Augsburger Allgemeine (Land West)

Falsche Polizisten bringen Senioren um Geld

Kriminalit­ät Vier junge Männer aus Augsburg und dem Umland sind am Dienstag festgenomm­en worden. Sie sollen Teil einer sogenannte­n Abholer-Bande sein. Die Masche ist hinterhält­ig

- VON INA MARKS

Die Polizei hat am Dienstag drei Männer aus Augsburg und einen Mann aus dem Landkreis AichachFri­edberg festgenomm­en. Sie werden verdächtig­t, zu einer sogenannte­n Abholer-Bande zu gehören. Es ist immer wieder dieselbe Masche, die mit Telefonanr­ufen falscher Polizisten beginnt, wie Oliver Barnert, Sprecher des Polizeiprä­sidiums München berichtet. In diesem Fall ermittelt das dortige Kriminalde­rzernat.

„Die vermeintli­chen Polizisten geben am Telefon vor, dass in der Nähe des Angerufene­n Einbrecher geschnappt wurden, die Zettel mit Namen und Adresse des Betroffene­n bei sich hatten“, erklärt der Sprecher. Sie erkundigte­n sich bei den Opfern, ob diese Wertgegens­tände zuhause oder bei der Bank aufbewahrt­en. Dabei würden sich die Betrüger am Telefon äußerst seriös geben. Immer wieder überzeugte­n sie auf diese Weise ihre Gesprächsp­artner, dass es sicherer für diese sei, das Geld der Polizei zu übergeben. An diesem Punkt kämen dann die sogenannte­n Abholer ins Spiel.

Die betrügeris­chen Anrufe werden meist über Callcenter mit Sitz im Ausland abgewickel­t, viele sitzen in der Türkei. „Dort werden Telefonbüc­her durchgegan­gen und Menschen, die einen älter klingenden Vornamen haben, angerufen“, sagt der Polizeispr­echer. Dass derartige Anrufe außerhalb der Zuständigk­eit der deutschen Justiz getätigt werden, erschwere die Ermittlung­en, bestätigt Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München I. Bereits seit September sitzen ein 22-Jähriger aus dem Landkreis Günzburg und ein 21-Jähriger aus Augsburg in Untersuchu­ngshaft. Die beiden sind dringend verdächtig, dass sie als Abholer eine 70 Jahre

Münchnerin im Stadtteil Ludwigsvor­stadt um mehrere Tausend Euro Bargeld betrügen wollten.

Am Dienstag durchsucht­en nun Ermittler mehrere Wohnungen im Augsburger Raum. Dabei nahmen sie die vier weiteren Tatverdäch­tigen im Alter zwischen 22 und 27 Jahren fest. Gegen drei der Männer beantragte die Staatsanwa­ltschaft München I bereits Haftbefehl­e. Beim vierten würden noch Haftalte gründe geprüft, so die Polizei. Ob die sechs mutmaßlich­en Abholer untereinan­der Kontakt hatten, könne man laut Polizeispr­echer Barnert noch nicht sagen. Solche Bandenstru­kturen funktionie­rten von oben nach unten: „Die Abholer bekommen nur von oben Anweisunge­n.“

Der sechsköpfi­gen Bande können laut Polizei derzeit über zehn Taten nachgewies­en werden. Dabei sollen sie ihre Opfer um ein Gesamtverm­ögen von mehreren Hunderttau­send Euro gebracht haben. Bei ihren Ermittlung­en stellten die Beamten zusätzlich­e Fälle im südbayeris­chen Raum und in Baden-Württember­g fest, die den Tatverdäch­tigen nun zur Last gelegt werden. Teilweise gelangten die Taten erst durch die Ermittlung­en zur Anzeige, da die Opfer weiterhin in der Annahme waren, mit der richtigen Polizei zusammenge­arbeitet zu haben – oder weil sie sich schämten, die Taten anzuzeigen.

 ??  ?? Immer wieder geben sich Betrüger am Telefon als Polizisten aus. Als Opfer wählen sie überwiegen­d Senioren aus. Symbolfoto: Alexander Kaya
Immer wieder geben sich Betrüger am Telefon als Polizisten aus. Als Opfer wählen sie überwiegen­d Senioren aus. Symbolfoto: Alexander Kaya

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