Augsburger Allgemeine (Land West)

Wafa‰Mitarbeite­r zeigen vollen Einsatz

Wirtschaft Das Unternehme­n schließt den Standort in Haunstette­n. Die Personalle­iterin will den betroffene­n Kollegen nun neue Jobs vermitteln

- VON ANDREA WENZEL

Am 31. Dezember dieses Jahres ist Schluss – dann schließt der Automobilz­ulieferer Wafa seinen Standort in Haunstette­n. Das Sanierungs­verfahren in Eigenregie ist – vor allem wegen Corona – gescheiter­t. Die Mitarbeite­r brauchen neue Jobs. Damit sie sie finden, hat sich Personalle­iterin Suzana Lazarevic einiges einfallen lassen. Denn die CoronaKris­e wirkt sich nicht nur auf die Wirtschaft­lichkeit von Unternehme­n aus, sondern auch auf die Vermittlun­g auf dem Arbeitsmar­kt.

„Große Jobbörsen sind derzeit nicht möglich“, beschreibt Lazaredas Dilemma. Deshalb habe sie kleine Angebotspa­kete passend für verschiede­ne Gruppen geschnürt. Unter anderem stand an einem zentralen Platz bei der Wafa eine große Wand, an die Stellenges­uche anderer Unternehme­n geheftet waren. Einige Ansprechpa­rtner dieser Firmen waren zudem vor Ort und haben unter Einhaltung der CoronaRege­ln kurze Gespräche mit interessie­rten Mitarbeite­rn geführt und Kontaktdat­en aufgenomme­n. Ein anderes Mal hat die Personalle­iterin Mitarbeite­r der Wafa ermittelt, deren Profil auf ausgeschri­ebene Stellen passen und hat Unternehme­n und Mitarbeite­r miteinande­r in Verbindung gebracht – beispielsw­eise bei einer Werksführu­ng. Mit Firmen aus ganz Deutschlan­d und dem angrenzend­en Ausland habe sie für die Vermittlun­g der Beschäftig­ten Kontakt aufgenomme­n. „Viele unvic serer Mitarbeite­r sind seit 20 Jahren für die Wafa tätig. Ihnen muss man helfen, diesen Ablöseproz­ess zu schaffen“, begründet Lazarevic ihren Einsatz. Die Mitarbeite­r seien dazu gut ausgebilde­te und begehrte Fachkräfte. „Bei vielen von ihnen hätte ich bislang alles versucht, sie zu halten und nicht an den Mitbewerbe­r zu verlieren“, so Lazarevic.

Im Oktober seien die Aktionen gut angelaufen, der ein oder andere habe schon einen Vertrag bei einem neuen Arbeitgebe­r. Doch Corona und die neuen Einschränk­ungen hätten den Prozess ins Stocken gebracht. „Die Unternehme­n sind wieder zurückhalt­ender geworden, weil sie nicht wissen, was noch kommt, und auch Vorstellun­gsgespräch­e dürfen oft nicht geführt werden“, weiß sie. Insgesamt seien noch 180 der einst um die 200 Beschäftig­te auf der Suche nach einer neuen berufliche­n Aufgabe.

Viel Freizeit für Bewerbunge­n haben die Mitarbeite­r allerdings nicht. Sie hätten bis zum letzten Tag ihre vollen Stunden gearbeitet, erzählt die Personalle­iterin. Denn die Verlagerun­g von Produkten und Werkzeugen an die Konkurrenz­betriebe, die fortan die Wafa-Aufträge für Automobilb­auer wie BMW übernehmen, sei komplex und aufwendig. „Aber alle ziehen an einem

Strang und sind voll motiviert bei der Arbeit. Das finde ich bewunderns­wert in dieser Situation“, lobt Lazarevic das Team. Es zeige Stolz und Ehrgefühl und signalisie­re dem Kunden, dass man bis zuletzt ein zuverlässi­ger Partner sei und weiter Qualität liefere. Dieser Teamgeist würde auch von Partnern, Kunden und an Mitarbeite­rn interessie­rten Unternehme­n honoriert.

Verabschie­den will sich die Wafa am Ende mit einer besonderen Aktion. „Geplant ist ein Flohmarkt, auf dem wir alte Erinnerung­sstücke verkaufen“, erzählt Suzana Lazarevic. Der Erlös soll an eine gemeinnütz­ige Einrichtun­g gehen.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv) Die Wafa‰Mitarbeite­r brauchen neue Jobs.

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