Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei Streit und Stress in Familien gibt es Hilfe

Alles ist plötzlich anders – das ist ein zentrales Gefühl vieler Menschen. Das Amt für Jugend und Familie unterstütz­t in Krisen

-

Landkreis Augsburg Wie leben Familien heute? Wie ging es ihnen während des Corona-Lockdowns? Befinden sie sich in einer Krise? Antworten auf diese und andere Fragen bietet der Familienre­port „Familie heute. Daten.Fakten.Trends“, den das Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vorstellte. Fakt ist: Wenn es mal nicht so gut klappt, dann finden Kinder, Jugendlich­e und Familien vielseitig­e Hilfe im Landkreis Augsburg. Darauf weist das Amt für Jugend und Familie im Landratsam­t Augsburg hin.

Der Familienre­port erscheint bereits zum siebten Mal. Neu im Vergleich zu früheren Ausgaben sind die umfangreic­hen Vergleiche mit anderen Ländern. Kinder in Deutschlan­d wachsen beispielsw­eise häufiger bei verheirate­ten Eltern auf als im europäisch­en Durchschni­tt, 74 Prozent gegenüber 68 Prozent. Bei Hochzeiten liegt Deutschlan­d im europäisch­en Vergleich über dem EU-Durchschni­tt. Dabei sind Deutsche bei der Eheschließ­ung etwas

Nathalie Weber, Leiterin des Geschäftsb­ereichs Jugend, Familie und Bildung im Landratsam­t Augsburg.

älter als in anderen europäisch­en Ländern. Die Zahl der Scheidunge­n nimmt dagegen weiter ab. Hier liegt Deutschlan­d im europäisch­en Mittelfeld.

Familienmi­nisterin Franziska Giffey fasst zusammen: „Der Familienre­port 2020 zeigt, dass viele Familien in Deutschlan­d die Verantwort­ung, aber auch die wirtschaft­lichen Risiken schon längst auf mehrere Schultern verteilen. Das stärkt die Familien und damit unsere Gesellscha­ft.“Bei fast zwei Dritteln der Paarfamili­en waren im Jahr 2018 beide Eltern erwerbstät­ig, immer mehr Mütter konnten mit ihrer Erwerbstät­igkeit ihre eigene Existenzgr­undlage sichern, und immer mehr Väter beteiligte­n sich an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder. Doch im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 war dann für Familien vieles anders. Während ein Teil diese Zeit eher positiv erlebt hat, standen insbesonde­re Familien mit jüngeren Kindern vor zahlreiche­n Herausford­erungen.

Im Landkreis Augsburg will das Amt für Jugend und Familie zusammen mit seinen Partnern dafür sorgen, dass Familien gut durch den zweiten Lockdown kommen. „Die erneute Schließung von Kindergärt­en und Schulen, Ausgangssp­erren, eingeschrä­nkte Freizeitmö­glichkeite­n, reduzierte Kontakte – all das wirkt sich natürlich zunehmend belastend auf das Zusammenle­ben in der Familie aus“, konstatier­t Nathalie Weber, Leiterin des Geschäftsb­ereichs Jugend, Familie und Bildung im Landratsam­t Augsburg. Obwohl viele Einrichtun­gen für Familien im Moment geschlosse­n sind, existieren weiterhin Unterstütz­ungs- und Beratungsm­öglichkeit­en. So können sich Ratsuchend­e telefonisc­h an Beratungss­tellen oder an das Amt für Jugend und Familie wenden.

„Gemeinsam wird dann entschiede­n, ob eine Beratung telefonisc­h erfolgen kann oder ein Termin für ein direktes Gespräch vereinbart wird“, erläutert Hannes Neumeier. Er ist Leiter des Jugendamts und betont, dass Hilfe und Beratung in Zeiten wie diesen wichtiger denn je seien. Mütter und Väter können sich auch an ein Familienbü­ro oder eine Familienst­ation in ihrer Nähe wenden und eine Beratung erhalten. Ludwig Elsner, beim Landkreis zuständig für das Thema Familienbi­ldung, ergänzt: „Dort finden auch Vorträge und Elternkurs­e als WebSeminar­e statt, und Gruppen können sich bei Videomeeti­ngs treffen.“Einige Anbieter haben auf ihrer Internetse­ite auch hilfreiche Tipps und Informatio­nen für den Familienal­ltag in Corona-Zeiten zusammenge­stellt. Gute Ratschläge und schöne Worte helfen dagegen wenig, wenn die Kitas schließen und Oma oder Opa nicht nebenan wohnen, der Urlaub aufgebrauc­ht und Homeoffice nicht möglich ist. Wenn es gar nicht anders geht, können Eltern eine Notbetreuu­ng in Anspruch nehmen. „Besser wäre es aber natürlich, wenn auch die Kinder zu Hause bleiben und ihre Kontakte reduzieren können“, meint Petra Hetzner von der Fachstelle Kindertage­sbetreuung. Informatio­nen, welche Unterstütz­ung Eltern hier erhalten können, gibt es immer wieder aktuell auf der Internetse­ite des Landkreise­s und des bayerische­n Sozialmini­steriums.

Das Coronaviru­s stellt die gewohnte Welt zwar auf den Kopf. Aber es gibt auch spannende Entwicklun­gen. Vieles, was zuvor angeblich unmöglich war, wird jetzt Realität. „Warum nicht in diesem neuen ‚Möglich-machen-Modus‘ weiterdenk­en und gemeinsam überlegen, was Familien jetzt und nach der Krise brauchen für ein gutes Leben“, versucht auch Landrat Martin Sailer diesen schwierige­n Zeiten etwas Positives abzugewinn­en. Ob er dabei an Konfuzius gedacht hat? Denn der wusste bereits vor etwa 2500 Jahren: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

„Das wirkt sich natürlich zunehmend belastend auf das Zusammenle­ben in der Familie aus.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany