Augsburger Allgemeine (Land West)
Langweider verklagt die Ehrlich Brothers
Streit Als Unternehmer hat es der Veranstaltungstechniker Frank Nonnenmacher gerade ohnehin schwer. Zuletzt hat er im März für die Ehrlich Brothers gearbeitet. Doch Geld hat er dafür keines gesehen
Langweid Frank Nonnenmacher ist sauer: „Die Ehrlich Brothers sollten wohl eher Unehrlich Brothers heißen“, sagt er. Seine Wut ist verständlich. Der Langweider Veranstaltungstechniker glaubt, dass die berühmten Zauberkünstler und ihr Promoter ihm eine Menge Geld schulden. 8367 Euro und zehn Cent hat Nonnenmachers Firma Signon den Ehrlich Brothers in Rechnung gestellt. Dafür sollten Nonnenmacher und seine Mitarbeiter die Kameras für eine DVD-Aufzeichnung in der Olympiahalle installieren. Einen kompletten 38-Tonner haben die Kameras und ihre Podeste gefüllt. Die Shows hätten am 14. und 15. März stattfinden sollen, dann kam Corona. Die Shows wurden abgesagt. Nonnenmacher und seine Mitarbeiter hatten die Installation bereits abgeschlossen. Bezahlt wurde er aber nicht.
Die Ehrlich Entertainment GmbH und Co. KG war auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu einem Kommentar bereit und verweist auf den Promoter S-Promotions. Dort teilt man mit, dass es sich um einen Fall von höherer Gewalt handelt. „Jede beteiligte Firma trägt also ihre Kosten selbst“, betont Geschäftsführer Stefan Schornstein. S-Promotions sei ebenfalls auf beträchtlichen Kosten sitzengeblieben. Man habe allen beteiligten Firmen aber angeboten, an Bord zu sein, wenn die Veranstaltung nachgeholt wird oder die Ausfälle mit anderen Aufträgen zu kompensieren, wenn die Krise vorbei ist. Nonnenmacher verweist darauf, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllt habe und somit Anspruch auf das Geld habe.
Die Kosten für An- und Abbau müsse er trotzdem tragen, und sein Material sei trotzdem vermietet worden. „Wenn Sie ein Haus bauen und nicht dort einziehen, müssen Sie die Handwerker trotzdem bezahlen“, betont Nonnenmacher.
Der 54-Jährige braucht das Geld dringend. „Das war ein wichtiger Auftrag für mich“, sagt Nonnenmacher. Er kämpft ums Überleben seiner Firma: „Die Situation ist existenzbedrohend“, fasst er zusammen. Seine Firma hat sich auf Großveranstaltungen spezialisiert, die seit März schon nicht mehr stattfinden dürfen. Für ihn bedeutet das leere Auftragsbücher. Er hält sich über Wasser, indem er einen Teil der Firmen-Immobilie seiner Firma in Langweid vermietet und seine zwei festen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt hat. Auch seine Ausrüstung versuchte er schon zu verkaufen – ohne Erfolg. Eine schmerzliche Entscheidung, schließlich hat er sie sich in 40 Berufsjahren zusammengekauft, angefangen mit Ferienarbeit als Schüler. Allerdings ist es gerade schwer, einen Käufer zu finden: „Jeder, der das Zeug gebrauchen könnte, ist in der gleichen Situation wie ich, und zwar weltweit.“
Von der Politik fühlt er sich alleingelassen und fordert mehr Hilfen: „Wir bekommen für drei Monate 9000 Euro. Das sind 3000 Euro pro Monat. Das reicht für eine Firma mit unseren laufenden Kosten nicht“, ärgert sich Nonnenmacher. 1500 Euro davon gehen an seinen Steuerberater. Zudem darf er das Geld nur für seine laufenden Kosten verwenden. Wenn bei der Nachprüfung rauskommt, dass er das Geld für seine Lebenshaltungskosten verwendet oder sich gar ein Geschäftsführergehalt auszahlt, muss er alles zurückgeben. „Wenn man mir schon meinen Beruf verbietet, will ich Schadensersatz und keine Almosen. Da sieht man, was man dem deutschen Staat wert ist.“Die Situation macht ihm zu schaffen: „Ich habe ein Haus abzubezahlen und eine fünfjährige Tochter, um die ich mich kümmern muss“, sagt er.
Mit dem Veranstaltungsverbot habe man einer ganzen Branche den Boden unter den Füßen weggezogen. Und keiner kleinen. Laut einer Untersuchung des R.I.F.E.L- Instituts erwirtschaftete die Branche 2019 rund 129 Milliarden Euro und hatte fast zwei Millionen Arbeitsplätze: „Und es interessiert keine Sau! Und die Lufthansa bekommt währenddessen Milliardenhilfen“, ärgert er sich. Er habe Kollegen, die vor einem Jahr noch europaweit gefragte Spezialisten waren und nun von Hartz IV leben. Vier von ihnen hätten Selbstmord begangen. „Echte Corona-Opfer“, findet Nonnenmacher.
Ob er sein Geld bekommt, wird ein Gericht entscheiden. Nonnenmachers Anwalt hat bereits Klage gegen die GmbH der Ehrlich Brothers eingereicht. Die S-Promotions rechnet damit, dass es bis zu einer Entscheidung noch eine Weile dauern wird: „Momentan werden kaum Klagen zugelassen, und es wird Jahre dauern, bis es ein Urteil gibt“, schätzt Schornstein.