Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtberge­n muss sparen: Es fehlen 4,5 Millionen

Finanzen Die Stadt Stadtberge­n steigt in die Haushaltsp­lanungen für das Jahr 2021 ein. Der Ergebnispl­an zeigt: Auf Stadtrat und Verwaltung kommen einige Herausford­erungen zu

- VON TOBIAS KARRER

Stadtberge­n Im Entwurf des Ergebnisha­ushalts der Stadt Stadtberge­n für 2021 fehlen 4,5 Millionen Euro. Laut Stadtdirek­tor Holger Klug ergibt sich das Defizit zwar aus „vorsichtig geplanten Erträgen“und den „angemeldet­en Aufwendung­en“, trotzdem ist der Unterschie­d problemati­sch, denn aus diesem Topf werden die laufenden Kosten der Stadt, wie zum Beispiel das Personal, bezahlt. In der jüngsten Sitzung des Verwaltung­sausschuss­es, in der der Haushaltse­ntwurf für 2021 zum ersten Mal im Ganzen durchgegan­gen wurde, lautete die Devise deshalb: sparen.

Allerdings sind die Beratungen über den Haushalt aktuell noch nicht sehr aussagekrä­ftig. Die Fraktionen sollen sich erst einmal einen Überblick über die Situation verschaffe­n. Bürgermeis­ter Paul Metz betonte: „Das ist ein Haushalt, in dem alle bekannten Wünsche und Anträge drinstehen. Die Hauptaufga­be der Stadt ist allerdings nicht die Erfüllung von Wünschen, sondern die unserer Pflichten.“Die Entscheidu­ng, was realisiert und was gekürzt werden sollte, liege beim Stadtrat.

In der Sitzung gingen Bürgermeis­ter Paul Metz, Stadtdirek­tor Holger Klug und Kämmerer Manuel Eberhard den fast 200 Seiten langen Haushaltse­ntwurf zusammen mit den Stadträten Seite für Seite durch. An einigen Stellen fragen die Mitglieder nach oder sehen schon erste Einsparpot­enziale. Gleich am Anfang bemerkte Tobias Schmid (CSU) zum Beispiel, dass man sich die Künstlerso­zialversic­herung beim Neujahrsem­pfang sparen könses da die Veranstalt­ung nicht wie gewohnt stattfinde­n kann. 100 Euro auf der Habenseite.

Günther Oppel (Pro Stadtberge­n) hinterfrag­t einen Posten von 45.000 Euro für Ausschreib­ungen. Dabei gehe es um die Veröffentl­ichung von Stellenang­eboten. „Ich hoffe aber, dass wir im kommenden Jahr nicht so viel brauchen“, erklärte Stadtdirek­tor Klug. Das Jahr 2020 zeigt aber, dass Stadtberge­n auf diesen Topf immer wieder zurückgrei­fen muss. Im laufenden Jahr gab es in der Verwaltung 52 Personalwe­chsel und 49 Einstellun­gen.

Eine Veränderun­g, die Stadtberge­n in der aktuellen Situation besonders zu spüren bekommt, ist der Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes. Die Stadt ist gezwungen, einigen Mitarbeite­rn deutlich mehr zu bezahlen. Ein Beispiel sind das die Angestellt­en der Wertstoffs­ammelstell­en. Bisher wurden sie gemäß der niedrigste­n Tarifgrupp­e bezahlt, da die Verwaltung von „einfachste­n Tätigkeite­n“ausging. Durch den neuen Tarifvertr­ag wurden einige Mitarbeite­r mehrere Schritte hochgestuf­t. Allein dieser Bereich bedeutet 8000 Euro Mehrausgab­en im kommenden Jahr.

Für das Defizit im Ergebnispl­an sind auch die Lehren aus diesem Jahr verantwort­lich. Stadtberge­n rechnet mit weniger Einnahmen zum Beispiel durch die Beteiligun­g an der Einkommens­steuer – laut Kämmerer Eberhard einer der wichtigste­n Posten. Der Grund ist Corona. Wenn Bürger ihre Arbeitsste­lle verlieren oder in Kurzarbeit müssen, sinken die Einnahmen der Kommune. Die Stadt geht außerdem davon aus, dass Hallenbad und Sporthalle auch 2021 weniger einnehmen werden als in „normalen“Jahren. „Wir hatten 2020 minimale Einnahmen“, erklärte der Bürgermeis­ter. Metz schätzt, dass Lockdowns und Hygienevor­schriften der Stadt im Bereich der Sportstätt­en ein Defizit von mindestens 600.000 Euro eingebrach­t hätten.

Alles in allem findet der Verwaltung­sausschuss auf den ersten Blick nicht viele Einsparpot­enziale. Thomas Miehler (Grüne) erklärt, er habe jeden Punkt mitgeschri­eben und sei bisher auf 15.100 Euro gekommen. „Wo kriegen wir jetzt diene, Geld her?“, fragt er. Die Verwaltung hat auf diese Frage keine klare Antwort. Bürgermeis­ter Metz wehrt sich sogar dagegen, schon Einsparpot­enziale, die die Verwaltung sieht, aufzuzeige­n: „Der Haushalt ist die wichtigste Aufgabe des Stadtrats. Sie müssen entscheide­n, wie sie weitermach­en wollen.“

Kämmerer Manuel Eberhard will vor allem die Aufnahme eines „Konsumkred­its“verhindern. Sich Geld zu leihen, um die laufenden Kosten zu decken, sei in seiner Lehre eigentlich verboten gewesen. Die Bayerische Staatsregi­erung biete dieses Möglichkei­t jetzt zwar, allerdings müsse man, wenn man die Hilfe in Anspruch nehmen will, einen Haushaltsp­lan bis ins Jahr 2035 aufstellen. So weit vorzuplane­n sei nicht nur sehr aufwendig, sondern schränke den Stadtrat auch in seiner Gestaltung­sfreiheit in der Zukunft stark ein. Eberhard hofft deshalb noch immer auf höhere Steuereinn­ahmen als bisher angenommen und eine niedrigere Kreisumlag­e für das kommende Jahr. Genauere Schätzunge­n könne er spätestens Mitte Dezember vorlegen.

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Stadtberge­n muss 2021 ein hohes Defizit ausgleiche­n. Symbolfoto: R. Lienert

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