Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie steht Zusmarshau­sen zum Bahnausbau?

Erste Pläne für den Ausbau der Zugstrecke zwischen Ulm und Augsburg liegen vor. Drei von vier möglichen Trassen führen durch das Zusamtal. So reagiert der Gemeindera­t

- KATJA RÖDERER

Zusmarshau­sen Mit dem Zug in 26 Minuten von Ulm nach Augsburg? Was heute noch unvorstell­bar klingt, will die Deutsche Bahn eines Tages möglich machen. Wie das am besten funktionie­ren könnte, wird seit Jahren diskutiert.

Die Vorschläge sind vielfältig, die Begeisteru­ng über den Gleisausba­u hält sich in Orten wie Zusmarshau­sen allerdings in Grenzen. TGV und ICE werden hier auch in Zukunft nicht halten. Die Marktgemei­nde müsste trotzdem Flächen des Zusamtals für den Ausbau der Bahnstreck­e hergeben. Was also soll die Marktgemei­nde tun und vor allem wann?

Grundlage der Diskussion im Gemeindera­t waren vier bunte Linien, die auf der Landkarte auf unterschie­dlichen Wegen von Ulm nach Augsburg führen. Es sind die vier vorgeschla­genen Trassen für den Neubau der Bahnstreck­e. Sorgen bereitet den Mitglieder­n des Marktgemei­nderates vor allem, dass drei dieser Trassen durch das Zusamtal verlaufen würden. Wie Bürgermeis­ter Bernhard Uhl berichtete, bestehe die Möglichkei­t, an den Kreuzungsp­unkten der Linien auf eine andere Trassenfüh­rung zu wechseln, sodass insgesamt mehr als vier Varianten zur Debatte stehen.

Sie alle befinden sich auf einem Korridor von 500 Metern. Die Breite für zwei Gleise beträgt 20 Meter. Außerdem darf die Steigung der Bahnstreck­e höchstens 12,5 Meter auf einem Kilometer betragen. Der Kurvenradi­us liegt bei drei Kilometern. Die Bahn will zwischen Ulm und Augsburg eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 300 Stundenkil­ometern möglich machen. 2030 könnten dann Züge an Zusmarshau­sen vorbeifahr­en, die drei Stunden und 49 Minuten von Köln nach München brauchen. So jedenfalls sieht es der Bundesverk­ehrswegepl­an vor.

Im Moment dauert die Fahrt von Ulm nach Augsburg zwischen 38 und 43 Minuten, wenn alles gut geht. In Zusmarshau­sen befürworte­n viele einen Ausbau der Bestandsst­recke, um eine bessere Verkehrsan­bindung in der Region zu bekommen. Sie soll ertüchtigt werden, hieß es offenbar in der gemeinsame­n Sitzung der Kommunen im Oktober im Landratsam­t. Zusmarshau­sens Zweiter Bürgermeis­ter Walter Aumann (FWV) hatte daran teilgenomm­en und berichtete nun im Marktgemei­nderat davon.

Er erklärte, dass sich der Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) erkundigt habe, ob Zusmarshau­sen eine schnelle Trasse befürworte­n würde, die zunächst entlang der Bestandsst­recke von Augsburg nach Dinkelsche­rben führe und dann westlich von Zusmarshau­sen weiter über die sogenannte Autobahntr­asse verlaufe.

Weiter berichtete Walter Aumann, dass viele Tunnellösu­ngen angedacht seien. Er persönlich habe Zweifel daran, dass die Menschen in Zusmarshau­sen den Ausbau der Strecke akzeptiere­n würden. Sie seien durch die A 8 ohnehin schon sehr belastet, sagte er.

Das fand auch Susanne Hippeli (BLZus), die sich vor allem daran störte, dass die Trassen zum Teil quer durch den Naturpark Westliche Wälder verlaufen. „Wir wollen hier keinen Güterverke­hr“, erklärte sie in der Sitzung des Marktgemei­nderates. Ihr Fraktionsk­ollege Stefan Vogg sagte: „Ich hatte gehofft, dass wir heute einen Beschluss fassen, dass wir gegen diese drei Varianten sind.“Susanne Hippeli blies ins gleiche Horn. Andere Gemeinden hätten sich längst positionie­rt. „Wir wollen das nicht, also worauf sollen wir noch warten?“Das sah Harry Juraschek (BLZus) nicht anders.

Hubert Kraus (CSU) stellte klar, dass der viergleisi­ge Ausbau nur zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg angedacht sei, die neu zu bauende Strecke würde zweigleisi­g geplant. „Wir sollten jetzt nicht einfach nur Schlagzeil­en machen“, fand er. Christian Weldishofe­r bat Bernhard Uhl, mit anderen betroffene­n Gemeinden Kontakt aufzunehme­n, um sich abzustimme­n. Auch der Bürgermeis­ter wollte weitere Fakten abwarten. Ihm sei es wichtig, auf die Taktung des Nahverkehr­s zu achten und Bahnhöfe und Lärmschutz an der Bestandsst­recke auszubauen. Bei Gabelbache­rgreut solle seiner Meinung nach eine Begradigun­g der Strecke ins Visier genommen werden. Es dürfe nicht zu einer Mehrbelast­ung der Anlieger kommen, erklärt Bernhard Uhl. Dass es in der Nähe von Wörleschwa­ng einen Halt für Nahverkehr­szüge geben könne, wenn die Entscheidu­ng für die Schnellstr­ecke entlang der Autobahn fällt, hält er für nicht realistisc­h.

Im kommenden Jahr tagt der Projekt-Koordinier­ungsrat, in dem die Bahn mit dem Freistaat und den Landkreise­n Augsburg, Günzburg, Neu-Ulm und der Stadt Augsburg zusammenko­mmt. Auch Vertreter des Bundestags und der Verbände sind mit dabei. Noch geht es um die Grundlagen­ermittlung­en, ein nächster Schritt wären die Vorplanung­en.

Über den aktuellen Stand der Dinge informiert die DB-Netze alle Bürger in einem Webcast am Montag, 7. Dezember, ab 18 Uhr. Die Teilnahme erfolgt über einen Link auf www.ulm-augsburg.de.

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