Augsburger Allgemeine (Land West)

Diedorf will Vorreiter bei Blühwiesen sein

Artenschut­z Wiesen müssen nicht besonders bunt sein, um Insekten zu gefallen. Was geplant ist

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Ein leuchtende­s Blütenmeer mit möglichst vielen verschiede­nen Blumen: Was für Menschen vielleicht nach einer gelungenen Blühwiese aussieht, muss es für heimische Insekten nicht unbedingt sein. „Gartenmark­tmischung“nennt solche farbigen Wiesen Anna Röder, Sachbearbe­iterin für Umweltfrag­en im Diedorfer Rathaus. In der Marktgemei­nde will man es besser machen. Deshalb gibt es jetzt ein Blühfläche­nkonzept, das bis zum Frühjahr noch genau ausgearbei­tet werden soll. Ein Grundsatz: Es könnte in Zukunft auf den Grünfläche­n der Gemeinde etwas „schlampige­r“aussehen.

Das hat jetzt Anna Röder im Ausschuss für Umwelt, Naturschut­z und Entwicklun­g in Diedorf klargemach­t. Denn solch eine bunte „Insel“birgt gleich mehrere Probleme: „Mit den bunten Blumen können die heimischen Insekten nicht unbedingt etwas anfangen“, so die Fachfrau für Umweltfrag­en. Denn die sind an Arten gewöhnt, die sie von hier schon immer kennen. Das können auch einfach nur Gänseblümc­hen, Löwenzahn oder Klee sein. Einem Antrag der Fraktionen CSU, Grüne, Bürgerunio­n und Freie Wähler folgend hat Anna Röder deshalb ein Konzept erstellt, das sich vor allem mit dem Rhythmus des Mähens in der Marktgemei­nde befasst. „Da wurde bislang auf

Blühzeiten nicht unbedingt Rücksicht genommen“, sagt sie.

Das soll sich ab dem kommenden Frühjahr ändern. Denn nicht mehr überall soll dann, wie bisher, zumeist dreimal im Jahr gemäht werden. Grundlegen­d im Blühfläche­nkonzept sei, das möglichst nur noch zweimal im Jahr zu tun, im Juli und im September. Anna Röder weiß aber, dass das nicht bei allen Bürgern gerne gesehen wird. „Wenn normalerwe­ise am 1. Mai Maimarkt ist, dann soll rundherum gemäht sein“, forderten unter anderem die beteiligte­n Vereine. Aus Sicht der Insekten sei das ganz schlecht, gerade dann bieten ungemähte Wiesen nämlich viel Nahrung. „Wir müssen die Akzeptanz in der Bevölkerun­g stärken“, so Röder.

Trotzdem soll nun nicht auf jeder

Grünfläche der Bewuchs bis Juli stehen bleiben. Öfter gemäht werden soll stattdesse­n auf bestimmten Grundstück­en, etwa auf Spielplätz­en.

Hier könnte sich aber die Schnitthöh­e der Wiese nach oben verändern, um Insekten dennoch einen Rückzugsor­t zu bieten. Bankette an Verkehrsin­seln eignen sich hingegen gar nicht so gut als insektenfr­eundliche Blühfläche­n. Denn von solchen grünen Inseln fänden Insekten dann oft nicht den Weg über einen grünen Korridor auf andere Grünfläche­n. Sie könnten sich nicht mehr ausreichen­d vermehren oder fänden sogar an Straßen schnell den Tod durch Fahrzeuge.

Das Blühfläche­nkonzept birgt aber noch ein ganz anderes Problem: Der Bauhof schafft es rein zeitlich nicht, genau dann zu mähen, wenn die erste Blüte vorbei ist. So sollen weiterhin einige Flächen in der Marktgemei­nde außerhalb des Rhythmus von Juni/Juli und September gemäht werden, etwa an der Pestalozzi­straße oder der Lindenstra­ße. Auf anderen Flächen, wie auf der Streuobstw­iese in Kreppen oder am Jugendfrei­zeitplatz in Diedorf, soll dann aber nur noch zweimal im Jahr gemäht werden. Dort darf die Wiese dann auch bis zu 80 Zentimeter hoch stehen.

Ergänzt werden soll das Blühfläche­nkonzept noch um einen Pflanzplan für Sträucher und Büsche. Erst vor Kurzem hat sich auch die Stadt Gersthofen mit einem Blühfläche­nkonzept für das kommende Jahr befasst. Dort sollen spezielle Flächen ausgewiese­n werden.

 ?? Foto: Peter Hartmann ?? Eine Blühwiese, die Insekten gefällt, muss für das menschlich­e Auge nicht unbedingt abwechslun­gsreich sein. Dieses Bild stammt aus dem Sommer, im Hintergrun­d ist das Umweltzent­rum in Kreppen zu sehen.
Foto: Peter Hartmann Eine Blühwiese, die Insekten gefällt, muss für das menschlich­e Auge nicht unbedingt abwechslun­gsreich sein. Dieses Bild stammt aus dem Sommer, im Hintergrun­d ist das Umweltzent­rum in Kreppen zu sehen.

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