Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um Kneippanla­ge

Freizeit Anwohner in der Nähe des Kneippbeck­ens in Stadtberge­n ärgern sich über Treffen und Lärm an der neu gebauten Anlage zum Abkühlen. Was sie jetzt in einem Bürgerantr­ag fordern

- VON TOBIAS KARRER

Anwohner in der Nähe des Kneippbeck­ens in Stadtberge­n ärgern sich über Treffen und Lärm an der neu gebauten Anlage. Was sie jetzt in einem Antrag fordern.

Stadtberge­n August-AbensteinW­eg. Fast vier Stunden dauerte die jüngste Sitzung des Sicherheit­s- und Verkehrsau­sschusses (SVA) der Stadt Stadtberge­n. Ein Antrag der Anwohner an der Kneippanla­ge sorgte für eine lebhafte Debatte der Stadträte. Seit Jahren ärgern sich Nachbarn über Lärm, der von den Besuchern der Anlage ausgehen soll. Auch die Geräusche der Sportgerät­e am Mehrgenera­tionenpark sind für die Anwohner ein Problem. Bei dem Thema kochen die Emotionen hoch.

Der Antrag der Bewohner, der auch unserer Redaktion vorliegt, ist umfassend. Unter anderem fordern sie die Anpassung der Öffnungsze­iten der Kneippanla­ge. Ab 18 Uhr soll Schluss sein, eine Mittagsruh­e von 12 bis 14 Uhr vorgeschri­eben werden. Sie fordern außerdem, auf einem Schild zu konkretisi­eren, dass die Anlage eine Ruhezone ist und Rücksicht auf die Nachbarn genommen werden sollte. Der Grund: In den Augen der Anwohner wird die Kneippanla­ge „zweckentfr­emdet“.

Echte „Kneippiane­r“könnten das Becken häufig nicht nutzen, „weil sich Kleinkinde­r und ältere Kinder im Becken aufhalten, planschen, spritzen und vom Beckenrand springen und heftig lärmen“. Der Antrag fordert auch, entlang des August-Abenstein-Weges einen Lärmschutz anzubringe­n. Alles in allem verlange man von den Anwohnern „Rücksichtn­ahme und Toleranz“, gestehe ihnen das aber nicht zu, so der Antrag.

Doch die Anwohner beschweren sich nicht nur über lärmende Kinder. Die Anlage sei auch zum beliebten Treffpunkt für Erwachsene geworden und „laute Treffen von Jugendlich­en mit Musik und Alkohol“würden zur Gewohnheit. Das „Durcheinan­der“gleiche im Sommer ab dem Vormittag einem Rummelplat­z und steigere sich bis in den späten Abend hinein. Eine Anwohnerin kommentier­te in der Sitzung laut: „Ich verstehe in meinem Garten jedes Wort.“Die Gesprächst­hemen der Erwachsene­n seien teils „unappetitl­ich“.

Gerade für die Anwohner ist das Thema sehr emotional. Bürgermeis­ter Paul Metz musste eine Zuschaueri­n mehrmals ermahnen, die Beratungen nicht zu unterbrech­en. „Sie verlangen von Kindern, dass sie sich an Regeln halten, also tun Sie das bitte auch hier. Ich will nicht vom Hausrecht Gebrauch machen“, sagte er nach dem vierten Zwischenru­f.

In seinen Ausführung­en ging der Bürgermeis­ter grundsätzl­ich auf das Thema Lärm in einer Gemeinde ein. Er erwähnte die 24 öffentlich­en Spielplätz­e in Stadtberge­n, die Kindergärt­en und die Wertstoffi­nseln. „In einer Gemeinscha­ft muss man bestimmte Dinge tolerieren“, sagte er und ergänzte, dass er regelmäßig am Schlaugrab­en spazieren gehe, um sich selbst ein Bild von der Situation zu verschaffe­n. „Ich habe dort aber kein einziges Mal eine Situation vorgefunde­n, auf die diese Beschreibu­ng zutrifft“, erklärte er mit Verweis auf den Bürgerantr­ag.

Auch Markus Voh, der Leiter des Ordnungsam­tes, kann die Schilderun­gen im Antrag nicht bestätigen. Es komme zwar vor, dass sich Jugendlich­e abends an der Kneippanla­ge treffen, dass das regelmäßig der Fall sei, habe der Ordnungsdi­enst bisher nicht bestätigen können.

Im Sicherheit­s- und Verkehrsau­sschuss wurde der Antrag heftig diskutiert. Bärbel Schubert (SPD) zum Beispiel erklärte, dass sie die Anwohner verstehen könne. Sie habe auch schon gehört, dass Kinder sehr laut an der Kneippanla­ge spielen. Sie bestätigte auch, dass die Anlage teils als Planschbec­ken zweckentfr­emdet würde. „Das sehe ich nicht ein“, erklärte sie.

Auch für Günther Oppel (Pro Stadtberge­n) ist die Zweckentfr­emdung der Anlage das eigentlich­e Problem. „Wir wollen doch eine vernünftig­e Nutzung für alle“, sagte Oppel und bezog sich dabei auf das Argument der Anwohner, dass „Kneippiane­r“die Anlage kaum mehr nutzen könnten. Roswitha Merk (CSU) hingegen erinnerte sich an ihre eigene Kindheit, in der sie hin und wieder auch über die Grenzen des Erlaubten hinaus Lärm machen durfte. „Ich will auch den nächsten Generation­en etwas Freiheit gönnen“, erklärte sie. Sie habe auf ihrem Fahrradweg in die Arbeit im Sommer kein „Halligalli“an der Anlage feststelle­n können. „Vielleicht ist das, was wir hier auf der Tagesordnu­ng haben, ein gesellscha­ftliches Problem“, sagte Roswitha Merk. Die grundsätzl­iche Frage nach Rücksicht und Toleranz könne man aber nicht an der Stadtberge­r Kneippanla­ge lösen.

Nach der Diskussion ging das Gremium die einzelnen Punkte im Antrag der Bürger durch. Abgelehnt wurden zum Beispiel die veränderte­n Öffnungsze­iten. Es bleibt also bei einer legalen Nutzung von sieben bis 22 Uhr. Auch gegen die Einrichtun­g eines Lärmschutz­walls am August-Abenstein-Weg sprach sich das Gremium mehrheitli­ch aus. Ebenso abgewiesen wurde die Forderung der Anwohner, den BocciaPlat­z, der als Fußballpla­tz missbrauch­t werde, in eine Blühwiese zu verwandeln.

An einigen Stellen gingen die Stadträte aber auch auf die Anwohner zu. Zum Schild vor der Kneippanla­ge wird es beispielsw­eise einige Ergänzunge­n geben, unter anderem die Bitte, auf die Nachbarn Rücksicht zu nehmen.

 ?? Foto: Andreas Lode (Archivbild) ?? Wegen der Kneippanla­ge in Stadtberge­n gibt es Ärger: Anwohner beschweren sich über Lärm, weil dort angeblich häufig Treffen stattfinde­n.
Foto: Andreas Lode (Archivbild) Wegen der Kneippanla­ge in Stadtberge­n gibt es Ärger: Anwohner beschweren sich über Lärm, weil dort angeblich häufig Treffen stattfinde­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany