Augsburger Allgemeine (Land West)
Augsburg drohen weitere Verschärfungen
Die Zahl der Neuinfektionen gilt nach wie vor als viel zu hoch. Noch hat die Stadt einige Stellschrauben zur Verfügung, was Gegenmaßnahmen betrifft – und sie könnte früher daran drehen als der Bund
Angesichts der auch drei Wochen nach Beginn des Lockdowns weiterhin hohe Zahlen an Corona-Neuinfizierten in Augsburg scheint man bei der Stadt intensiver darüber nachzudenken, die Maßnahmen zu verschärfen, die Ende November auslaufen werden – entschieden ist aber noch nichts.
„Der Mini-Lockdown hat ein Plateau produziert, aber das reicht nicht aus“, bewertet Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) die Wirkung der zuletzt getroffenen Maßnahmen wie Gastro-Schließung, Maskenpflicht und die Teilung der Schulklassen in Realschulen und Gymnasien. Man schaue weiter täglich genau auf die Zahlen und halte sich Entscheidungen offen, betont Weber. Das Gesundheitsreferat schätzt, dass es eine beträchtliche Dunkelziffer gibt, weil ein Teil der Infizierten keine Symptome zeigt (aber dennoch ansteckend ist). Nach aktuellen Schätzungen könnte jeder 40. bis 80. Augsburger infiziert sein. In der Uniklinik ist die Lage inzwischen so angespannt, dass Bundeswehrsoldaten aushelfen.
Weber schließt nicht aus, dass die Stadtverwaltung angesichts der nach wie vor außerordentlich hohen Inzidenzwerte (seit Tagen pendelt der Wert um die 300 und ist bayernweit nach wie vor einer der höchsten) Maßnahmen vorziehen könnte, noch bevor Ergebnisse der Beratungen der Länder und des Bundes umgesetzt werden. Ministerpräsidenten und Kanzlerin besprechen am Mittwoch das weitere Vorgehen. Wie schon vor drei Wochen könnte ein Szenario so aussehen, dass Maßnahmen, die staatlicherseits beschlossen werden (dann wohl mit Beginn der ersten Dezemberwoche) in Augsburg schon Ende der kommenden Woche gelten.
Welche Maßnahmen Weber im Auge hat, ist unklar. Zuletzt verwies sie auf die Regeln während des ersten Lockdowns im Frühjahr, die teilweise infrage kommen könnten. Damals kam das öffentliche Leben zum Erliegen – es gab Ausgangsund weitreichende Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung von Kitas, Schulen und Geschäften. Mit derartiger Wucht würde der Hammer aber wohl nicht mehr niedergehen.
Denkbar wäre, dass die Kundenzahl in Geschäften weiter reduziert wird. Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne) sagte zuletzt, dass man im Falle von steigenden Infektionszahlen Pläne in der Schublade habe, um die Zahl der geteilten
Schulklassen, die im Wechsel von Heim- und Präsenzunterricht lernen, zu erhöhen. Bisher sind Grund-, Mittel- und Förderschulen aus pädagogischen Gründen vom Wechselunterricht ausgenommen. Ob die Stadt diese Karte auch bei gleichbleibenden Infektionszahlen ziehen will, ist unklar.
Eine Richtschnur könnte sein, was in den Landkreisen Berchtesgaden und Rottal-Inn galt, als dort die Inzidenzwerte vor etwa einem Monat durch die Decke schossen. Abweichend von den staatlichen Regelungen gab es dort auch Ausgangsbeschränkungen. Das Haus durfte nur bei Vorliegen „triftiger Gründe“verlassen werden, etwa für den Beruf, Arztbesuche, Einkäufe (auch Friseurbesuch), Besuch von Lebenspartnern, Alten und Kranken sowie für Sport oder Spaziergänge ohne Gruppenbildung. Beide Landkreise
liegen nach Rekordwerten von weit über 300 vor einigen Wochen inzwischen bei der Inzidenz um die 150 und damit etwas unter dem bayernweiten Durchschnitt vom Freitag.
● CoronaPatienten auf Intensiv station: 34 (davon 12 beatmet)
● Intensivbetten frei: 35