Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum Bayern Bayern bleibt
Aufgefallen
Nur mal angenommen, der Nachbar stünde mal wieder vor der Tür und beklagte, dieses vermaledeite C-Wort (und gemeint sei nicht die CSU) beherrsche inzwischen das ganze Leben im schönen Bayern. Was erwidert man da? Man will den guten Mann ja nicht noch weiter runterziehen. Also lautet die Replik – zunächst mal, um Zeit zu gewinnen: Ach schauen’S, so vieles ist doch wie immer.
Der FC Bayern, sagt man dann (profan, aber irgendein Beispiel muss ja kommen), ist Tabellenführer. Genau: Der Jogi Löw ist wieder mal der schlechteste Bundestrainer, seit die Chinesen (immer diese Chinesen) angeblich erstmals auf dem Planeten im Jahr 2697 vor Christus gegen einen mit Federn und Haaren gefüllten Lederball getreten haben.
Auf einmal fließen die Argumente nur so. Der Laubbläser: laubbläsert noch immer zuverlässig morgens um sieben unterm Schlafzimmerfenster. Der Freiheitsdrang bayerischer Tiere, die Bilanz der vergangenen Tage liegt abrufbereit im Gedächtnis: drei ausgebüxte Esel (Lindau), ein Ochse (Kreis Neuburg-Schrobenhausen), ein Junior-Ochse (Kreis Landshut).
Ach, und die kleinen Missgeschicke des Alltags, sie waren nie weg. Die Uni-Arbeit, die statt in Bayreuth in Beirut landete (Hoppla, Deutsche Post!). Zuletzt die Frau in Neu-Ulm, die ihre Pizza mitsamt Karton in den Ofen schob. Was ratzfatz mächtig qualmte, tatütata, der Schaden zum Glück nur gering.
Zum Schluss das Totschlagargument: Fernsehen, die Konstante im Leben. Bis Dreikönig zeigen die ARD-Sender 19 (!) Mal „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, zum ersten Mal an diesem Sonntag.
„Dankeschön“, würde der Nachbar am Ende vielleicht sagen. Und dass ihn dieses C-Wort mal könne.