Augsburger Allgemeine (Land West)
Wirte kehren mitten in der CoronaKrise zurück
Krise Im Mai war für die Pächter des Deuringer Hofs erst einmal Schluss. Doch dann gab es einen Hoffnungsschimmer. Wie sie trotz Lockdown light weitermachen und worauf sie sich jetzt schon ganz besonders freuen
Deuringen Für Nadine und Reiner Staricha, die Pächter des Deuringer Hofs, war das Jahr 2020 bisher mit einem Auf und Ab der Gefühle verbunden. „Die Corona-Krise traf uns sechs Monate, nachdem wir den Deuringer Hof übernommen hatten“, erklärt Nadine Staricha. Während des ersten Lockdowns sei die Luft für den Betrieb dann immer dünner geworden. Im Mai kam die traurige Meldung: Die Starichas geben den Deuringer Hof auf. Doch trotzdem verkaufen sie auch im aktuellen Lockdown light noch von Donnerstag bis Sonntag Speisen „to go“.
„Die Krise hat uns das Genick gebrochen“, stellte Reiner Staricha noch im Mai gegenüber seinen Kunden resigniert fest. Heute sagt Nadine Staricha: „Der Schaden war für uns damals so massiv, dass wir keinen Spielraum mehr gesehen haben.“Der Deuringer Hof wurde geschlossen, das Pächterehepaar arbeitete bei den Eltern von Nadine Staricha. Ihren Traum von der eigenen Gaststätte wollten die beiden Wirte aber nicht aufgeben. Zwischen Mai und August entwickelten sie neue Ideen für ihre Gaststätte und ein Hygienekonzept. Nadine Starichas Empfehlung: „Kurz durchatmen, den Kopf freikriegen und neu überlegen.“
Im August gelang dem Deuringer Hof der Neustart. Nadine Staricha ist besonders der Besitzerin des Deuringer Hofs, die dem Ehepaar entgegenkam, und der Brauerei Riegele, „die uns unter die Arme gegriffen hat“, dankbar. Gerade die Stimmung im Sommer im Biergarten habe ihr Mut gemacht. Im Innenraum erlebte sie die Gäste angespannter, das Corona-Thema sei präsenter. Im Freien dagegen seien diese wieder lockerer und entspannter gewesen.
Ein paar Herausforderungen kommen noch auf die Starichas zu. Für die Mitarbeiter, die sie nach dem ersten Lockdown weiter beschäftigten, konnten die Gastronomen Kurzarbeit beantragen, allerdings würden die Zahlungen seit September auf sich warten lassen. Drei Monate in Vorkasse zu gehen, könnte einen Betrieb in der aktuellen Situation in Schwierigkeiten bringen, so die Wirtin. Sie bemerkt einen Unterschied zum ersten Lockdown. Der Lockdown light fühlt sich für Nadine Staricha anders an. Die Tatsache, dass sie weiter uneingeschränkt einkaufen gehen können, wirke sich auf das Verhalten der Menschen aus. Im ersten Lockdown habe man sich eher ein Abendessen geleistet, da man sich ansonsten nicht viel anderes gönnen konnte. Auch die Ankündigung der
Bundesregierung, Unternehmen und Gaststätten 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem vergangenen November zu bezahlen, habe zu weniger Solidarität geführt. „Aber dieses Geld konnten wir bisher noch nicht einmal beantragen“, sagt die Wirtin.
Reiner und Nadine Staricha haben sich auch bereits auf eine Verlängerung des Lockdowns eingestellt, „damit uns das nicht wieder überrumpelt“. Die beiden beobachten das Inzidenzverhalten und die Infektionszahlen. Ein Wermutstropfen ist für die Starichas auch, dass in ihren Augen nach wie vor nicht klar ist, wie viele Menschen sich tatsächlich in der Gastronomie infiziert haben. „Man hat über den Sommer noch einmal tief in die Tasche gegriffen, um ein Hygienekonzept zu realisieren“, erklärt Nadine Staricha. Umso schmerzlicher war es, nach diesen Investitionen das Gasthaus wieder zuzusperren.
Auch wenn im Dezember wieder ein normaler Betrieb möglich wäre, würde der Gastronomie eine wichtige Einnahmequelle fehlen, erklärt Nadine Staricha. Zum Weihnachtsgeschäft gehören auch größere Feiern, die in diesem Jahr nicht stattfinden können. Hinzu kommt, dass Januar, Februar und März in der Branche grundsätzlich „ruhigere“Monate seien und man in dieser Zeit von den Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft zehre.
Alles in allem seien die Monate bis zum Sommer „noch eine lange Zeit.“Doch Reiner und Nadine Staricha wollen sich kein zweites Mal unterkriegen lassen. „Wir lieben unsere Gaststätte“, betont die Wirtin. Sie freut sich jetzt schon auf die ersten Biergartentage im April und auf die Gäste: „Schon im August haben diese uns toll empfangen und sich gefreut, dass wir wieder am Start sind.“