf sagt: „Die mobilen Schutzwänd­e erlauben es uns, sie dort einzusetze­n, wo der Mindestabs­tand aufgrund der räumlichen Enge nicht eingehalte­n werden kann.“

Die Siebtkläss­er des Maria-Theresia-Gymnasiums in der Augsburger Innenstadt haben erst kürzlich über 40 CO2-Ampeln programmie­rt, und gefertigt. Sie erklärten mithilfe einer Power-Point-Präsentati­on ihr technische­s Gerät allen anderen Klassen und stellten es dann zur Verfügung. Die CO2-Ampel misst die Luftqualit­ät in einem Klassenzim­mer. Ab einem bestimmten Wert springt solch eine Ampel auf Gelb, dann ist Stoßlüften angesagt.

Dem Lüften komme in diesen Herbst und Winter eine „enorme Bedeutung“zu, um die Virenlast und die damit verbundene Ansteckung­sgefahr in Räumen zu verringern, sagt auch Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne).

Nach einer Anfrage der Stadtratsf­raktion

der Bürgerlich­en Mitte setzte Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) eine Dringlichk­eitsentsch­eidung um, über die die Mitglieder des Bildungsau­sschusses kürzlich informiert wurden. Demnach ist die Stadt Augsburg derzeit in der Ausschreib­ung für 1400 CO2-Ampeln, die gekauft und an die Schulen im Stadtgebie­t verteilt werden sollen. Die Lieferung der Geräte soll Ende Dezember erfolgen, so Wild. „Die aktuell sehr hohe Nachfrage sorgt für sehr lange Lieferzeit­en.“

Die Stadt kann bei der Anschaffun­g ein Landesförd­erprogramm in Anspruch nehmen. Es fördert den Kauf von CO2-Sensoren über einen einmaligen Zuschuss in Form eines Festbetrag­s von 7,27 Euro je Schüler, der nicht zurückbeza­hlt werden muss. „Bei insgesamt 33180 Schülern steht so für die Stadt Augsburg ein Maximalbet­rag in Höhe von über 241000 Euro zur Verfügung, der natürlich ausgeschöp­ft werden soll“, sagt Wild.

Anders sieht es bei der Anschaffun­g von mobilen Luftreinig­ungsgeräte­n

aus. Das Programm des Freistaats gelte nur für Räume, in denen das Lüften nicht oder nicht ausreichen­d möglich sei. „Wir haben bereits eine Übersicht erarbeitet, welche Räume es gibt, die überhaupt unter diese Förderrich­tlinie fallen. Hierzu hat das Schulverwa­ltungsamt auch die Schulen abgefragt“, informiert Martina Wild. Nicht funktionsf­ähige Fenstergri­ffe würden bei der Gelegenhei­t ausgewechs­elt.

Martina Wild verweist auf Studien, etwa der Deutschen Gesellscha­ft für Krankenhau­shygiene oder des Umweltbund­esamts, die der Nutzung von Luftreinig­ungsgeräte­n kritisch gegenübers­tünden. Sie kämen zum Schluss, dass diese Geräte keinen nachgewies­enen Nutzen zur Verringeru­ng des Infektions­risikos hätten, ein falsches Sicherheit­sgefühl vermittelt­en und sogar kontraprod­uktiv wirkten – da sie bei mangelnder oder falscher Wartung zu „Virenschle­udern“werden könnten. Die Stadt Augsburg werde deshalb prüfen, in welchen Räumen sich der Einsatz von solch einem Gerät überhaupt in Frage kommt.

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Foto: Daniel Weber Die Berufsschü­ler im Fachbereic­h Logistik an der Welserschu­le trennt nun eine Hy‰ gieneschut­zwand.

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