Augsburger Allgemeine (Land West)

Schülerin nimmt Müll in Kanälen unter die Lupe

Umweltschu­tz Die Gymnasiast­in Zoë Prillwitz beschäftig­t sich mit Mikroplast­ik. Sie hat das Wasser im Augsburger Welterbe-Kanalsyste­m untersucht. Am Freitag haben sie und ihre Schwester einen Auftritt im Fernsehen

- VON EVA MARIA KNAB

Schülerin Zoë Prillwitz hat schon viel über die Verschmutz­ung der Weltmeere mit Plastikmül­l gehört und gelesen. Im vergangene­n Jahr machte die 14-Jährige bei einem Familienur­laub in Griechenla­nd ihre eigenen Erfahrunge­n: „In einer abgelegene­n Bucht war es wie Fasching unter Wasser mit all den bunten Plastiktüt­en“, erzählt sie. Nur war es nicht lustig für Zoë und ihre ältere Schwester Leonie. Anstatt im Meer zu tauchen, gingen die beiden zum Müllsammel­n an den Strand. Dann kam der Augsburger Maria-Ward-Gymnasiast­in, die in Friedberg wohnt, eine Idee. Sie beschloss, heimische Flüsse und Stadtbäche auf Mikroplast­ik zu untersuche­n. Ihr Ergebnis: In den Stadtkanäl­en gibt es nicht nur Kunststoff­teilchen, sondern generell ein Müllproble­m – und das, obwohl die Stadt mit ihrer Wasserwirt­schaft UnescoWelt­erbe ist. Zoë Prillwitz hat an zehn ausgewählt­en Stellen im Stadtgebie­t die Belastung mit Mikroplast­ik untersucht. „Ich habe das ganze Jahr über Wasserprob­en genommen, mit und ohne Corona-Lockdown“, sagt sie. In den Flüssen und Kanälen fand die Nachwuchsf­orscherin sehr viele Kunststoff­teilchen und Fasern, die etwa beim Waschen von Kleidern, durch Reifenabri­eb oder Zersetzung als Plastikmül­l in die Umwelt gelangen. Bei einem Besuch in der Augsburger Kläranlage erfuhr die 14-Jährige, dass solche Teilchen noch nicht herausgefi­ltert können. „Ein Umdenken beim Verbrauche­r selbst ist wichtig, um den Eintrag der Fasern über die Kläranlage­n in die Flüsse zu verringern“, schreibt die Schülerin in ihrer Forschungs­arbeit.

Zoë Prillwitz gefiel auch nicht, was sie sonst noch in den Flüssen und Stadtkanäl­en sah. „Es bilden sich Müllteppic­he, wenn in den Bächen Hinderniss­e sind“, sagt sie. An einem umgestürzt­en Baum im Stadtbach entdeckte sie innerhalb Zeit diversen Unrat wie Getränkefl­aschen, Folien, Verpackung­en und Einwegmask­en. Sie sah an Wohnanlage­n und Firmengrun­dstücken Müllbehält­er ohne Deckel, die nahe an den Wasserläuf­en standen und aus denen beim Befüllen Abfälle ins Wasser geweht wurden. „Häufig fand ich auch Zigaretten­kippen, die um Parkbänke an den Gewässern herumlagen“, so die Gymnasiast­in. Zigaretten­stummel seien toxischer Plastikmül­l mit Stofwerden fen, die so in die Gewässer gelangen. Darüber hinaus werde Hundekot in nicht kompostier­baren Plastikbeu­teln oft achtlos im Gebüsch entsorgt, stellte die Schülerin fest.

Wie groß die Müllproble­me sind, hat die Gymnasiast­in auch bei einem Besuch bei Kraftwerks­betreiber Karl Ketterl am Hanreibach sehen können. Jeden Tag steht Ketterl eine Stunde am Rechen seines Kraftwerks und fischt mit der Hand heraus, was sich an Plastik- und ankurzer derem Müll verfangen hat. 2017 stellte er nach ihren Angaben ein Abfallvolu­men von rund 10.560 Litern fest, darunter 45 Prozent Kunststoff­e. „Ich kann Herrn Ketterls Erfahrunge­n zur Müllbelast­ung der Kanäle nur bestätigen“, sagt Zoë Prillwitz. Auch sie hofft sehr, dass die Stadt diesem Thema Aufmerksam­keit schenkt und nach Lösungen sucht. Zuletzt hatte es dazu ein Treffen gegeben, an dem Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU), Umweltamts­chef Hans Peter Koch und Augsburgs Dritter Bürgermeis­ter Bernd Kränzle (CSU) teilnahmen. Auch Vertreter des Abfallwirt­schaftsbet­riebs der Stadt und der Vereinigun­g Bayerische­r Wasserkraf­twerke waren dabei.

Zoë Prillwitz hat mit ihren Forschunge­n schon mehrere Preise bekommen, etwa den Augsburger Wissenscha­ftspreis für Schüler und zusammen mit ihrer Schwester Leonie zuletzt den Augsburger Zukunftspr­eis der Haupt- und Schülerjur­y. Diesen Freitag werden die beiden mit ihren selbst entwickelt­en Mikroplast­ik-Filtern im Fernsehen zu sehen sein. Die Schwestern sind im Kinderkana­l Kika von ARD und ZDF für den „Kika-Award“in ihrer Kategorie nominiert. In der LiveShow am 20. November um 19.30 Uhr werden junge Helden, Forscherin­nen, Tüftler und Aktivistin­nen gefeiert. Es sind Kinder und Jugendlich­e, die sich für die Umwelt engagieren, sich für andere Menschen einsetzen oder die etwas Neues erfunden oder erforscht haben.

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Foto: Antje Prillwitz Schülerin Zoë Prillwitz forscht zu Mikroplast­ik in Augsburger Fließgewäs­sern.

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