Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf wen setzt Laschet?

Parteitag Nach der Wahl des neuen CDU-Vorsitzend­en beginnt jetzt die Debatte um dessen strategisc­he Optionen. Selbst eine schwarz-gelbe Koalition ist plötzlich wieder ein Thema

- VON BERNHARD JUNGINGER, STEFAN LANGE UND GREGOR PETER SCHMITZ

Berlin Nach der Wahl von Armin Laschet zum neuen Vorsitzend­en der CDU steuert Deutschlan­d möglicherw­eise auf einen Lagerwahlk­ampf zu. Während FDP–Chef Christian Lindner für eine schwarzgel­be Regierungs­perspektiv­e im Bund wirbt, sehen sich die Grünen auf Augenhöhe mit der Union und wollen selbst den Kanzler stellen. „Wir kämpfen um die Führung in diesem Land“, betonte Fraktionsc­hef Anton Hofreiter im Interview mit unserer Redaktion. „Es geht also um Grün gegen Schwarz und nicht um Schwarz-Grün.“

Im Moment weisen die Umfragen eine komfortabl­e Mehrheit für ein schwarz-grünes Bündnis aus – mit der Union als stärkster Kraft. Auch SPD und Union könnten weiterregi­eren, das aber ist von beiden Seiten nicht gewollt. Ein konservati­vliberales Bündnis dagegen hat Stand heute keine Mehrheit, Union und FDP kommen je nach Institut zusammen nur auf Werte zwischen 42 und 44 Prozent. Die Wahl von Laschet allerdings, betonte Lindner gegenüber unserer Redaktion, werde das Verhältnis von Union und FDP verbessern. „Deutschlan­d muss wieder eine Politik für Wachstum und Beschäftig­ung und für die Modernisie­rung des Staates machen. Da sind wir in Nordrhein-Westfalen in der Regierung ein Faktor, das streben wir auch im Bund an.“

Zuvor hatte die CDU auf ihrem ersten digitalen Parteitag Laschet zum neuen Vorsitzend­en gewählt. Der für einen moderaten MitteKurs stehende Laschet setzte sich in der Stichwahl gegen den früheren Fraktionsc­hef Friedrich Merz durch, der als Hoffnung der Konservati­ven galt. Laschet holte im zweiten Wahlgang 521 Stimmen und wurde vermutlich auch dafür belohnt, dass er bereits Regierungs­erfahrung mit der FDP vorweisen kann. Merz kam auf 466 Stimmen. Der dritte Kandidat, der Außenpolit­iker Norbert Röttgen, hatte sich vor dem Parteitag gegen eine Koalition mit der FDP ausgesproc­hen. Er schied im ersten Wahlgang aus.

Laschet rief die CDU mit Blick auf das Wahljahr 2021 mit einer Bundestags­wahl und sechs Landtagswa­hlen zur Geschlosse­nheit auf. „Alle werden gegen uns sein, SPD, Grüne und Linke“, sagte er. Lindner betonte, Laschet sei oft unterschät­zt worden, aber die Ergebnisse sprächen für ihn. In NordrheinW­estfalen zu siegen, sei kein Selbstläuf­er, dort eine schwarz-gelbe Mehrheit zu bekommen, sei etwa so eine Leistung wie eine absolute Mehrheit für die CSU in Bayern.

Als CDU-Chef ist Laschet nun zwangsläuf­ig auch ein Anwärter für die Kanzlerkan­didatur der Union. Ob er es wird, muss der 59-jährige mit CSU-Chef Markus Söder klären. „Armin Laschet und ich werden, da bin ich ganz sicher, für alle weiteren Fragen, die mal anstehen, eine gemeinsame, kluge und geschlosse­ne Lösung finden“, sagte Söder. Nach einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes Civey für unsere Redaktion sind 48,5 Prozent der

Deutschen der Ansicht, dass durch den Wechsel bei der CDU Söders Chancen gestiegen sind, Kanzlerkan­didat zu werden. Nur 18,4 Prozent sind gegenteili­ger Meinung.

Die politische Zukunft von Merz dagegen ist nach dem Parteitag unklarer denn je. Einen Posten im Präsidium der CDU lehnte der Sauerlände­r ab. Dafür beanspruch­te er den Posten von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier. „Dem neuen Parteivors­itzenden habe ich angeboten, in die jetzige Bundesregi­erung einzutrete­n und das Bundeswirt­schaftsmin­isterium zu übernehmen“, betonte Merz. Bundeskanz­lerin Angela Merkel wies dieses Ansinnen umgehend zurück: Eine Regierungs­umbildung sei nicht geplant.

»Leitartike­l

Gregor Peter Schmitz über Laschet und die K-Frage

»Die Dritte Seite Die Marke Laschet: Szenen eines Parteitage­s. »Politik

Wie kommt die CSU mit dem Neuen klar? Und wie die FDP? »Das Interview Anton Hofreiter über den Wahlkampf der Grünen

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Foto: Daniel Biskup Zum CDU‰Chef ist Armin Laschet jetzt gewählt worden, aber wird er auch Kanzlerkan­didat der Union? Im Frühjahr will er das mit CSU‰Chef Markus Söder klären – dem baye‰ rischen Löwen, wenn man so will. Unser Bild entstand bei einem Besuch Laschets am Starnberge­r See im Sommer 2016.

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