Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie die Vereinsaka­demie helfen will

Seminare Vereine finden oft kaum Ehrenamtli­che für ihre Aufgaben. Viele fühlen sich nicht qualifizie­rt genug oder haben zu wenig Zeit. Ein neues Angebot will sie unterstütz­en

- VON CHRISTINA GÖRISCH

Langweid In der Arbeit von Freiwillig­en und Ehrenamtli­chen müssen immer mehr Vorgaben eingehalte­n werden – ob im Bereich Datenschut­z, Hygiene oder Jugendschu­tz. Deshalb schließen sich die Katholisch­e Erwachsene­nbildung (KEB) des Landkreise­s Augsburg und die des Bistums Augsburg mit dem Landkreis Augsburg zusammen und starten das Projekt „Vereinsaka­demie Schwaben“. Ab diesem Herbst können sich Ehrenamtli­che und solche, die es werden wollen, bei Seminaren der Akademie zu wichtigen Themen aus dem Vereinsall­tag fortbilden.

„Im Vereinswes­en ist ein richtiger bürokratis­cher Irrgarten entstanden“, meint Silvia Gründler. Neben ihrem Job bei der katholisch­en Erwachsene­nbildung im Landkreis Augsburg ist sie bei der Freiwillig­en Feuerwehr Edenbergen als stellvertr­etende Kommandant­in tätig. Zudem ist sie passives Mitglied bei der Feuerwehr Gersthofen, in einem Musikverei­n und einem Pferdespor­tverein aktiv. Die Akademie soll zukünftig Ehrenamtli­che, die sich wie Gründler dennoch auf Verantwort­ung einlassen, unterstütz­en.

Die angebotene­n Seminare werden an verschiede­nen Orten im Landkreis stattfinde­n. So können sich Vereinsmit­glieder und Ehrenamtli­che im Landkreis vor Ort auf die Herausford­erungen ihrer Tätigkeite­n vorbereite­n. Die Vertreter der drei großen Projektpar­tner Bistum Augsburg, Landkreis Augsburg und KEB freuen sich auf den Start der Akademie.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier betont bei einer Pressekonf­erenz die momentane Wichtigkei­t von Ehrenamt: „Ohne es sähen wir alt aus – das merkt man besonders jetzt in Corona-Zeiten.“Mit der Vereinsaka­demie solle keine weitere, konkurrier­ende Bildungsei­nrichtung entstehen, sondern ein Netzwerk für alle Ehrenamtli­chen des Landkreise­s, betont der Bischof von Augsburg.

Durch das Ehrenamt gebe es mehr Lebensqual­ität im Landkreis, meint Landrat Martin Sailer. „Ohne es wäre der Landkreis kälter und ärmer.“Durch die Vereinsaka­demie sollen Ehrenamtli­che Unterstütz­ung und Anerkennun­g bekommen, die ihnen bisher oft verwehrt worden sei.

Peter Scherer, der Vorsitzend­e der KEB im Landkreis Augsburg, weiß, dass es im Landkreis viele motivierte Freiwillig­e gibt. Aufgefalle­n sei ihm das etwa in Stadtberge­n. Als hier vor einigen Jahren viele Migranten ankamen, meldeten sich binnen kürzester Zeit über 100 Freiwillig­e. Deshalb sei es besonders wichtig, Ehrenamt vor Ort noch mehr zu unterstütz­en. Bereits im September fand die erste Veranstalt­ung zum Thema „Social Media für Vereine“statt. Die Teilnehmer im Alter von 20 bis 71 Jahren informiert­en sich dabei über die richtige Anwendung von sozialen Netzwerken für Vereine

und Ehrenamtli­che, berichtet Silvia Gründler. Ein weiteres Thema, das angegangen werden soll, ist „Konflikte im Verein konstrukti­v managen“. Im November bietet die Akademie dann unter anderem ein Seminar an, das sich mit Haftung und Versicheru­ng im Vereinsleb­en beschäftig­t.

Aufgrund der aktuellen Lage sei noch nicht abzusehen, wie viele Veranstalt­ungen vor Ort stattfinde­n können, räumt Sandra Hansel, Geschäftsf­ührerin der KEB im Landkreis, ein. Für manche Themen, wie im Social-Media-Bereich, passe es gut, die Termine auch online anzubieten. Bei anderen gestalte sich das schon schwierige­r. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Veranstalt­ungen stattfinde­n zu lassen“, sagt Hansel.

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