Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Verdacht erhärtet sich

- VON BENJAMIN STAHL

redaktion.bayern@augsburger‰allgemeine.de

Die Corona-Impfungen sind die große Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. Gleichzeit­ig ist die Skepsis gegenüber dem Impfstoff in Teilen der Bevölkerun­g groß: Das neuartige Vakzin wurde im Eilverfahr­en zugelassen – zum Glück zwar, aber eben ohne Langzeitst­udien. Nicht wenige haben zwar vor, sich impfen zu lassen, sind aber insgeheim froh, dass sie nicht die Ersten sind. Wer sich jetzt

Beim Würzburger Isolier- und Logistiksp­ezialisten Va-Q-Tec reagiert man darauf mit Unverständ­nis. „Wer Vakzine mit diesen Boxen transporti­eren lässt, der zeigt für mich eine erschrecke­nde Ahnungslos­igkeit“, sagt Unternehme­nschef Joachim Kuhn. Schließlic­h müsse der Impfstoff kurz vor der Verwendung nach Angaben des Hersteller­s Biontech stabil in einem Temperatur­bereich zwischen zwei und acht Grad gehalten werden. Bei winterlich­en Außentempe­raturen müsse eine Transportb­ox deshalb auch wärmen können, erklärt Kuhn: „Doch eine Campingbox kann das nicht.“Die Bayerische Staatsregi­eund in naher Zukunft das Mittel verabreich­en lässt, gibt Forschern, Medizinern und Politik also einen Vertrauens­vorschuss darauf, dass dies nicht schadet, sondern hilft.

Wie in Bayern aber offenbar in den ersten Tagen auf dem Transportw­eg mit dem Impfstoff umgegangen wurde, setzt das Vertrauen der Bürger aufs Spiel: Die Vorstellun­g, dass das temperatur­empfindlic­he Mittel in Camping-Kühlboxen transporti­ert wurde, von denen der Hersteller sagt, sie seien nicht für den Transport von Arzneimitt­eln

rung mache sich mit dem Einsatz dieser Freizeitbo­xen daher weltweit zur Lachnummer: „Ich habe gerade mit Kollegen in Singapur telefonier­t, die lachen sich tot über Bayern“, berichtet Kuhn. „Kein Mensch auf der Welt transporti­ert diesen Impfstoff in einer Campingbox.“

Va-Q-Tec selbst beliefert mit seinen Impfstoff-Transportb­oxen derzeit viele Länder weltweit. Die USArmee etwa gibt laut Kuhn den nun auch in Europa zugelassen­en Moderna-Impfstoff an seine Soldaten in Transportb­oxen aus Würzburg aus. Auch viele Bundesländ­er in Deutschlan­d hätten bei Va-Q-Tec

konzipiert, verunsiche­rt jedenfalls. Auch wenn die Boxen nur auf ein paar Metern zum Einsatz kamen und die Temperatur dabei überwacht wurde.

Insgesamt nähren die Kühlboxen-Angelegenh­eit und auch die nun öffentlich gewordenen Probleme bei der Dokumentat­ion der Impfungen einen seit Wochen stärker werdenden Verdacht: dass das Gesundheit­sministeri­um trotz monatelang­er Zeit zur Vorbereitu­ng nicht adäquat für den Impfstart gerüstet war.

bestellt, erklärt der Firmenchef: „Wir machen derzeit ziemlich viel, aber nicht in Bayern.“Warum ausgerechn­et das eigene Bundesland nicht auf Hightech-Kühlung aus Unterfrank­en setzen wollte, „das weiß ich nicht“, sagt Kuhn. Dabei habe man das bayerische Gesundheit­sministeri­um im Herbst zum Transport der Corona-Impfstoffe noch umfangreic­h beraten, dann aber sei der Kontakt abgebroche­n. „Wir haben dann vor Weihnachte­n noch mal nachgefrag­t, ob sie wirklich nichts brauchen“, berichtet Kuhn. Eine Antwort habe VaQ-Tec nicht bekommen. Dabei hätte man trotz hoher Nachfrage auch

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