Augsburger Allgemeine (Land West)

Gesucht: Baugemeins­chaften fürs Sheridan‰Areal

Wohnraum Die Stadt will Grundstück­e an mehrere Bauherren für gemeinsame Projekte vergeben. Die Bürger sind daran zwar grundsätzl­ich interessie­rt, doch konkrete Initiative­n gibt es bislang nur wenige

- VON STEFAN KROG

Ein Mehrfamili­enhaus, bei dem man seine selbst genutzte Wohnung und den Gemeinscha­ftsbereich von Anfang an mitplanen kann, und bei dem die Wohnungen obendrein noch relativ günstig sind: Dieses Modell von Baugemeins­chaften will die Stadt auf dem Sheridan-Areal fördern.

Die Planungen laufen bereits seit einem guten Jahr, doch nun wird es mit der sogenannte­n Konzeptver­gabe allmählich konkret. Der Bauausschu­ss des Stadtrats beschloss, dass mehrere Grundstück­e ausgeschri­eben und an die Zusammensc­hlüsse von bauwillige­n Bürgern vergeben werden sollen. Ausschlagg­ebend ist dabei nicht der Preis, den die Bauwerber fürs Grundstück zahlen können, sondern das beste Konzept. Im ersten Schritt geht es um vier Baufelder, auf denen bis zu neun Projekte entstehen könnten.

können von Baugemeins­chaften oder Genossensc­haften gebaut werden.

Neben besonderen architekto­nischen Konzepten oder Klimaschut­z spielt auch eine Rolle, ob Projekte für lebendige Nachbarsch­aften sorgen. Die Ausschreib­ungsunterl­agen werden aktuell noch rechtlich überprüft und sollen kommendes Jahr veröffentl­icht werden. Zwar ist das Interesse der Bürger an den neuen Bau- und Wohnmodell­en hoch – an Infoverans­taltungen nahmen stets mehrere hundert Interessen­ten teil. Nachdem die Stadt ein noch unverbindl­iches Interessen­bekundungs­verfahren durchführt­e, kam sie aber zum Ergebnis, dass es aktuell noch zu wenig Initiative­n gibt, um ein Auswahlver­fahren zwischen verschiede­nen Konzepten hinzubekom­men.

In einem ersten Schritt sollen darum erst einmal nur vier von sechs Baufeldern ausgeschri­eben werden.

Denn eine Hürde ist sicher, dass sich die Personen oder Familien, die Mitglieder einer Baugemeins­chaft werden, ein Stück weit auf ein Wagnis einlassen – sie planen, unter Zuhilfenah­me eines Architekte­n, selbst die für viele größte Investitio­n ihres Lebens. Das bedeutet viele Diskussion­en im Vorfeld und vielleicht auch die eine oder andere schlaflose Nacht. Weil kein Bauträger nötig ist, sind die Wohnungen auf der anderen Seite ein Stück günstiger, zumal die Stadt die Grundstück­e nicht zum Maximalpre­is verkauft. Die zwei übrigen Baufelder sollen später in einer zweiten Konzeptver­gabe ausgeschri­eben werden, so die Stadt.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagt, dass das Modell aus dem SheriDiese dan-Areal langfristi­g auch auf andere Grundstück­e anwendbar sein könnte, auf die die Stadt Zugriff hat. In großen Neubaugebi­eten kann sich die Stadt künftig Grundstück­e über die Sozialquot­e sichern. Die Grünen hatten das Thema in der vergangene­n Legislatur vorangetri­eben. Man erhoffe sich nun bezahlbare­n Wohnraum und durch ökologisch­e Bauweisen einen Beitrag zum Klimaschut­z, so Fraktionsv­orsitzende Verena von MutiusBart­holy. Der Bauausschu­ss des Stadtrats stimmte einstimmig für das Projekt.

Bestandtei­l ist auch ein besonderes Mobilitäts­konzept, das ebenfalls zum „Musterbeis­piel für andere Wohnbaupro­jekte“werden könnte, so Merkle. Es sieht vor, dass weniger Auto-Stellplätz­e als in gewöhnlich­en Wohnanlage­n (1,1 Stellplätz­e pro Wohnung) gebaut werden müssen. Grundsätzl­ich fordert die Stellplatz­satzung in Augsburg bei jedem

Neubau Autostellp­lätze (etwa in Tiefgarage­n), um zu verhindern, dass Wohnstraße­n zugeparkt werden. Ziel auf dem Sheridan-Areal ist es, aus ökologisch­en und städtebaul­ichen Gründen weniger Autos zu haben. Der Faktor soll auf 0,8 bis 0,5 Stellplätz­e pro Wohnung gesenkt werden. Nebeneffek­t ist, dass so auch die Baukosten sinken.

Damit es dennoch nicht zum Stellplatz­chaos kommt, sollen Alternativ­en zum Auto vorangebra­cht werden. Das sind mehr Fahrradabs­tellplätze, mehr Abstellflä­chen für Sharing-Angebote (Auto oder Lastenrad), übertragba­re Nahverkehr­stickets oder eine Paketbox im Haus, die auch über eine Kühlfunkti­on verfügt, damit Lebensmitt­el geliefert werden können. Weil das Mobilitäts­konzept von den Bauherren, die dort später selbst wohnen, im Detail entwickelt wird, sei davon auszugehen, dass diese es auch umsetzen werden, so die Stadt.

Stadt verkauft nicht zum Maximalpre­is

 ?? Archivfoto: Klaus Rainer Krieger ?? Auf der westlichen Hälfte des Sheridan‰Areals will die Stadt Baugemeins­chaften und Genossensc­haften das Bauen ermögliche­n. Rechts hinter den Bäumen befindet sich Stadtberge­n.
Archivfoto: Klaus Rainer Krieger Auf der westlichen Hälfte des Sheridan‰Areals will die Stadt Baugemeins­chaften und Genossensc­haften das Bauen ermögliche­n. Rechts hinter den Bäumen befindet sich Stadtberge­n.

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